Neu bei CrossOver31.12.2011: "Heut' ist Weltuntergang - ich zieh' was Feines an, den roten Anorak. Heut' ist der letzte Tag! Wir hab'n uns nimmersatt geaalt im Überfluß - jetzt sauf'mer Spiritus und warten auf den Schluß." Ein aktueller Text? Mitnichten - er stammt von Vicki Vomits "Ich mach's für Geld"-Album aus dem Jahre 1996 und wurde dort mit einer fröhlichen Weise unterlegt. Anderthalb Dekaden weiter überschreiten wir die Schwelle zum Jahre 2012, in dem mancherlei Weltuntergangsprophezeiungen bzw. -deutungen kulminieren. Zwar beschleicht einen hin und wieder das Gefühl, die Chinesen, die Maya und die Hopi-Indianer könnten nicht voneinander abgeschrieben haben, und selbst mit der Deutung bei Jehovas Zeugen, daß 1914 der Tag des Herrn begonnen habe und dieser dann mit der Apokalypse ende, wenn der letzte der 1914 noch am Leben gewesenen 144.000 Gerechten gestorben sei (was ja durchaus möglich wäre, wenn der besagte Mensch z.B. 1913 geboren wurde und 2012 im gesegneten Alter von 99 Jahren die Augen schließt), würde das Jahr 2012 als eine von mehreren Möglichkeiten übereinstimmen. Aber gemäß dem Luther zugeschriebenen, wenngleich nicht von ihm stammenden Wort vom Apfelbäumchen, das man auch am Tag vor der Apokalypse noch pflanzen solle, stecken wir selbstverständlich den Kopf nicht in den Sand, verbrennen die Brücken hinter uns vorsichtshalber noch nicht, arbeiten einfach kontinuierlich weiter und lesen gegebenfalls nochmal "Das Restaurant am Ende des Universums" aus Douglas Adams' Romanserie "Per Anhalter durch die Galaxis". Falls dann die Wintersonnenwende 2012, die unter den Buchmachern als Favorit gehandelt wird, tatsächlich die Wiederkehr von wem auch immer markiert, wird es dann eben kein CrossOver-Jahresschlußupdate 2012 mehr geben :-)
Den Himmel auf die Erde fallen sehen konnte man bei folgenden Events noch nicht: Mehr oder weniger apokalypsekompatible Klänge findet der Hörer auf folgenden Tonträgern:
Das Abschlußzitat stammt diesmal von Oliver Uschmann und ist als Zitat in seinem Interview mit dem noisy Neighbours-Zine zu finden; irgendwie paßt es auch als Motto für einen 2011er Jahresrückblick. (Daß, während diese Zeilen programmiert werden, im Hintergrund auch noch "Rest Calm" von Nightwish läuft, ist aber wirklich Zufall ...) Alles Gute für 2012 (wie lange es auch immer währen wird ...) wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
27.11.2011: Wer seine musikalische Sozialisation hauptsächlich in den Frühneunzigern erfahren hat, wird sich vielleicht noch an die Begleiterscheinungen erinnern, als die New Kids On The Block, eine seinerzeit enorm erfolgreiche Boygroup, 1992 ihren geplanten Rückzug aus dem Showgeschäft bekanntgaben: Teenies bestürmten die Band, doch bittebitte weiterzumachen, oder drohten reihenweise mit Suizid, und die Bravo richtete sogar ein eigenes Sorgentelefon ein, wo sich der geneigte, überwiegend weibliche Anhänger ausweinen und notfalls professionelle Hilfe in Anspruch nehmen konnte - von der Stimmungsvielfalt her war in den Reaktionen der Anhängerinnen jedenfalls alles dabei. Nun gibt in der Woche vor dem Totensonntag 2011 das Management der Münchener Freiheit eine Pressemitteilung heraus, in der steht, daß sich Bandgründer, Chefdenker und Leadsänger Stefan Zauner nach 31 Jahren von der Band trennen und solo weitermachen wird (zugleich wird auch schon der Name seines Nachfolgers bekanntgegeben, Stephan Thielen, ein Mann aus dem Umfeld der Söhne Mannheims). Was passiert? Nun, die Bravo richtet kein Sorgentelefon ein (wer sie heute noch liest, kann ja spaßeshalber mal nachschauen, ob überhaupt noch eine Meldung zu diesem Personalwechsel erschienen ist), aber heutzutage gibt es ja Fanforen im Netz, und wer unter www.freiheitforum.de mal nachschaut, entdeckt dort Erstaunliches: Langjährige Anhängerinnen (und auch ein paar Anhänger) der Band gebärden sich plötzlich wie Teenies, drohen zwar nicht mit Suizid, aber immerhin mit Streik, bis die Band wenigstens noch ein Abschiedskonzert für Stefan Zauner gäbe, und noch manch andere Kuriosität findet sich dort, wenngleich man festhalten muß, daß der Prozentsatz an zur Vernunft mahnenden Stimmen mit wachsendem zeitlichen Abstand zur Meldung ebenfalls gewachsen ist. Das war bei den New Kids On The Block aber auch schon so, wenngleich dort die zeitlichen Abstände etwas größer ausfielen. 2008 gab es bei denen dann übrigens eine Reunion und in vergleichbaren Fällen wie Iron Maiden oder Judas Priest auch. Bleiben wir also schön neugierig, wie es in diesem Fall weitergeht - Idealfall wäre natürlich, daß in Zukunft sowohl starke Zauner-Soloscheiben als auch starke Scheiben der "Restband" erscheinen, aber auch andere Szenarien sind denkbar. In bezug auf die Stimme des "Neuen", Stephan Thielen, ergibt sich übrigens eine interessante Matrix:
Unter den neu rezensierten Events finden sich weder die Münchener Freiheit noch die New Kids On The Block, sondern: Wer den Einleitungsabsatz aufmerksam gelesen hat, weiß natürlich, welche der dort erwähnten Bands unter den diesmaligen Tonträgerreviews vertreten ist und welche nicht:
Das Abschlußzitat stammt als sinngemäße Wiedergabe aus einem Interview, das Stefan Zauner kurz nach Bekanntgabe des Splits dem SWR gab. "Bis wir uns wiedersehn", wünscht allen Lesern und Usern eine inspirierende Advents- und Weihnachtszeit (da das Jahresschlußupdate in traditioneller Weise erst zwischen Weihnachten und Silvester online gehen wird) Roland Ludwig aka rls
16.10.2011: So unreflektiert, wie derzeit mal wieder der Begriff "Wachstum" gebraucht wird, gab es selten eine überdenkenswürdige Terminologie in letzter Zeit. Mit welcher Selbstverständlichkeit von verschiedensten Seiten das Wachstum der Weltwirtschaft als alleiniges Allheilmittel aus dem Zustand, den man derzeit "Krise" nennt, postuliert wird, überrascht in seiner Unverfrorenheit und Alternativlosigkeit schon. Immerhin aber gibt es auch erfreulichere Konnotationen des Begriffs "Wachstum". Die CrossOver-Redaktion ist nämlich mal wieder um eine Mitstreiterin gewachsen - Josephine Ulrich bringt neben Begeisterungsfähigkeit auch musikwissenschaftliche Kenntnisse ein und kann dank eines breit gefächerten musikalischen Interesses fast als Allrounderin im besten Sinne des Wortes bezeichnet werden, wenngleich natürlich auch sie diverse Sym- und Antipathien an den Tag legt. So pflegt sie eine besondere Vorliebe für die reine Vokalkunst ohne Zuhilfenahme von Instrumenten, gemeinhin unter dem Terminus A-cappella-Musik bekannt, und das Interesse für diese Substilistik zieht sich dabei durch alle musikalisch dokumentierten Jahrhunderte.
Außerdem steht eine neue Folge der "Bücher der Gebrüder Kotte" online. Von den neu rezensierten Events, unter denen sich auch das wieder vom CrossOver präsentierte Standing On A Rock-Festival befindet, kam allerdings keines ohne Instrumente aus: A-cappella-Scheiben gibt es unter den diesmaligen Tonträgerreviews nicht, aber das wird sich sicherlich bald wieder ändern. Derweil unterbreiten wir die folgenden Angebote zum Wachstum der Tonträgersammlung (oder eben den Verzicht auf selbiges):
Für das Abschlußzitat werfen wir wieder einmal einen Blick, nein, nicht zu Max Merkel, sondern ins BI-Elementarlexikon in zwei Bänden aus dem VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1985. Die Wiedergabe erfolgt ungekürzt; über die Doppelfunktion des Begriffs darf sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Einen gedankenreichen Herbst mit wohldosiertem Wachstum wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
18.09.2011: Irgendwann in einem längst vergangenen Jahrzehnt: Die USA haben beschlossen, kommunistisch zu werden. Bei der UNO ist man zwar verwundert, aber okay - die USA sind natürlich frei in ihren diesbezüglichen Entscheidungen, stellt man kopfschüttelnd fest. Nur der sowjetische UNO-Botschafter protestiert energisch. Man fragt ihn verwundert nach dem Grund - schließlich sei das doch ein gewaltiger Sieg für sein politisches Lager. Die Antwort des Botschafters: "Und wer ernährt uns dann?"
Keine chinesischen Bands musizieren beim siebenten Standing On A Rock-Festival am 24.9.2011 in Mölbis südöstlich von Leipzig, nicht mal osteuropäische, dafür aber fünf vielversprechende Acts aus dem deutschen Underground. Das Festival wird natürlich wieder vom CrossOver präsentiert und infoseitig hier näher beleuchtet. Übrigens hat sich ein Kamerateam des Mitteldeutschen Rundfunks angesagt, um dem CrossOver-Chefredakteur bei seiner Liveberichterstattung etwas über die Schulter zu schauen. Da dieser es zudem fertiggebracht hat, im September im nordkaukasischen Pjatigorsk die Saisoneröffnungsvorstellung des dortigen Operettentheaters ("Die Fledermaus" flatterte durchs Gebälk) zu verpassen, muß die folgende Liste der neuen Eventreviews mit nur einer Veranstaltung aus postsowjetischen Gebieten auskommen:
Dafür ist bei den neuen Tonträgerreviews aber mal wieder die halbe Welt vertreten - exklusive China allerdings, dafür inklusive einiger förmlich sprechender Bandnamen und Albumtitel:
Das Abschlußzitat stellt ein Konglomerat aus drei Thesen dar, deren eine der Chefredakteur beispielsweise auf einem im Stadtmuseum Naltschik (Kabardino-Balkarische Autonome Republik) ausgestellten Plakat fand. Einen bildungsreichen Frühherbst wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
07.08.2011: Die Ahnengalerie der verstorbenen fortschrittlichen Musiker muß in der ersten Augustwoche 2011 um zwei völlig unterschiedliche Kräfte erweitert werden. Mit nur 45 Jahren versagten am 3.8. die Nieren von Andrew "Mac" McDermott ihren Dienst und raubten der Metalwelt einen Sänger, dessen Schaffen als Fronter von Threshold unvergessen bleiben wird - immerhin hatte es diese britische Band geschafft, eine kuriose Sorte von progressivem und dennoch völlig konventionellem, unexperimentellem Metal zu erschaffen, der seine Grenzen kannte und respektierte, sich innerhalb dieser aber mit größtmöglicher Freiheit und traumwandlerischer Sicherheit bewegte. Die Best Of-Doppel-CD "The Ravages Of Time" aus dem Jahr 2007 bietet sich für Einsteiger zum Kennenlernen an. Daß Mac im gleichen Jahr 2007 bei Threshold das Handtuch werfen mußte, weil die Band zwar zeitlich zumindest periodisch ein Fulltimejob war, aber nie zur Bestreitung des Lebensunterhaltes notwendige Summen abwarf, sei als Randnotiz des Musikgeschäftes nicht verschwiegen. Einen Tag nach Mac verließ dann Conrad Schnitzler die Erdoberfläche, mit seiner experimentellen Synthesizermusik ein Fortschrittlicher völlig anderer Art, bei Tangerine Dream involviert gewesen, an der Entwicklung von Kraftwerk nicht ganz unbeteiligt gewesen und kurioserweise auch mit dem zweiminütigen Intro "Silvester Anfang" auf dem 1987er "Deathcrush"-Demo der später aus außermusikalischen Gründen in die Schlagzeilen geratenen norwegischen Black Metaller Mayhem zu hören. Noch so ein Treppenwitz der Musikgeschichte ...
In der Vorschau beginnt sich das siebente Standing On A Rock-Festival am 24.9.2011 in Mölbis südöstlich von Leipzig langsam zu nähern - natürlich wieder vom CrossOver präsentiert und infoseitig hier näher beleuchtet. Sowohl vor- als auch rückwärtsgewandtes Musizieren traf man bei den in den neuen Eventreviews behandelten Ereignissen an: Die folgenden neuen Tonträgerreviews dürfen zwecks Meinungsbildung natürlich gerne mit Nachbarn, Freunden oder anderen Menschen diskutiert werden:
Sommerzeit ist Urlaubszeit (auch wenn die Definition von "Sommer" dieses Jahr unterschiedlich aufgefaßt wird ...), und so wird auch das CrossOver-Büro vom 20.8. bis zum 3.9. nicht besetzt sein, da sich der Chefredakteur mal wieder in den russischen Bergen umhertreibt. Das Abschlußzitat stammt (da Conrad Schnitzler ja nicht oder zumindest nicht hauptamtlich gesungen und getextet hat) natürlich von Andrew McDermott, und zwar aus dem Song "Stop Dead" vom "Subsurface"-Album aus dem Jahre 2004; ob der auch in weiteren Textteilen dieses Songs zu findende Kohelet-Anklang beabsichtigt war oder nicht, muß an dieser Stelle offenbleiben ... Einen lebendigen Spätsommer wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
10.07.2011: Journalismus ist ein verantwortungsvolles Geschäft - jedenfalls in der Theorie. Daß die Praxis hier nicht selten eine andere Sprache spricht, ist bekannt, nicht erst seit den Briten von News of the World, die justament am Tage des Onlinegehens dieses Updates ihre letzte Ausgabe herausbringen müssen, weil in einem Anflug von Gerechtigkeitssinn reihenweise Anzeigenkunden ihre Aufträge storniert haben, um gegen gewisse zweifelhafte Methoden der Informationsbeschaffung zu protestieren. Weit entfernt, uns in Deutschland nicht tangierend? Keineswegs, wie ansatzweise der Fall Nico Rosberg beweist, von dem das Zitat durch die Gazetten geisterte, Frauenfußball sei so etwas Ähnliches wie die Paralympics. Der Rennfahrer ergriff die Flucht nach vorn und veröffentlichte den kompletten Wortlaut des zugehörigen Gesprächs mit mehreren Journalisten - danach war klar, daß die Äußerung a) aus dem Zusammenhang gerissen worden und b) der ganze Antwortkomplex nur aufgrund provokanter Fragestellungen oder Thesen der beteiligten Journalisten zustandegekommen war. Soviel zum Thema Berufsethos und Ehrlichkeit bei Journalisten ...
Die Informationsbeschaffung bei den neuen Eventreviews lief stets auf der Grundlage geltender Gesetzlichkeit ab, wobei einer der reviewten Events ein interessantes Schlaglicht auf anderthalb Jahrhunderte zurückliegende journalistische Arbeitsmethoden wirft: Die folgenden neuen Tonträgerreviews dürfen zwecks Meinungsbildung natürlich gerne mit Nachbarn, Freunden oder anderen Menschen diskutiert werden:
Für das Abschlußzitat werfen wir wieder einmal einen Blick in "Max Merkels Läster-Lexikon des Fußballs". Der enthält zwar auch einen Spruch zum Thema "Frauenfußball", und unter "Journalisten" findet sich auch ein Eintrag, aber hier bei uns ins Grundthema paßt am besten die Äußerung beim Stichwort "Fotografen". Einen bilderreichen Hochsommer wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
05.06.2011: Jeder will alt werden, aber keiner will es sein - so spricht der Volksmund. Und er hat recht damit, wenngleich man bei allem natürlich die Perspektive im Blick behalten muß. Da bekommt etwa der Chefredakteur zu seinem 35. Geburtstag ein Interview aus der Zeitschrift "Junge Karriere" mit Rolf Dobelli zugespielt, der folgendes behauptet: "Man realisiert [mit 35], dass das Alter beginnt, und sieht zum ersten Mal Jüngere an sich vorbeiziehen." Das mag in etlichen Disziplinen zutreffen, aber wenn man beispielsweise regelmäßig Konzerte an Musikhochschulen besucht, ist man gegen derartige Probleme schnell immun, liegt der Zeitpunkt, an dem die bühnenaktiven Studenten jünger sind als man selbst, doch deutlich früher als bei 35. Dann aber behauptet wiederum ein 76jähriger Philosoph in einem Interview bei MDR Figaro am 4.6.2011, unter 40 könne man praktisch gar nicht ethisch handeln, weil man bis dahin damit beschäftigt sei, mittels eines gesunden Egoismus für die eigene Sippenerhaltung zu sorgen. Auch dafür aber gibt es mancherlei Gegenbeispiel (sowohl für die Ethik als auch für die Sippenerhaltung oder eben Sippen-Nichterhaltung). Es ist also wieder einmal wie meist: Generalisierungen helfen kaum weiter, die Welt ist bunt, und das ist in diesem Fall auch gut so. (Ganz nebenbei bemerkt: 1999 oder 2000 hörte der Chefredakteur einen Vortrag eines Theologen in der Altenburger Brüderkirche, der feststellte, daß die historische Person Jesus, von der man im Regelfall annimmt, sie sei mit etwas über 30 Jahren gestorben, mit diesem Lebensalter die damalige durchschnittliche Lebenserwartung schon beträchtlich überschritten hatte ...)
Quireboys-Sänger Spike wird auch nicht jünger und trinkt keinen Alkohol mehr - diese und andere Erkenntnisse ermöglichen die neu rezensierten Events, wo auch die eingangs erwähnte Musikhochschule wieder mal vertreten ist: Weitgehend altersunabhängig findet heute der Umgang mit Tonträgern als Selbstverständlichkeit statt. Aber auf den Inhalt kommt es natürlich immer noch an, und die folgenden neuen Tonträgerreviews helfen diesbezüglich gerne weiter:
Das Abschlußzitat kommt noch einmal von Rolf Dobelli und steht im oben genannten Interview; das darin enthaltene Lehrbeispiel aus dem Handbuch "Alliteration heute" ist originalgetreu so abgedruckt und bleibt an dieser Stelle unkommentiert. Einen nichtsdestotrotz träumerischen, nein, traumhaften Juni wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
08.05.2011: Was wäre der Mensch ohne ein Feindbild? Ob das nun im kleinen Maßstab ein Anhänger des verfeindeten Nachbardorf-Fußballklubs oder im Weltmaßstab ein riesiges Gespenst namens Kommunismus ist - an einem Feindbild richtet man sich auf, man findet für sich selbst eine Aufgabe, nämlich den Widerstand gegen das Feindbild oder gar die aktive Bekämpfung desselben. Was passiert, wenn ein Feindbild plötzlich nicht mehr da ist, hat man im Weltmaßstab seit dem Zusammenbruch bzw. der schrittweisen Selbstauflösung des Kommunismus in den letzten 20 Jahren erlebt: Als "Weltpolizist" sucht man nach neuen Feindbildern und findet derer gleich zwei - Saddam Hussein und Osama bin Laden. Das erste ist nun aber schon seit geraumer Zeit nicht mehr aktiv, und nun ist auch noch das zweite vom Erdboden verschwunden. Woher soll man nun ein brauchbares Ersatz-Feindbild bekommen, das namhaft genug ist, um weiterhin Weltpolizist und Feindbildbekämpfer spielen zu können? Da ist Einfallsreichtum gefragt, um bis zum Ende der Amtszeit Barack Obamas Anfang 2013 noch etwas Passendes zu finden. Aber vielleicht nimmt uns die 2012er Apokalypse ja schon vorher dieses Problem ab ...
Auf Events, wo Feindbilder kulturell aktiv sind, geht man ja im Regelfall gar nicht erst. Hier die Beweisliste: Und auch Feindbildtonträger kauft man natürlich gar nicht erst. Welche das sind bzw. welche nicht (je nach persönlicher Stilvorliebe), verrät die Liste der neuen Tonträgerreviews:
Gibt eigentlich Max Merkels "Läster-Lexikon des Fußballs" einen Kommentar zum Begriff "Feindbild" ab? Nein, stellt man beim Nachschlagen fest, aber einen zum Thema "Gegenspieler", der auch sehr gut paßt und daher diesmal als Abschlußzitat dient. Einen nichtsdestotrotz gegenspielerarmen Mai wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
27.03.2011: Auf die deutschen Massenmedien ist auch kein Verlaß mehr. Da wird lang und breit über dieses kaputte Atomkraftwerk Fukushima berichtet, wo doch Japan am anderen Ende der Welt liegt und es auf ein paar mehr verstrahlte Japaner nun auch nicht mehr ankommt, da finden sich seitenlange Abhandlungen über den Bürgerkrieg in Libyen, das zwar räumlich näher liegt, aber wohin im Gegensatz zu Ägypten eh niemand in Urlaub gefahren ist - und Meldungen von hochgradigster Bedeutung für die deutsche Volksseele kommen irgendwo weit dahinter. Um es klar und deutlich auszusprechen: Eisbär Knut ist tot, und das ist ein Verlust für das deutsche Volk! Was sollen wir jetzt nach dem Abgang schon der zweiten zentralen Identifikationsfigur des Volkes innerhalb kurzer Zeit (die erste war Karl Theodor zu Guttenberg, wenngleich der wenigstens noch am Leben ist) noch machen, da es sich doch um deutliche Zeichen der bevorstehenden Apokalypse handelt, wenn solche Gerechte (derer es bekanntlich nur 144.000 gibt) außer Dienst gestellt werden?
Daß bei den neuen Tonträgerreviews nun ausgerechnet sowohl Grave Digger als auch Reaper vertreten sind, ist allerdings purer Zufall, nicht aber die Tatsache, daß bei der Programmierung dieser Zeilen hier als akustische Untermalung gerade Tierra Santas "Apocalipsis"-CD im Player liegt (eine bewußte Themenwahl :-)):
Das diesmalige Abschlußzitat ist knapp 30 Jahre alt und bildet die Refrainzeile des einzigen Hits der schweizerischen Band Grauzone. Einen tränenarmen April wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
27.02.2011: Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. Das betrifft sowohl die derzeit in höherer Dichte kursierenden Guttenberg-Witze (und damit ist nicht Steve Guttenberg, einstmals Held der "Police Academy"-Klamotten, gemeint) als auch weniger naheliegende Exempel wie etwa das Scherzwort, Rudolf Steiner habe nicht nur alles gewußt, sondern das sei auch noch alles aufgeschrieben worden. Besagter Rudolf Steiner feiert nun am Updatetag seinen 150. Geburtstag, selbstverständlich nur im Geiste, aber das ist bei der vergeistigten Antihaltung seines Lehrsystems auch nicht weiter schlimm. Man muß sicherlich nicht gleich zum Jünger der von ihm begründeten Anthroposophie werden, um aus seinem Denksystem die eine oder andere weise Lehre fürs eigene Leben zu ziehen - aber für manche Anregung sollte man ihm doch dankbar sein, und sei es als simpelste Lehre die theoretische Selbstverständlichkeit, Kinder zu selbständig denkenden Menschen zu erziehen, die, wie wir alle wissen, im heutigen Schulsystem keineswegs eine praktische Selbstverständlichkeit ist, paradoxerweise nicht mal in dessen Waldorf-Zweig, der sich ja die Vermittlung der Steinerschen Lehren als Praxismodell auf die Fahnen geschrieben hat, aber immer wieder an menschlichen Schwächen scheitert. Was lernen wir daraus? Auch Theosophie und Anthroposophie eignen sich nicht als alleiniges Deutungsmodell der Welträtsel, immerhin liefern sie aber dem Synkretisten einen reichen Ideenpool, aus dem sich dieser eigentlich nur zu bedienen braucht - ob nun mit oder ohne Quellenangabe, womit wir wieder in Guttenberg-Landen wären ...
Die neuen Tonträgerreviews können auf Ausgrabungen und genüßliche Aufzählungen nicht angegebener "Inspirationsquellen" weitgehend verzichten:
Das diesmalige Abschlußzitat stammt nicht direkt von Rudolf Steiner - es ist das ursprüngliche Motto der Theosophischen Gesellschaft, in der und deren Abspaltungen Steiner jahrzehntelang aktiv war, und sollte zum intensiven Nachdenken anregen. Einen wahren März wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
30.01.2011 Viva la revolucion? Naja. Daß in solchen Fällen gern mal das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird, ist hinreichend bekannt, nicht zuletzt auf dem Territorium der Ex-DDR, wo es auch geraume Zeit dauerte, bis jemand öffentlich auszusprechen wagte, daß es durchaus auch ein paar erhaltenswerte Errungenschaften der DDR gegeben hatte, die man dann mühsam ein zweites Mal erfinden mußte. Vor ähnlichen Problemen stehen die Ägypter derzeit, wenngleich sie bei allem Respekt für die geplante Erringung von so etwas wie grundlegenden Bürgerrechten in mehrfacher Hinsicht übers Ziel hinausschießen. Politische Gefangene befreien - gut und schön, aber wenn man gleich das ganze Gefängnis stürmt und auch die wirklichen Kriminellen mit ausbrechen läßt, muß man sich über manche Begleiterscheinungen nicht wundern. Und in den laufenden Gesprächen über die Rückgabe von derzeit in europäischen Museen lagernden Kulturschätzen wie der Nofretete-Büste hat ein Volk, das während einer Revolution auch gleich seine eigenen Museen zerstört, natürlich schlechte Karten. Bilderstürmerei war noch nie ein Zeichen von Weitblick und Toleranz, ist es heute nicht und wird es auch in Zukunft nicht sein. Diese Lehre müssen sich freilich alle in Ägypten beteiligten Konfliktparteien ins Stammbuch schreiben lassen - einseitige Schuldzuweisungen helfen auch hier wie so oft nicht weiter. Die Lage bleibt jedenfalls spannend, nicht zuletzt auch für einen ägyptischen Nachbarn namens Israel ...
Mehr oder weniger Konfliktpotential, aber keinen Anlaß zur Bilderstürmerei boten die im folgenden betrachteten Events: Und zumindest einen der diesmal rezensierten Tonträger könnte man derzeit nutzbringenderweise nach Ägypten exportieren - nein, nicht "Revolution" von Gallows Pole, sondern "Iconophobic" von Salim Ghazi Saeedi, einem Iraner, der von der Lebenssituation her vor ähnlichen Herausforderungen wie die Ägypter steht. Was er draus macht und was es sonst noch so Klingendes gibt, steht hier:
Der anno 2010 verstorbene Ronnie James Dio hatte auf seinem 1984er Album "The Last In Line" einen Song namens "Egypt (The Chains Are On)" stehen, aus dem das diesmalige Abschlußzitat entnommen ist, das ein reichliches Vierteljahrhundert nach seiner Niederschrift förmlich wie die Faust aufs Auge paßt. Einen kettenarmen Februar wünscht allen Lesern und Usern Roland Ludwig aka rls
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