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KRÁPNÍK: Jakoby Sám
von rls

KRÁPNÍK: Jakoby Sám   (Eigenproduktion)

Kunststück: Nach dem "Sváty Klid"-Debütalbum tauschte Krápník-Bandkopf Ludek Navrátil mal eben seine kompletten Bandmitglieder aus - und der Zweitling "Jakoby Sám" klingt trotzdem exakt wie das Debüt, so exakt, daß man fast dessen Review kopieren und ein zweites Mal veröffentlichen könnte. Selbst der Fakt mit der Förderung durch die Kreisverwaltung Olomouc müßte nicht entfernt werden - auch in "Jakoby Sám" steckt öffentliches tschechisches Geld, und das ist, wenn man das Ergebnis hört, zweifellos gut angelegt. Der Liebhaber gediegen-geschliffenen melodischen Metals ohne vordergründig "kommerziellen" Touch wird jedenfalls auch am Zweitling Gefallen finden, sofern er das etwas unauffällige graue Cover im Laden nicht übersieht. Im Inneren wird das Booklet übrigens deutlich bunter - Navrátil und seine drei neuen Mitstreiter (der vierte, nämlich Keyboarder Pepa Hrabal, hat offiziell nur Gaststatus, während sein Vorgänger Kamil Rozsypal noch als festes Mitglied geführt wurde) sind dort nämlich als Mensch-ärgere-dich-nicht-Figuren zu sehen, und das natürlich in den knalligen Farben Gelb, Rot, Blau und Grün. Sonderlich knallig geraten die 41 Minuten in musikalischer Hinsicht allerdings nicht, aber das erwartet von Krápník ja auch niemand, und interessante Ideen hat Alleinkomponist Navrátil auch diesmal wieder etliche untergebracht. So beginnt "Ve Stínu" mit nahezu dem gleichen Drumrhythmus wie Queens "We Will Rock You" (ein Schlag ist anders), schwenkt dann aber schnell in einen vielschichtig arrangierten melodischen Metalsong um, der für Krápník-Verhältnisse einige gewagte Wechsel enthält und daher in diesem Kontext fast als progressiv angesprochen werden darf. Ähnliches trifft auf "Puvod" zu, wo man den Übergang vom Strophen- in den Refrainteil mehrmals hören muß, um ihn richtig zu deuten. Die instrumental gehaltenen Teile dieses Songs enthalten übrigens die druckvollsten Riffs des ganzen Albums, die auch mancher ins Midtempo schielenden Doomband gut zu Gesicht gestanden hätten. Apropos Doom: Wer hinter dem Titel "Tristitia" eine Coverversion des gleichnamigen Songs der gleichnamigen schwedischen Doomband vermutet, darf freilich als Witzbold erster Kajüte geoutet werden - das flotte Hauptthema wischt solche Gedanken schnell weg, der Rest der Songstruktur besteht aus einer Kombination einer Midtempostrophe, eines flotten Refrains und eines im ersten Teil ganz leicht orientalisch angehauchten, ebenfalls im Midtempo gehaltenen Hauptsolos, und natürlich ist der Song wie alle seine zehn Brüder dieses Albums in Tschechisch gesungen. Auch ganz leichte Spacerockanteile sind nichts Fremdes für Krápník, wie die Keyboards in "Královno, Promin" beweisen, und die eine oder andere Halbballade muß natürlich auch noch an Bord geholt werden, wobei "Anglický Park" schon an Songposition 3 steht, also doch ungewöhnlich früh, wenngleich den "Rekord" von Kreysons "Elixir Zivota"-Album (das auch für "Jakoby Sám" als passender Vergleich dienen kann, wie schon für seinen Vorgänger), wo "Na Moment" schon die zweite Position mit diesem Stilmittel ausfüllte, nicht brechend. Aber das dürfte auch nicht das Ziel Navrátils und seiner neuen Begleittruppe gewesen sein, und ihr Hauptziel, nämlich wieder eine gediegene Melodic Metal-Scheibe abzuliefern, haben sie zweifellos erreicht. Die Zielgruppe muß dabei ein Spektrum bis zum Akustikrock in "Loutka" aushalten, aber das dürfte für sie keine große Schwierigkeit darstellen, und Hrabals perlendes Klavierspiel im Hauptsolo stellt einen unverkennbaren Zusatzreiz dar. Nur "Jenom Kdybych Spal" endet irgendwie im arrangementösen Nichts, aber das macht schon das folgende "Svátky" mit seinen altertümlichen Hammondorgeln locker wieder wett, wobei hier druckvolle Strophen und ein mit Akustikgitarren unterlegter Refrain gekoppelt werden und der Song nicht nur aufgrund des Georgels auch bei Uriah Heep eine gute Figur abgegeben hätte, wenn man sich den doch deutlich anders gelagerten Gesang Bernie Shaws und eine leicht bluesigere Linie im Gitarrenspiel vorstellen würde. Die hymnische Halbballade "Tebe Nebýt", wieder ein wenig an Supreme Majesty erinnernd, wie man das schon auf dem Vorgängeralbum bei "Starosti Víly" feststellen konnte, schließt ein erneut gutklassiges und die Bedürfnisse der Zielgruppe exzellent erfüllendes Album ab, dem eine stärkere Verbreitung westlich und nordwestlich der tschechischen Landesgrenzen zu wünschen wäre. Wer gerade nicht im Raum Olomouc zu tun hat, kann auch gutsortierte Importhändler wie www.karthagorecords.de nach dem Album abgrasen.
Kontakt: www.krapnik.cz

Tracklist:
Jakoby Sám
Ve Stínu
Anglický Park
Stýská Se Mi
Tristitia
Puvod
Královo, Promin
Loutka
Jenom Kdybych Spal
Svátky
Tebe Nebýt


 



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