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The Quireboys, Shotgun Express   15.02.2011   Frankfurt, Nachtleben
von gl

"It's a fuckin' Tuesday night, for God's sake!" wird Spike im Laufe dieses Abends zweimal sagen mit einer Mischung aus Bewunderung und Begeisterung für den Alarm, den die nicht einmal 100-köpfige kleine Meute der britischen Band hier bereitet. Bemerkenswert, wenn zwei eingeflogene Engländer zuvor erzählen, dass The Quireboys vor 3 Tagen vor 1000 Fans in ihrer Heimatstadt Bradford gespielt haben! Auch passend: ein Gespräch am Nachbartisch, an dem zwei Frankfurter die alte Zeit beschwören: "Damals spielten die Quireboys noch im Vorprogramm von Aerosmith in der Festhalle, und heute kommt so 'ne altkluge arrogante 18-jährige Zicke namens Lena, die noch nie in ihrem Leben ein Konzert gegeben hat, und geht gleich in die Festhalle!" (oder sollte man eher traurig ob des leider stimmigen Inhaltes sagen ...!) Die Quireboys sind zurück auf deutschem Boden und lassen keinerlei Enttäuschung über die Größe des Clubs, in dem sie spielen, aufkommen - im Gegenteil: Auch mit im Gegensatz zum letzten Sommer anderem Bassisten und Drummer (hat's jemand bemerkt?) legen die Briten wieder einmal eine Spielfreude und positive Energie an den Tag, die man einfach bewundern muss. Wir haben unsere Rituale, die wir lieben und die gepflegt werden, so wie Quo grundsätzlich mit "Caroline" eröffnen, Manowar ewig mit "Manowar" oder die ersten Worte von Lemmy bei einem Motörhead-Konzert. Genauso warten wir heute regelrecht, bis "We are The Quireboys and this is Rock'n'Roll!" aus Spikes Mund kommt. Mir unverständlich, dass nicht mehr Frauen anwesend waren: Guy Griffin, neben Spike einzig verbliebenes Original-Mitglied, sieht doch aus deren Perspektive gut aus (oder Mädels?), Gitarre spielt er jedenfalls hervorragend. Sein Gegenpart, Doug Scarrat-Doppelgänger Paul Guerrin macht diesen Job auf der rechten Seite der Bühne ebenso gut. Ein wichtiger Bestandteil im Sound dieser Band ist Pianist/Keyboarder Keith Weir und auch wenn er in der linken Ecke fast ein wenig im Hintergrund sitzt, agiert er als Boogie-Man mit unverzichtbaren Klangaufwertungen. Spikes Frage "Hat diese Stadt überhaupt einen Fußballverein?" sorgt bei den zahlreichen Auswärtigen für Erheiterung, aber der erdige Rock'n'Roll, wie ihn kaum noch Combos so engagiert zelebrieren wie diese Band, lässt aus dem Grüppchen eine feierwillige Gemeinschaft werden. Bei der der Alkohol fließt - interessanterweise bei Spike heute nicht, er trinke nicht mehr! Das tat der Performance sichtbar gut, nachdem er vor 5 Jahren in Heidelberg von der Bühne wankte und 2010 in Balingen ebenfalls schon mit reichlich zugezogenen Gardinen agierte. "Searchin'" wird dem just verstorbenen Gary Moore gewidmet und Guy bringt die in all den Jahren gelernten einzigen deutschen Worte "Wie spät ist es?" an, die Uhr wird um 11 zurückgestellt auf "7 o'clock", bevor wie üblich zum Schluss "Sex Party" die Show beendet. Wieder einmal ganz großes Kino der Engländer.

Heute erstaunlich aufgeräumt: Spike  Guy Griffin

Der neue Drummer  Saß in der Ecke: Keith Weir

Die Inkarnation eines Trunkenbolds trinkt nix mehr?!?!  'Wie spät ist es?'

Die Setlist heute

Im Vorprogramm gab's für mich ein Deja-Vu mit drei Mitgliedern von Shotgun Express aus dem Schwabenland, die mit mir beim HEAT-Festival in der Crew agierten. Und die Jungs bewiesen, dass sie nicht nur offstage als fleißige Helferlein und Roadies sondern auch onstage als Rock'n'Roll-Band eine gute Figur machen. Okay, des Sängers Leistung ist ausbaufähig, aber sein Mut und seine Extrovertiertheit, in dem schmalen Höflichkeitsabstand vor der Bühne hin und her zu rennen, sowie die gitarrentechnische Leistung der Band waren ein munterer Anfang dieses gelungenen Dienstagabends, dessen Besuch sicher keiner der Anwesenden bereut hat.

Diamond Flow von Shotgun Express  Diamond Flow von Shotgun Express: Na, wer guckt denn da vom Unterarm?

Fotos: Georg Loegler






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