www.Crossover-agm.de OSSIAN: Örök Tüz
von rls

OSSIAN: Örök Tüz   (Hammer Records)

Mit etwas Verspätung hat nun auch noch das 2007er Album "Örök Tüz" von Ossian den Weg in die Kollektion des Rezensenten gefunden (ein Dank an Kollege CSB fürs Mitbringen aus Budapest!), und es erweist sich in der Analyse tatsächlich als eine Art Bindeglied zwischen dem relativ harten Vorgänger "A Szabadság Fantomja" und dem etwas zurückhaltenderen Nachfolger "Küldetes". Der Opener "Világtalan Világ (XXI. Század I.)" springt einen ohne Intro direkt an und erweist sich als Speedklassiker kantig-rauher, aber trotzdem melodischer Bauart, wie man ihn von Ossian kennt und liebt und bei dem der gemeine Mitteleuropäer halt nur wieder das Problem hat, daß er mangels Sprachkenntnissen Schwierigkeiten beim Mitsingen hat. Im Rückblick soll das auch der härteste Song unter den insgesamt 12 neuen bleiben (als Digipackbonus gibt es noch eine Neueinspielung von "Gyújtópontban", des Titeltracks des 2000er Albums), der Rest nimmt zumindest etwas Tempo heraus, wenngleich die doch recht rabiat-zupackende Produktion der Rhythmusgitarren auf "Örök Tüz" noch eher mit der auf dem Vorgängeralbum vergleichbar ist, was in Verbindung mit der äußerst melodiös angelegten Leadgitarrenarbeit von Richard Rubcsics und Attila Wéber reizvolle Effekte ergibt, die nicht allein auf einer Konfrontation beruhen, sondern sich durchaus als zusammengehörig offenbaren. Schön nachzuhören ist das beispielsweise in "Az Elmúlás Kertjében", das als hymnischer Melodic Rock beginnt, in der Überleitung zur zweiten Strophe dann aber eine schaufelnde feiste Rhythmusgitarre unter die zarten Gitarrenleads legt und damit zwar die Formatradiokompatibilität des Songs deutlich verringert, aber ein in künstlerischer Hinsicht voll und ganz befriedigendes Ergebnis zeitigt, das nicht zuletzt gerade von diesem Miteinander lebt. Nicht jeder der wieder recht knapp inszenierten Songs (die 13 bringen es summiert auf knapp 49 Minuten, also einen Schnitt, der nur knapp über dem von "Küldetes" liegt) erreicht derart außergewöhnliche Qualitäten, aber reizvoll sind auch die eher "normalen" Power Metal-Songs allemal, zumal es bekanntermaßen technischerseits keinerlei Abstriche zu machen gibt und auch der Drumsound erfreulicherweise nicht in die leicht künstlich anmutende Manier von "Tüzkeresztség" zurückfällt. "Fortissimo (Teljes Erövel)" macht seinem Haupttitel nur bedingt Ehre, aber der sehr kraftvolle Riffeinstieg, der ein wenig an Annihilators "Set The World On Fire"-Titeltrack erinnert, rechtfertigt die Bezeichnung schon, wenngleich es dann etwas zurückhaltender weitergeht. Rhythmisch außergewöhnlich, fast tänzelnd kommt "Trianon" daher, einer der wenigen Songs, die mit dezenten Keyboardtupfern noch eine Wirkungssteigerung, hier in Richtung eines hymnischen Refrains, erfahren haben. Dem Ungarischunkundigen nicht erschließbar ist der Zusammenhang der beiden "XXI. Század"-Tracks - neben dem erwähnten speedigen Auftakt kommt noch ein Stampfer mit dem Titel "Életre-Halálra (XXI. Század II.)" vor, allerdings nicht wie bei den beiden "Tüzkeresztség"-Teilen gleich im Anschluß, sondern erst an Trackposition 7. Der zweite Teil beinhaltet ganz leichte moderne Power Metal-Tendenzen im Riffing, allerdings auch eine schwach orientverdächtige Melodie im Intro, während der Rest des Songs sich im gewohnten melodischen Traditionsmetal bewegt und in mittleren Temporegionen verbleibt, deren Druck nur mal kurz per Doublebass-Einlagen erhöht wird. Daß sich Ossian bei aller Traditionsverliebtheit auch neuen Einflüssen nicht ganz verschließen, zeigen neben den gerade erwähnten Riffs auch "Alkony Elött" und "Álarcosbál", in denen Endre Paksi die Strophen durch einen Verzerrer singt, wenngleich der keineswegs so extrem eingestellt ist wie beispielsweise bei "Video Killed The Radio Star" der Buggles, um mal ein allgemein bekanntes Beispiel zu nennen. Die Quotenballade der CD heißt "Egyedül", allerdings braucht man keinesfalls eine Quotenregelung, um sich über ihr Vorhandensein zu freuen - im zurückhaltenden Dreiertakt wiegt einen das ungarische Quintett nicht in den Schlaf, sondern in einen Zustand romantischer Verzücktheit, der durch wunderbares Fretless-Bass-Spiel von Gast Miklós Küronya noch eine besondere Portion wohliger Wärme bekommt. Aus dem Traumzustand reißt einen "Álarcosbál" mit packenden Riffs dann schon früh genug wieder. Das "Gyújtópontban"-Album und damit die Originalfassung des Bonustracks besitzt der Rezensent bisher nicht, so daß er das Vergleichen anderen Menschen mit kompletterer Sammlung überlassen muß, wobei der etwas flottere, vom Speed aber weit entfernte Abschluß dem Album nach der langen Distanz wenngleich gut differenzierten Midtempos durchaus eine geschickte Wahl darstellt, die der "Normalversion" des Albums dann wahrscheinlich fehlt (hier schließt die nichtsdestotrotz hochklassige Hymne "Az Idö" den Reigen ab). Aber zwölf reguläre neue Songs mit gleich einem Stapel hochklassiger Exemplare darunter rechtfertigen auch so den Erwerb, egal in welcher Form. Wenn man gerade mal in Budapest ist, sollte die Beschaffung in den richtigen Läden nicht weiter schwierig sein, ansonsten kann man auch die gängigen Importhändler wie www.karthagorecords.de mal absuchen.
Kontakt: www.ossian.hu, http://shop.metalindex.hu

Tracklist:
Világtalan Világ (XXI. Század I.)
Fortissimo (Teljes Erövel)
Ösztön-Börtön
Az Elmúlás Kertjében
Szívvel - Lélekkel
Trianon
Életre-Halálra (XXI. Század II.)
Alkony Elött
Egyedül
Álarcosbál
Szememben A Világ Vagy
Az Idö
Gyújtópontban (2007-es Felvétel)
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver