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von ta

VADER: Welcome To The Morbid Reich   (Nuclear Blast)

Einige Hörer sind ja, was Vader angeht, ziemlich primitiv. Sie wollen, dass die Band bolzt und bolzt und bolzt. Und die kompromisslose "Impressions in Blood"-Scheibe von 2006, die hauptsächlich aus Blast Beats bestand, stellt deshalb ihr Lieblingsleckerli aus dem reichhaltigen Fundus der Band dar. Zu diesen Hörern gehöre ich. Vader war m.E. nie eine Band, die Abwechslung gut transportieren konnte - dafür dann doch zu stumpf, nicht interessant genug, was Riffing und Arrangements betrifft. Die inspirationslose "Necropolis"-Scheibe von 2009 zeigte das.
Nun ist es 2011, Piotr Pawel "Peter" Wiwczarek hat ein neues, knapp 38minütiges Album im Gepäck und "Welcome To The Morbid Reich" hat es geschafft, jeden Lügen zu strafen, der Vader in die reine Ballerecke verbannen wollte - mea culpa! Denn das Album ist abwechslungsreich und dabei richtig gut. "Welcome ..." hat von allem etwas: Orchestrale Stellen wie in "I Am Who Feasts Upon Your Soul" und dem Titeltrack; ein Tempospektrum, das von Blasts auf 280bpm über knallende Thrash-Beats bis in ganz viel Midtempo reicht. "Welcome ..." hat verdammt noch mal Melodie, und das nicht zu knapp: Zwar rifft Peter auch häufig in typischem Vader-Style tief auf der E-Saite rum, doch das Album ist durchzogen von eingängigen, teilweise anspruchsvollen Gitarrenspuren, die teilweise mehr nach Schweden als Polen klingen und obendrauf gibt es bergeweise Soli, in jedem Song eins, meistens mehr, und alle sind gelungen, durchdacht, vielfältig, melodiös (kein Slayer-Geschrammel!). Zweifler sollen sich mal die Schlusspassagen von "Come And See My Sacrifice" reinpfeifen - was für ein geiler Scheiß! Selbst im zweieinhalbminütigen "Lord Of Thorns", neben "Only Hell Knows" der einzige durchgängig flotte Song des Albums (der exemplarisch zeigt, woher die Crust-Deather Vomitory viel ihrer Inspiration beziehen), hat die Gitarrenfraktion es geschafft, gleich drei solistische Gitarrenausflüge unterzubringen. Ob Neuzugang Marek "Spider" Pajak an der Gitarre für die neue Vielfalt an der Axt zuständig ist, ist schwer zu sagen - ein wenig erinnert die Entwicklung von Vader mich aber schon an Deicide, die 2006 mit Ralph Santolla an der Gitarre "The Stench Of Redemption" aufnahmen und plötzlich musikalischer tönten als je zuvor.
Der Gesang ist unverkennbar Vader, doch auch hier gibt es mehr Abwechslung als zuletzt - oft legt Peter über sein heiseres Brüllgrowling eine höhere, keifende Gesangsspur, höre etwa das ultrafett gebolzte "I Had A Dream". Und auch was die Arrangierung der Stücke betrifft hat "Welcome To The Morbid Reich" viel zu bieten, von 6/4-Takten auf Slayer-Beats ("Welcome ...") bis hin zu Melodic Death, der nahtlos in feinstes Geprügel übergeht ("Don't Rip The Beast's Heart Out").
Die Band selbst hat dem Album einen Old-School-Anstrich verpasst. Der alte Schriftzug wurde wieder ausgegraben, der Albumtitel spielt auf das "Morbid Reich"-Demo von 1990 an, eine Neueinspielung von "Decapitated Saints" (im Original auf "The Ultimate Incantation", dem Debüt der Band, zu finden) ist enthalten und die Produktion ist auch wieder etwas erdiger als zuletzt. Ich, der ich mit den 90er-Veröffentlichungen von Vader weniger gut vertraut bin, genieße das Album als ein exzellentes Death-Metal-Album von 2011 - viel old-schooliger als etwa Behemoth oder Decapitated, klar, aber immer noch verdammt solide. Daumen hoch.
Kontakt: www.vader.pl, www.nuclearblast.de

Tracklist:
1. Ultima Thule (Intro)
2. Return To The Morbid Reich
3. The Black Eye
4. Come And See My Sacrifice
5. Only Hell Knows
6. I Am Who Feasts Upon Your Soul
7. Don't Rip The Beast's Heart Out
8. I Had A Dream
9. Lord Of Thorns
10. Decapitated Saints
11. They Are Coming (Instrumental)
12. Black Velvet And Skulls Of Steel



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