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Fotos, Vierkanttretlager   03.02.2011   Leipzig, Werk II
von kk

Die Emotionen, die Musik auslöst, sind vermutlich neben den durch Liebe verursachten die schönsten, die ein Mensch erleben kann: Gute Lieder sind Balsam für die Seele, fungieren als Ventil oder Gefühlsverstärker. In dieser Hinsicht läuft beim Konzert der beiden deutschen Bands Fotos und Vierkanttretlager im Werk II etwas gehörig schief, denn die Musik beider fährt zwar irgendwie in die Beine, löst aber im Inneren so gar nichts aus.
Beim Support Vierkanttretlager muss man das zugegebenermaßen noch einschränken, denn die Husumer schüren zumindest das Verlangen nach einfallsreicher, deutscher Musik. Eine Band muss nicht immer gleich tiefgründig sein, wenn sie mit schiefer, wehleidiger Stimme in kryptischer Metaphorik irgendetwas beklagt, das in Moll doch recht philosophisch klingt. Mitunter ist es nämlich doch nur die Essenz vieler geistreicher deutscher Indie-Bands, an deren textlicher und musikalischer Vorarbeit sich Vierkanttretlager dreist bedienen, wie beispielsweise in "SchlussAusRaus", das an allen Ecken nach Tomte klingt. Natürlich kann man zu dieser Musik sehr wichtig dreinschauen und auch eine Menge hineindeuten. Aber Kreativität hört sich anders an.
Im Gegensatz dazu beweisen Fotos auf ihrem erwachsenen, zweiten Album "Porzellan" mehr Einfallsreichtum und dringen in musikalische Gefilde zwischen Indie und Shoegaze vor. Das nehmen die Hamburger leider live zum Anlass, sich in den Schatten zwischen der aufgeregten Bühnenbeleuchtung zu verstecken. Solche Meister der Klangteppiche sind die vier dann doch nicht, als dass sie in Post-Rock-Manier schemenhaft im Dunkeln stehen könnten. Es bleibt eine distanzierte Band um Frontmann Tom Hessler und viele Songs, die man zu Hause exakt so hätte von Platte hören können. Um das klarzustellen: Das Konzert war nicht schlecht. Bei einigen Songs wie "Porzellan" wird sogar erst live deren Potential deutlich. Wenn Benedikt Schnermann am Schlagzeug in die Crash-Becken schlägt, bekommt man einen ziemlich genauen Eindruck, wie das wohl mit dem Elefanten klingt, der im Fachgeschäft für Geschirr Regale umreißt. Davon abgesehen macht die Band aber nichts aufsehenerregend Gutes und vor allem eines ist komisch: Die meisten deutschen Bands schicken das Publikum mit ein paar Textzeilen im Kopf nach Hause, die man am liebsten ganz groß an Häuserwände schmieren will. Tomte, Tocotronic, seit ein paar Jahren Herrenmagazin, sogar Die Toten Hosen. Bei den Fotos muss man da erst einmal eine Weile überlegen.

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