Ganz schön kalt sieht die Landschaft auf dem Cover des aktuellen, dritten Albums der finnischen Band Ghost Brigade aus. Weißer Nebel, Umrisse kahler und vielleicht abgestorbener Bäume, eine scharfkantige Bergkette. Da möchte man nicht viel Zeit zubringen. Vor dem Leipziger Conne Island ist es mindestens genauso kalt. Umso erfreulicher, dass trotz dieser Temperaturen so viele ihr Haus verlassen, sodass sich das sich die kleine Konzerthalle gut füllt.

  
Bevor Ghost Brigade das oben beschriebene Album "Until Fear No Longer Defines Us" live präsentieren, sind die amerikanischen Support-Bands Intronaut und A Storm Of Light an der Reihe. Intronaut spielen ihren komplexen Progressive Metal wie schon im Vorprogramm von The Ocean Anfang Juni auf konstant hohem Niveau. Joe Lester, der heimliche Frontmann am Bass, sorgt mit seinen Flageolett-Tönen für den charakteristischen Sound der Band. Schlagzeuger Danny Walker, der sich sonst im Grindcore, Goregrind und Death Metal bewegt, zeigt wieder einmal, dass die Brutalität, die er sonst an den Tag legt, der Virtuosität, mit der er Intronaut-Stücke spielt, nicht widerspricht. Nur der Gesang der Gitarristen wirkt wieder etwas eingeschlafen, aber das kriegen die Amerikaner hoffentlich bis zum nächsten Album auch auf die Reihe. An der Setlist hat sich unterdes nicht viel getan. Die meisten Songs stammen, beginnend bei "Elegy", vom Album "Valley Of Smoke".

  
Intronauts letzter Song "Australopithecus" müsste eine gute Überleitung zu den nun folgenden A Storm Of Light sein. Denn in diesem Song wiederholt sich ein wunderbar doomiges Motiv und das schlägt eigentlich zu der nun kommenden Mischung aus Sludge und Doom Metal eine schöne Brücke. Aber vom filigranen Progressive Metal Intronauts zum flächigen, tiefgestimmten und sehr viel düstereren Metal von A Storm Of Light - damit muss so manches Ohr erst einmal klarkommen. Hat es sich darauf eingestellt, tritt Josh Grahams barbarisches Gebrüll in den Vordergrund. A Storm Of Light spielen fast im Dunklen, ein bisschen Licht spendet nur der Beamer, der permanent Bilder von Bombenabwürfen, Bränden und Ruinen zeigt. Graham hält einen musikgewordenen Vortrag zum Thema "Welt". Sein Fazit: Sie ist schlecht.

  

  


Eine dritte Spielart düsteren Metals liefern Ghost Brigade, nur viel zugänglicher als Intronaut und klarer strukturiert als A Storm Of Light. Vor dem Auftritt selbst lassen die Finnen ein Remix von "In The Woods" laufen und füllen die Bühne mit Kunstnebel, was einer der Anwesenden ironisch mit "Season of Mist" kommentiert (dem Namen des Labels, bei dem Ghost Brigade unter Vertrag stehen). Der Remix neigt sich seinem Ende zu, die Band betritt die Bühne. "Clawmaster" ist der erste Song und der bringt sofort eine Enttäuschung mit sich: Manne Ikonens Gesang. Der Frontmann singt deutlich nasal, was für die Albumproduktionen so gut kaschiert wurde, dass es live erst einmal erschreckt. Ikonens Gebrüll hingegen ist markerschütternd, sodass die anderen stimmlichen Mäkel schnell vergessen sind, zumal Stücke wie "Traces Of Liberty" ohne herkömmlichen Gesang auskommen. Zwischen die Songs vom aktuellen Album "Until Fear No Longer Defines Us" mischen Ghost Brigade "Isolation Songs". Die Setlist gefällt oder gefällt nicht, je nachdem, wie man zu Ikonens Gesang steht. So ist auch "Soulcarvers" anfangs für den einen Segen, für den anderen Tortur. Erst das Finale mit dem durchdringenden Gebrüll dürfte wieder alle Anwesenden begeistern. Nach diesem Song verlässt die Band die Bühne, kehrt aber, ohne sich lange bitten zu lassen, zurück. Es ist halb eins und die Finnen beginnen noch einen Zugabenblock. Danach geht's aus der düsteren, von Ghost Brigade gezeichneten Welt wieder in die kalte, die vor dem Conne Island wartet.

Links:
www.myspace.com/intronaut
www.astormoflight.com/
www.myspace.com/astormoflight
www.ghostbrigade.net/
www.myspace.com/ghostbrigade

Fotos: Christian Bartsch

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