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Azure Ray, James Husband, Sir Simon Battle 15.02.2011 Leipzig, Schaubühne Lindenfels
von kk
Das wird ein bemerkenswert ruhiger Abend in der Schaubühne Lindenfels. Darüber sind sich im Vorfeld des Azure Ray-Konzerts viele einig. Drei Bands am Stück, die ihre Musik um leise Gitarren arrangieren, kaum durch ein Rhythmusinstrument strukturieren lassen und dazu sanft säuseln - wenn das nur nicht im Laufe des Abends aufs Gemüt schlägt.
Zuerst betritt der Keyboarder von Tomte, Simon Frontzeck, die Bühne. Heute ist er nicht ein Fünftel von Tomte, sondern ein Sechstel von Sir Simon Battle, jedoch allein. Mit der Gitarre spielt er genau die Lieder, die man von einem Mann mit Gitarre erwartet: viel Gefühl, nah am Herz und Gift an Sonntagnachmittagen. Schlägt in Serien wie "Scrubs" oder "Grey's Anatomy" das Schicksal zu, dann läuft solche Musik im Hintergrund. In manchen Liedern wird Frontzeck von einem adretten Schlagzeuger unterstützt, später nimmt er sein Smartphone, um einige seiner Melodien mit einem Beat zu unterlegen. "Ich weiß von mindestens zwei Leuten in diesem Raum, dass sie meine Nummer haben. Bitte ruft mich nicht an." Den Beat hätte auch der Schlagzeuger mit einem freien Bein übernehmen können, aber die Tatsache an sich sorgt für Lachen im Saal. Ebenso wie Frontzecks letztes Lied: ein Akustik-Cover von Cyndi Laupers "Girls Just Wanna Have Fun".
James Husband, zuvor auch bei "of Montreal", greift als nächstes zur Gitarre. Seinen Liedern fehlt, anders als bei Sir Simon Battle, merklich die Begleitung durch eine Band. Er weist sogar darauf hin, dass manche seiner Werke etwas rockiger gedacht sind und sich die Anwesenden bitte ein Schlagzeug dazu denken sollen. Aber ein Rock-Song ohne Schlagzeug bleibt eben ein Akustik-Song, vor allem wenn Husband von einer Cellistin begleitet wird. Spannung erzeugt er mit seinen Liedern kaum, was wohl daran liegt, dass die Melodien durchweg fröhlich und einfach, die Akkordfolgen absehbar und die Texte simpel und kindlich sind.
Azure Ray, bestehend aus den Gitarristinnen und Sängerinnen Maria Taylor und Orenda Fink, ist die erste vollständige Band bei diesem Konzert. Husband sitzt jetzt am Schlagzeug, seine Cellistin versteckt sich hinter Taylor und Fink, ein Bassist komplettiert das Gefüge. Trotzdem sind Azure Ray die leiseste Band des Abends: Als drehe sich die Erde nicht weiter, nehmen sich die Frontfrauen alle Zeit der Welt, um die Lieder so zu spielen, dass jedes Detail bemerkt werden und jeder Ton wirken kann. Nichts an Azure Ray ist flüchtig, manche Songs sind fast schon etwas zu ruhig. Ganz vorsichtig legen Taylor und Fink ihre Stimmen auf die Melodien, so wie dicke Schneeflocken langsam herabsinken und sanft aufeinander landen. Manchmal geschieht das träge und schleppend, oft aber ist es auch traumhaft schön. Wäre die ganze Schaubühne bestuhlt gewesen und wäre man nicht gezwungen gewesen, permanent das Gewicht von einem Bein auf das andere zu verlagern, hätte man diese Ruhe auch noch länger genießen können.
Links
www.myspace.com/jameshusband
www.ofmontreal.net/
www.sirsimonbattle.com/
www.myspace.com/sirsimonbattle
www.azureraymusic.com/
www.myspace.com/azureray
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