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7TH REIGN: Fallen Empires
von rls

7TH REIGN: Fallen Empires   (Eigenproduktion)

Brian Soulard dürfte Traditionsmetalanhängern noch von Eidolon ein Begriff sein, für die er einige Alben einsang, bevor er nach "Hallowed Apparition" (2001) seinen Hut nahm. Aber lange ohne Musik hat er es nicht ausgehalten, und so rief er gemeinsam mit dem Gitarristen Marios Panayiotis eine neue Band ins Leben. 7th Reign spielten ihren ersten Gig 2005 als Support von Sonata Arctica, brachten 2007 ein selbstbetiteltes Album heraus, das sich bisher hier nicht in den heiligen Wohnbürohallen eingefunden hat, und legten 2009 "Fallen Empires" nach, bisher das aktuellste konservierte Tonzeugnis der durch mannigfache Besetzungswechsel geplagten Band. Außer Brian und Marios ist jedenfalls zwei Jahre nach dem Release keiner mehr dabei, auch Bassist Adrian Robichaud nicht, der lange Jahre ebenfalls bei Eidolon aktiv war, die vermutlich aufgrund der anderweitigen Beschäftigungen der Drover-Brüder auf Eis liegen. Als Parallele zu Eidolon ist natürlich sofort Brians Stimme zu erkennen (und der Mann hat nichts verlernt, spielt nach wie vor sein gesamtes Stärkenspektrum aus und erinnert neuerdings manchmal ein ganz klein wenig an Christian Liljegren), aber im Direktvergleich gehen 7th Reign doch etwas anders zu Werke, haben mit dem kantigen, oft fast thrashlastigen Power Metal aus der Drover-Schmiede wenig zu tun, sondern segeln statt dessen auf klassischen Meeren des Melodic Metal mit Keyboardunterstützung und deutlicher neoklassischer Schlagseite, wiewohl sowohl Marios als auch Keyboarder Jared Tomlinson auf das übliche Herunterbeten von Bach- und Vivaldi-Skalen verzichten. Beide stellen ihre Talente sehr deutlich ins Gesamtbild der Band, ohne zwanghaften oder gar olympischen Ehrgeiz zu entfalten. Das Ergebnis erinnert im besten Sinne an skandinavische Bands wie Supreme Majesty oder auch Narnia, wobei 7th Reighn mit letztgenannten auch das religiöse Bekenntnis teilen, das sich allerdings nicht in evangelistischen Texten widerspiegelt, was einen gregorianischen Choral als Intro zu "Fallen Empires" selbstverständlich nicht ausschließt. Zudem offenbart der alleinsongwritende Gitarrist eine Vorliebe für ausladende Songkonstruktionen, allerdings ohne geballte Einfallsdichte, wie man sie heute eher gewöhnt ist. Mit acht Kompositionen kommt "Fallen Empires" problemlos über die Stundengrenze, und in diesen Kompositionen bricht sich ein traditionelles Songverständnis Bahn, das nicht auf der Ballung zahlreicher Elemente in kürzester Distanz beruht, sondern einem Einfall auch Zeit gibt, zu reifen, seine Wirkung zu entfalten und gegebenenfalls auch noch variiert und "durchgeführt", um mit einem Terminus aus der klassischen Sinfonik zu sprechen, zu werden. Das dürfte manchem heutigen Hörer hauptsächlich jüngeren Alters nur noch ein Gähnen entlocken, aber wer mit diesem Kompositionsverständnis aufgewachsen ist, der dürfte die Meisterschaft des Gitarristen in seinem Metier problemlos erkennen können. Freilich heißt das nicht, daß nun alle acht Songs auf einer einheitlich hohen Qualitätsstufe anzusiedeln wären, aber es gibt schon etliche Volltreffer. Da wäre gleich der flotte Opener "Servants Of The Lost" zu nennen, der den Hörer einerseits perfekt auf das Folgende vorbereitet, andererseits aber natürlich auch als eigenständiger Beitrag zu überzeugen weiß. "Fallen Empires" an vierter Stelle nimmt sein flottes Tempo wieder auf, nachdem besonders die Bandhymne "7th Reign" etwas angezäht gestaltet worden war und auch noch einen ganz leichten orientalischen Touch implantiert bekommen hat. Der Tastenlauf, der das zentrale Strukturelement von "Betrayed" bildet, kann sich anfangs noch nicht so richtig entscheiden, ob er den Song in Richtung Savatage oder in Richtung Narnia lenken soll, aber die restlichen Zutaten geben den Ausschlag für die Narnia-Richtung, zumal das auch noch der Song ist, wo Brian in einer bestimmten Lage am stärksten an Christian Liljegren erinnert. So entsteht also praktisch der beste Narnia-Song, den das Team Liljegren/Grimmark nie selbst geschrieben hat, und diese Aussage ist eindeutig als Kompliment zu verstehen, keineswegs als etwaiger Kopismusvorwurf - dafür schätzt der Rezensent zum einen Narnia viel zu sehr, und zum anderen haben die Schweden ihre Aktivitäten ja momentan sowieso eingestellt, so daß einem ein Ersatz als patentes Antidepressivum sehr gelegen kommt. Und die balladeske Entspannung in "Deliverance" mit geringsten Mitteln über reichlich drei Minuten gleichzeitig in Spannung zu verwandeln, bevor dann doch noch ein vielschichtiges Metalepos entfaltet wird, verrät ein weiteres Mal den Könner, der dann in "Requiem For The Dead" gar auf das gliedernde Stilmittel des Gesangs verzichtet (von einigen vokalen Einwürfen Kasia Soulards, Brians sechsjähriger Tochter, abgesehen), auch ansonsten noch einmal die Anzahl verschiedener Passagen reduziert und trotzdem über zehn Minuten nicht langweilt, indem die Schichtungen und Kombinationen das geschickte Händchen des Arrangeurs ein weiteres Mal deutlich machen. Der Generation Hektik von heute wird das alles kaum gefallen, aber melodicmetallische Traditionslisten dürften an "Fallen Empires" ihre wahre Freude haben, und für Narnia-Anhänger ist die CD wohl als Pflichterwerb zu deklarieren.
Kontakt: www.7threign.com

Tracklist:
Servants Of The Lost
Unbeliever
7th Reign
Fallen Empires
Betrayed
The Other Side
Deliverance
Requiem For The Dead



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