www.Crossover-agm.de EIDOLON: Hallowed Apparition
von rls

EIDOLON: Hallowed Apparition   (Metal Blade Records)

Hm, da hatte ich offenbar in die Lyrics des letzten Eidolon-Werkes "Nightmare World" etwas zuviel hineininterpretiert. Erschien mir das Ganze doch wie eine Aufarbeitung all der Negativitäten, die in dieser Alptraumwelt auf einen einströmen, auch wie ein Versuch, sich durch ebendiese hindurchzulavieren - und dann lese ich in Eidolon-Interviews, daß das alles "nur" kleine Sci-Fi-Stories düstereren Charakters wären. Trotzdem sind solche Interpretationsansätze auch beim neuen Werk der vier Kanadier, "Hallowed Apparition", offenbar nicht ganz aus der Luft gegriffen, denn schon auf dem Cover fliegt eine kettenschwingende Mixtur aus Prometheus, Superman und Dracula mit offenkundig böser Absicht über einen großstädtischen Moloch, und auch "Feed The Machine", Drogensucht thematisierend, glänzt keineswegs durch Irrealität. Sei's drum, konzentrieren wir uns lieber auf die Musik, denn trotz düsterer Riffs ist die doch wesentlich lebensfroher ausgefallen, wie man nicht zuletzt an "Forever Be Free" hört, das ich mir irgendwie auch gut auf Helloweens "The Time Of The Oath" vorstellen könnte. Die restlichen Kompositionen kommen allerdings nicht so nah an die Melodic Speed-Grenze heran, sondern verbleiben eher im klassischen Power Metal-Land. Da Eidolon auch live mit einer Gitarre auskommen müssen, konzentrieren sie sich mehr auf urwüchsige Riffpower als auf ausgedehnte Leadgitarrenspielereien, ohne aber letztgenannte ganz zu vergessen. Etwas geradeausliniger als auf "Nightmare World" sind sie zudem geworden - damit leider aber auch etwas gleichförmiger. Auflockernde Elemente wie Akustikgitarrenintros sucht man auf "Hallowed Apparition" fast vergeblich, und ein candlemassiger Doomsong, das Tempospektrum nach unten abrundend, ist ebenfalls nicht aufgekreuzt. "Hallowed Apparition" steht wie ein Block vor dem Hörer, was den Zugang zur Platte nicht eben erleichtert, obwohl Monotonie dankenswerterweise ausbleibt. Dafür sorgt auch Sänger Brian Soulard, denn dessen Melodielinien sind wiedererkennbar und gehen dank des transparenten Sounds auch nicht im Riffgewitter unter. "Mind Alterations" mit seinem halbakustischen Solo lockert "Hallowed Apparition" dann erstmals etwas auf, das fast umgehend von einem treibenden Riff niedergedrückte Akustikintro zum Titelsong macht indes die Grundrichtung der Platte nochmals deutlich: Hier regiert der Stahl über die Seide. Das muß ja nichts Schlechtes sein, sofern der Stahl aus Solingen kommt und nicht aus einer Billighütte, wo man ihm kübelweise Fremdzutaten beimixt. Hört man "Hallowed Apparition", dann wird deutlich, daß Solingen in Kanada liegen muß (genauer: es ist ein Vorort von Toronto), auch wenn Accept deswegen noch lange nicht mit umziehen müssen. Nur an einigen Stellen hätte ich mir längere Auswalzungen einzelner Passagen gewünscht, so beim Titeltrack, der doch etwas abrupt aufhört. Aber Trommler/Alleinkomponist Shawn Drover wird sich schon was dabei gedacht haben, und am Urteil, daß "Hallowed Apparition" eine gute Metalplatte geworden ist, läßt sich spätestens nach dem hymnischen Rausschmeißer "Atomic Rage" (das Solo hätten durchaus auch Gamma Ray schreiben können) nicht mehr rütteln.
Kontakt: www.metalblade.de







www.Crossover-agm.de
© by CrossOver