Namen wie Sophie Scholl und Dietrich Bonhoeffer sind sicherlich vielen Menschen ein Begriff und stehen stellvertretend für Mut und Standhaftigkeit in einer Zeit, in der wahre christliche Werte und das Einstehen dafür die Gefahr bargen, für seinen Glauben auch in unserem Land zum Märtyrer zu werten. Im vorliegenden Buch werden fünfhundert Einzelschicksale beschrieben, die letztendlich alle ihren Einsatz und nicht zuletzt das Bekennen ihres Glaubens mit dem Leben bezahlten. Da viele dieser Lebenswege mit Bildern des Betroffenen versehen sind, wirkt alles noch greifbarer und der Anonymität beraubt. Die teils sehr detaillierte Schilderung der Schicksale und das Wissen, dass es sich hier um Tatsachen und nicht um Fiktion handelt, hinterließ bei mir ein sehr beklemmendes Gefühl. Und wenn man dann dazurechnet, dass selbst diese fünfhundert nicht ausreichen, sondern die wahre Zahl nie wirklich fassbar sein wird, sieht man jedes einzelne Schicksal mit noch anderen Augen. Kinder, die auf ihre Väter warten, Jugendliche, die in den sicheren Tod gehen, Ungewissheit und auseinander gerissene Familien dokumentieren eine Zeit, die sich niemand ernsthaft zurückwünschen kann. Also, auch durchaus der Aufruf an alle Fleischmützen (des rechten Lagers) und deren Sympathisanten, sich dieses Buch durchzulesen (keine Angst, ihr schafft das). Kleiner Wermutstropfen ist hier allerdings der Einstieg in Form von mehreren Aufsätzen zu verschiedenen Themen, die nicht immer dem Lesefluss dienlich sind und bei Otto Normalverbraucher (also zum Beispiel bei mir) eher abschreckend wirken, da sie teilweise etwas sehr wissenschaftlich aufgezogen wirken. Nichtsdestotrotz lohnt es sich dranzubleiben oder bei Bedarf eben auf die genannten Biografien zu wechseln, da dieses Thema auf alle Zeit im Gedächtnis bleiben sollte. Nichts ist schrecklicher als die Realität ...

Harald Schultze/Andreas Kurschat (Hrsg.)/Claudia Bendick (Mitarbeit): "Ihr Ende schaut an ...". Evangelische Märtyrer des 20. Jahrhunderts. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2006. 765 Seiten, Festeinband, ISBN 3-374-02370-3, 48 Euro. www.eva-leipzig.de

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