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Elements Of Rock   04.-06.03.2011   Uster (CH), Stadthofsaal
von dh, tk und Tim Ziegeler

Der Flyer zur Veranstaltung
Fast zwei Monate früher als üblich ging das achte Elements Of Rock über die Bühne, aber auch in diesem Jahr schickte uns der Allmächtige prächtiges Wetter mit viel Sonnenschein und vorfrühlingshaften Temperaturen. Nachdem wir im vergangenen Jahr die Europa-Premiere von X-SINNER feiern konnten, sollte es nach 18 Jahren endlich ein Wiedersehen mit unseren Metalhelden SACRED WARRIOR geben, die ältere Semester noch von ihrer 1993er Abschiedstour in bester Erinnerung hatten. Daneben betraten WHITECROSS und Bluesakrobat Rex Carroll nach langer Zeit mal wieder Schweizer Terrain.
Besonderes Augenmerk richtete die fromme Metalgemeinde auf die norwegischen Blackmetal-Veteranen ANTESTOR, die nach zwischenzeitlichem Split in Uster ihre Reunion feierten. Daneben beehrten zum allerersten Mal die immer noch existierenden Frankfurter Metalköppe LIGHTMARE (aktuelles Album "The Fool" ;-)) und die heimischen Truemetaller EMERALD das EOR. Für Spannung und musikalische Abwechselung waren demnach wieder gesorgt im Stadthofsaal.

Freitag, 04.03.
In diesem Jahr durfte ich meinen Silberpfeil mal wieder quälen. Außer einem etwas längeren Stau auf dem Züricher Nordring kamen wir auch recht gut durch und erreichten pünktlich vor Festivalbeginn den Veranstaltungsort, wo sich schon einige neugierige Besucher eingefunden hatten. (tk)

Freakings
In diesem Jahre hatte die Schweizer Band Freakings die Ehre, das Elements Of Rock 2011 zu eröffnen. Bei dieser dreiköpfigen Band handelt es sich aber nicht um Newcomer. Schon 1996 lärmten sie unter dem Bandnamen Lion Of Judah. Dann folgte aber eine langjährige Pause, im Herbst 2008 folgte der Namenswechsel zu Freakings. Ende 2009 erschien sogar eine Demo-CD, die mir aber unbekannt ist. Nun, was ich live beurteilen konnte, sind die Jungs auf jeden Fall ein recht lustiger Haufen, der seinen thrashig angehauchten Metal plus Metallica-Medley gekonnt zum Besten gab. Als erster Anheizer kann ich hier sagen: Gelungen. (dh)

Twinspirits
Italienischen Bands eilt beim EOR der Ruf voraus, für eine faustdicke Überraschung sorgen zu können. Die schwedisch-italienische Progmetal-Combo TWINSPIRITS machte diesbezüglich keine Ausnahme und servierte dem EOR-Publikum einen professionellen Auftritt. Mit dem dritten Longplayer "Legacy" im Gepäck überzeugte der Fünfer mit einer überaus interessanten Mischung aus vertrackten Songstrukturen und melodischen Refrains, die zwar nicht sofort im Ohr hängen blieben, den professionellen Anspruch der Band aber deutlich machten. Sicherlich darf auch hier der Referenzfaktor DREAM THEATER als Maßstab herangezogen werden, an deren Niveau sich die Herrschaften zweifelsohne orientieren. Da ich mich mit den Studiowerken der Band bisher noch nicht beschäftigt habe, kann ich zu einzelnen Songs und ihrer livehaftigen Umsetzung wenig sagen. Besonderes Augenmerk verdiente Schlagwerker Dario Ciccioni, der unheimlich flüssig trommelte, selbstverständlich mit der gebotenen Präzision. Basser Alberto Rigoni nahm aufgrund einer Knieverletzung dauerhaft auf dem Barhocker Platz, während Sänger Göran Nyström mit großen Gesten und noch größerer Stimme das Publikum anheizte. Wie schon TIMESWORD im vergangenen Jahr fand sich mit den TWINSPIRITS auch in diesem Jahr ein exzellenter Vertreter des Prog-Genres.

Rex Carroll
Wer nun geglaubt hätte, mit der nachfolgenden Bluesrock-Session von REX CARROLL und seiner Band (= WHITECROSS ohne Scott Wenzel) würde sich das Publikum zurückziehen und Kräfte für die Hauptacts sammeln, der wurde eines Besseren belehrt. Dichtes Gedränge vor der Bühne und eine spürbar knisternde Spannung schon beim kurzen Soundcheck und Stimmen der Sechssaitigen - diesmal hatte Rex seine Les Paul zu Hause gelassen. Auffallend war, dass Basser Benny Ramos, den wir in Ennepetal eher introvertiert und unterkühlt wahrgenommen hatten, richtig aus sich herausging und permanent den Kontakt zu den Fans suchte, scherzte und mit seinen Bandkollegen herumalberte. Rex produzierte mal wieder erdbeerige Riffs am Fließband und entlockte seiner Sechssaitigen unglaubliche Akkordfolgen, die einen einfach nur in Erstaunen versetzten. Der Hauptakteur hielt sich angesichts des engen Zeitplanes mit längeren Ansagen diesmal zurück und stellte seine musikalische Mission klar in den Vordergrund. "Sweet Home Chicago" wurde ebenso begeistert abgefeiert wie das sleazige "Find A Way", bei dem man die Augen schließen konnte und sich mit einem Bier in der Hand relaxt zurücklehnen konnte. Der Gig wirkte insgesamt ungezwungener und mitreißender als noch beim LOR, woran das wesentlich quirligere Publikum großen Anteil hatte. (tk)

Deuteronomium
Vor drei Jahren habe ich die finnischen Jungs Deuteronomium leider verpasst, da ich berufsmäßig verhindert war. Macht ja nichts, eine zweite Chance ergibt sich immer. Und so kam ich dann endlich in den Genuss von Stücken wie "Spell Of Hell", "Street Corner Queen", dem gelungenen Coversong "Red River" von One Bad Pig - und gibt es einen besseren Worshipsong als "Northern Praise"? Nein! Dies sahen die Besucher des Elements wohl ähnlich und feierten die Melodic Thrash/Deather gehörig ab. Ein kleiner Wermutstropfen: Warum gab es am Merchstand so schnell keine Shirts mehr in XL?

Emerald
Nun folgte die wohl truemetallischste Bands des Festivals. Die Eidgenossen EMERALD haben sich nicht nur in der heimischen Szene einen exzellenten Ruf erspielt. Warum man als Verfechter des reinen Stahls allerdings ein Keyboard auf die Bühne stellt, welches eh nur als Attrappe dienen kann, bleibt indes unklar. Die Gitarrenfraktion schüttelte ein ums andere Mal ein paar markante doppelstimmige Leads aus dem Ärmel, die von zumeist stampfenden midtempolastigen Rhythmusparts der Marke ACCEPT eingerahmt wurden. Sänger Thomas Winkler, der im vergangenen Jahr noch mit T-RAGE an selbiger Statt auf der Bühne stand, ist mit seiner ausladenden Gestik und dem theatralischen Stageacting allerdings weniger ein True Metal-Shouter. Auch wenn er sich redlich Mühe gab, eine gewisse Diskrepanz zum Rest der Band blieb, so dass der Funke auch nicht gänzlich überspringen wollte. Selbstverständlich versprühten EMERALD jede Menge teutonischen Pathos, ohne die ganz großen Hymnen oder Schlachtgesänge im Programm zu haben, aber mit der bandeigenen Eloge "Emerald Knights" vollbrachte das Sextett noch mal eine Punktlandung zum Ende ihres Sets. EMERALD legten einen soliden Gig auf die Bretter, der an etwas früherer Position in der Running Order vielleicht noch mehr Begeisterung entfacht hätte. (tk)
Setlist EMERALD
Where's Your God
Revenge
Witches Tower
Pipes Are Calling
Secret Agenda
Bard Of The King
Mutiny
Escape
Emerald Knights

Fallen Walls
Wieder wurde es sehr spät beim Elements. Trotzdem harrte ich tapfer aus, um noch wenigstens die ersten Songs von der deutschen Nachwuchsband Fallen Walls zu belauschen. Mir war die Band bisher nur vom Hörensagen ein Begriff, obwohl sie sich schon Ende 2005 gründeten und Anfang 2007 sogar ein Fünf-Song-Demo veröffentlichten, was aber wieder irgendwie an mir vorübergegangen ist. Ich glaub', ich werd' langsam alt. Dafür brachten Fallen Walls ihr druckfrisches Debütalbum "Declaration Of War" mit, das sie zu einem absoluten Spottpreis für zehn Euro plus Shirt und Sticker verkauften. Wer konnte dazu schon nein sagen? Also horchte ich absolut jungfräulich in den Set und mir blieb gerade der Song "Your Way Of Life" im Ohr hängen. Cooles eingängiges Eröffnungsriff, und die thrashmetallastige Mucke (der Sänger schien streckenweise viel alte Tourniquet-Sachen gehört zu haben) rannte bei mir eh offene Türen ein. Wer sagt denn bitte, daß unsere Szene keine Newcomer hat? (dh)

Samstag, 05.03.
Nach dem wie immer bestens bestückten Hotelfrühstück ging es wie immer zum Gottesdienst mit unserem Metalpreacher Bob Beeman. Diesmal gab es aber noch ein besonderes Schmankerl: Bei der Worshipband sang und bediente die Gitarre außer Jim LaVerde noch Rex Carroll von Whitecross und so gab es eine Lobpreissession der ganz besonderen Art. Warum habt ihr am Mikro nicht noch Rey Parra von Sacred Warrior geholt? Dann wäre die Old School-Metalfraktion fast vollständig gewesen.
Nach dem obligatorischen Schokkieeinkauf war noch ein wenig Relaxen angesagt, bevor es wieder in die heiligen Hallen ging.

Earth:Link
OK, die Tapferkeitsmedaille ging dieses Jahr eindeutig an Marc Dobat. Erstmal eine coole Aktion, ähnlich wie bei Gates Of Immortality mit Earth:Link eine Band mit jungen Nachwuchsmusikern zu gründen. Marc spielte zuletzt 2002 mit seiner alten Band Cherubim in der Schweiz, mit Cherubim eröffnete er übrigens schon 1993 schon mal für Sacred Warrior auf ihrer Deutschlandtour. Und was passierte ausgerechnet an diesem Abend? Da eröffneten Earth:Link mit einer saftigen Dosis Metalcore den Abend und Marc (Sänger und Gitarrist) knickte mit dem Fuß um. Sein lapidarer Kommentar: "Oh, da habe ich mir wohl den Fuß umgeknackst bzw. vielleicht meinen ersten Bänderriss zugezogen" - er spielte den Gig mit seinen drei jungen Mitstreitern zu Ende, um sich danach in die Notaufnahme fahren zu lassen und hinterher mit Krücken beim Elements wieder zu erscheinen, um mitzuteilen, dass er einen Achillessehnenriss hat. Truer geht's nimmer, dableiben und die restlichen Bands nicht zu verpassen - und nochmal auf diesem Weg gute Besserung. Marc, du warst der Held des Abends. (dh)

Lightmare
Ja, es gibt sie noch. Auch wenn man glaubt, die Frankfurter Powermetaller LIGHTMARE hätten schon längst Patina angesetzt, überraschen sie die Metalgemeinde in unregelmäßigen Abständen mit immer noch passablen Live-Auftritten. In diesem Jahr gaben sie endlich ihre livehaftige EOR-Premiere. Und obschon man gerade das 20-jährige Bandjubiläum feierte, wirkten die Herren und die Dame recht jung und frisch an diesem Abend. Alles andere als eingerostet frickelte sich Andi durch die Songs, was nicht verwunderlich ist, glühen bei TANKARD permanent seine Finger, so dass er in Sachen Technik und Geschwindigkeit immer noch zu den besten Gitarristen Deutschlands zu zählen ist. Neben altbekannten Gassenhauern des "The Fool"-Albums ("Terrion", "Rebellion", "The One") wurden auch wieder die "Vampires" auf die bangenden Horden losgelassen und neue Songs ("Sense Of Life" ... *hüstel*) in die Meute geschmettert. Timon präsentierte sich in bestechender Form und konnte auch gesanglich für einige Glanzmomente sorgen. Sicherlich gehören LIGHTMARE zu den Bands, die wir mit am häufigsten in unserem Metallerleben auf der Bühne erlebt haben, an diesem Abend unterstrichen sie aber mit einer starken Live-Performance, dass sie nach wie vor fester Bestandteil der Szene sind, und empfahlen sich für weitere Bühnenshows. Den schlussendlichen Höhepunkt erreichten die Frankfurter mit dem STRYPER-Paradestück "Soldiers Under Command", welches von den Fans quasi im Alleingang gesungen wurde. Grande Finale eines durchweg starken Gigs. (tk)

Thy Bleeding Skies
Ähnlich wie Deuteronomium habe ich Thy Bleeding Skies vor drei Jahren leider verpasst. An diesem Abend war es aber was Besonderes für die schwäbisch/finnische Band, und zwar eine Releaseparty. Nach ihrem 2008er Album "Chapters Of Downfall" präsentierten uns Thy Bleeding Skies an diesem Abend ihr frisches neues Werk "Autumn Souls", das man gleich bei Whirlwind Records abgreifen konnte. Weil bei Thy Bleeding Skies am Gesang und an der Gitarre Claudio und am Bass Thorsten tätig sind, die ja bekannterweise auch bei Sacrificium spielen, hoffe ich doch, eine Releaseparty in diesen Jahr auch von letztgenannter Band endlich zu erleben. Einen kleinen Seitenhieb diesbezüglich konnte sich Claudio jedenfalls auch nicht verkneifen. Aber zurück zu Thy Bleeding Skies: Mir ging die Band bisher immer ein wenig unten durch, gespannt war ich dann aber natürlich auf das neue Material, davon gab es mit Songs wie "The Chaos That Comes", "Memories", dem Titeltrack oder "The Inner Aspect" auch reichhaltig. Melodischer, skandinavisch angehauchter, oft im Midtempo gespielter Deathmetal wurde präsentiert und ich war schon beim Eröffnungstrack "The Chaos That Comes" erleichtert und voller Vorfreude, das neue Album an diesem Album geholt zu haben. (dh)
Setlist Thy Bleeding Skies:
Intro
The Chaos That Comes
Memories
Thy Bleeding Skies
Curveball
Autumn Souls
At The Edge
Insomnia
The Inner Aspect
The Sky Still Bleeds
Burning Angels
The Fallen

Sacred Warrior  Bruce
Die Spannung stieg ins Unermessliche. Was würden uns SACRED WARRIOR nach fast zwei Dekaden Abstinenz bieten? Würde Rey Parra noch die ganz hohen Töne treffen? "War Torn Hero" ist sicherlich nicht unbedingt ein Opener nach Maß, aber schon das nachfolgende "No Happy Endings" mit messerscharfem Riffing und Powerdrumming sorgte für schüttelnde Haarprachten. Anfänglich war die Gitarre von Bruce direkt vor der Bühne kaum zu hören, ab "Children Of The Light" sollte sich das aber ändern. Die häufig bemühten Vergleiche mit QUEENSRYCHE stimmen auch nur zum Teil, da die Mannen schon immer dem epischen US-Powermetal zuzuordnen waren, was sich besonders in den Songs "Rebellion" und "No Happy Endings" niederschlägt. Der Sound war ultrafett und die Bassdrumm wummerte wohlig durch die Magengegend. Das leidenschaftliche und technisch hoch anspruchsvolle Drumming von Tony Velazquez ist immer noch ein Augenschmaus, und selbstverständlich wurde ihm ein kurzes wie heftiges Solo zugestanden, das von den Besuchern lautstark bejubelt wurde. Sicherlich mag man über die optische Bühnenwirkung von Rey etwas schmunzeln, aber wenn er gesund und nach wie vor so gut bei Stimme bleibt, darf er gern noch etwas runder werden. Der Powerkracher "Fire From Heaven" bildete den nächsten musikalischen Höhepunkt, den Rey dann doch einen Halbton tiefer sang, um die Stimmbänder für den finalen Schrei am Ende zu schonen. Die neuen Songs "Nightmare" und "Sacrifice", welche direkt aufeinander folgten, konnten in der Live-Umsetzung überzeugen und machen deutlich, dass die Band keineswegs vorhat, ihre Roots zu verlassen. Ein besonderes Schmankerl kredenzten uns die Jungs mit dem Knaller "Sword Of Victory", der vor 18 Jahren schon für kollektive Ohrgasmen sorgte. Zu "Holy, Holy, Holy" kam dann auch Jim LaVerde auf die Bühne, um diesen Praise 'n Worship-Klassiker mit anzustimmen. Leider ohne Zugabe, aber unter tosendem Applaus verabschiedeten sich SACRED WARRIOR zum Pausenbier. Den einen oder anderen Knaller (u.a. "Masters Command") haben wir zwar vermisst, die Songauswahl war dennoch exzellent und bot einen gelungenen Querschnitt durch alle vier Alben. Ein rundherum gelungenes Live-Comeback, das Lust auf mehr macht.

Setlist SACRED WARRIOR:
War Torn Hero
No Happy Endings
Children Of The Light
Rebellion
Onward Warriors
Remember Me
Fire From Heaven
He Died
Wicked Generation
Nightmare
Sacrifice
Temples On Fire
Sword Of Victory
Holy, Holy, Holy

Ich war skeptisch, ob nach dem starken Comeback-Gig von SACRED WARRIOR der offizielle Headliner WHITECROSS noch mal einen würde draufpacken können. Erstaunlicherweise feierte das junge Uster-Publikum die alten Recken nach allen Regeln der Kunst ab, was sicherlich auch an einem Ausnahmekönner wie Rex Carroll lag, der schon tags zuvor mit seiner Bluessession ein deutliches Ausrufezeichen setzen konnte. Scotti schien die Gleichgewichtsstörungen auf der Bühne überwunden zu haben, auch wenn er in diesem Leben wohl keine Frontsau mehr werden wird. Michael Feighan präsentierte sich ebenfalls in bestechender Form und ließ die Sticks nach Belieben rotieren. Was besonders positiv auffiel, war die permanente Interaktion mit dem Publikum, so dass zwischen den Songs immer Action angesagt war. Die Setlist ähnelte der des letztjährigen LOR, auch "Love On The Line" war Bestandteil des Programms, welches aber eher wenige Besucher gekannt haben dürften. Nach hinten raus hätte der Gitarrensound noch etwas mehr Druck verdient gehabt, während der Vocal-Mix etwas zu dominant zu vernehmen war. Auch wenn ich das schwache "Dancin' In Heaven" aus der Setlist genommen und stattdessen einen Kracher wie "Attention Please" eingebaut hätte, präsentierten uns die rüstigen Herren einen gelungenen Querschnitt der ersten fünf Alben plus Drum- und Gitarrensolo. Beim großen Finale "In The Kingdom" kamen standesgemäß SACRED WARRIOR und Jim LaVerde auf die Bühne, um mit ihren langjährigen Weggefährten diese grandiose Ballade gemeinsam zu intonieren. Gänsehautatmosphäre im Stadthofsaal. WHITECROSS tauen mit jedem Gig mehr auf und scheinen sich allmählich warm gespielt zu haben. Ob die Band allerdings noch mal ein neues Album der Güteklasse "Hammer & Nail" oder "Triumphant Return" einspielen wird, ist mehr als fraglich. Im Moment überzeugt man mit den Glanztaten der Vergangenheit und der individuellen musikalischen Klasse. (tk)

Antestor
Die norwegische Band ANTESTOR ist zweifelsohne das Aushängeschild der sogenannten Unblack Metal-Szene. Zumindest wenn es nach den Fans geht. Die Band selbst hält sich mit eindeutig religiösen Aussagen dezent zurück. Hatten ANTESTOR sich bereits 2007 offiziell aufgelöst und Sänger Ronny Hansen beim Gastspiel mit seiner Band MORGENRODE beim Elements Of Rock 2009 lauthals "Antestor is dead" verkündet, kamen die Fans nun doch noch einmal in den Genuss, ihre Band außerhalb Skandinaviens einmal live zu sehen. Im Vorfeld stand sowohl die Frage nach der Songauswahl als auch die Frage nach dem Auftreten mit neuen Bandmitgliedern im Raume.
Als Headliner des Abends konnten sich ANTESTOR trotz fortgeschrittener Zeit über einen sehr vollen Saal freuen. Der Soundcheck fand standesgemäß hinter verschlossenem Vorhang statt, der aber schon nach wenigen Minuten die Bühne samt 5 christlichen Halbgöttern mit Corpsepaint freigab. Dass ANTESTOR wieder Corpsepaint verwenden, verwunderte sicher nicht nur mich.
Nach dem frostigen Intro "Vinterferden" starteten ANTESTOR mit dem amtlichen Opener "A Souvereign Fortress" vom Album "Return Of The Black Death". Von der ersten Minute an ließen die 5 Kronzeugen keinen Zweifel daran, dass sie zurecht als das Beste gelten, was die Unblack-Szene so zu bieten hat. Technisch sehr sauber und spielsicher kamen die Songs rüber, mit "Via Dolorosa" wurde gleich der nächste Knaller nachgelegt, bevor mit "Unchained" ein erster neuer Song durch die Boxen rauschte. Hier fiel mir auch zum ersten Mal auch das hübsche MacBook auf, das der Schlagzeuger neben seinem Rack stehen hat. Die Band spielte alle Songs per Klick, was so auch die zeitgenauen Einsätze von Synthies aus der Konserve ermöglichte. Nun, ein Black-Metal-Konzert mit Keyboards vom Band? Für meinen Geschmack ein absolutes No-go. Der Song selbst knüppelte recht schnell daher, ließ allerdings wenig Atmosphäre oder Struktur erkennen, was natürlich auch am Sound gelegen haben kann. Zumindest machten ANTESTOR klar, wohin die Reise geht. Jegliche Hoffnungen, noch einmal den Sound des glorreichen "Martyrium"-Albums oder gar die doomige Atmosphäre der ersten Demos der Band zu erleben, wurden von der Band zunichte gemacht. Sie ist endgültig eine Black-Metal-Band geworden. Mit "Vale Of Tears" und "Old Times Cruelty" folgten wieder zwei Stücke von "The Forsaken". Gerade bei "Vale Of Tears" wurde klar, dass Sänger Vrede eindeutig zu den Besten seiner Zunft gehört. Sowohl Growls als auch Screams und atmosphärisch gesprochene Parts: Vrede ließ zu keiner Zeit Zweifel aufkommen. Der Wunsch nach alten Songs blieb weiterhin verwehrt, als Vrede den nächsten Song "Robertsangen" ankündigte, der etwas abwechslungsreicher daherkam als "Unchained". Anschließend folgte mit "Betrayed" ein Song, den ANTESTOR zum ersten Mal live spielten und welcher den zahlreichen Headbangern zu gefallen wußte. Etwas seltsam wirken auch hier wieder die Keyboard-Zwischenparts vom Band.
Als Vrede, der übrigens als einziger so etwas wie Interaktion mit dem Publikum betrieb und im Vergleich zum Frontmann Lars Vemod Stockstad eine echte Rampensau ist, "some old stuff" ankündigte, hagelte es aus dem Publikum Rufe nach Songtiteln der ersten beiden Demos. Letztendlich folgte mit "Svartedauens Gjenkomst" ein starker Song vom vorletzten Album, gefolgt von einem weiteren neuen Song, der mich aber ebenfalls nicht überzeugen konnte. Was dann kam, rief bei mir ein kleines Fragezeichen hervor. Es ertönte "Mitt Hjerte", allerdings vom Band. Während der Zuschauer sich schon auf das gefühlvolle Gitarrensolo von Vemod freut, ertönte auch dieses vom Band, bevor der Drummer es mittendrin recht lieblos ausfadete und Vrede einen weiteren norwegischen Song ankündigte. Erneut ertönte ein Dosenfutter-Intro, bei dem der geübte Black-Metaller gleich das kultige "Oppi Fjellet" anstimmen wollte. Aber es war natürlich "Kongsblod", was ANTESTOR einigermaßen amtlich und hymnenhaft rüberbrachten. Als Vrede anschließend nach Wünschen für den letzten Song fragte, ertönte inmitten der Rufe nach dem Song "Sorg" eine Frauenstimme (natürlich vom Band) und es erfolgte mit "Rites Of Death" ein Abschluss, der vor allem der Knüppelfraktion zusagt. Die Band gab noch einmal alles, bevor sie ohne Zugabe die Bühne verließ.
Zurück blieb eine überwiegend positiv überraschte Zuhörerschaft. Punkten konnten ANTESTOR in meinen Augen vor allem durch technische Präzision und eine sehr druckvolle Spielweise. Hierbei ist mir auch vor allem der Drummer aufgefallen, der mit den von Hellhammer eingespielten Songs des "Forsaken"-Albums wahrlich keine einfache Hypothek hat. Bedenkt man, dass ANTESTOR die letzten 6 Jahre höchstens 5 Konzerte gespielt haben, waren die Jungs wirklich in exzellenter Form. Trotzdem finde ich es schade, dass die ersten drei Releases der Band gar nicht mehr berücksichtigt werden. Ich kann verstehen, dass man nicht unbedingt Demo-Songs wie "Demonic Seduction" spielen will, die nun wirklich sehr doomig sind. Aber auf dem "Martyrium"-Album wimmelt es doch nur so von Schätzen, die auch vom Tempo her gut in ein ANTESTOR-Set passen würden (auf Anhieb würden mir "Thoughts", "Materialistic Lie" oder "Searching" einfallen). Einen Song wie "Sorg" nicht zu spielen ist für mich ebenfalls nicht verständlich. Wer einmal vergangene Konzerte der Band gesehen hat, wird sich an die Gänsehaut erinnern, die dieser Song erzeugt. Jede Weiterentwicklung einer Band ist natürlich immer Geschmackssache für den Fan, ich hoffe für ANTESTOR nur, dass sie nicht irgendeine austauschbare Band in der doch recht großen und schnelllebigen Black-Metal-Szene werden. Natürlich kann man es ihnen auch zugute halten, dass sie nicht von ihrem Kult-Bonus leben, sondern als Musiker im Jahre 2011 überzeugen wollen, was bei mir mit den neuen Songs zumindest nicht wirklich funktioniert hat. Man darf also gespannt sein ... (Tim Ziegeler)

Diesmal sorry an die Schweizer Band Crescent Moon. Es war schon ungerecht, eine Newcomerband nach Antestor auf die Bühne zu schicken, aber aufgrund der späten Uhrzeit und eines Rückenleidens, das den Schreiber auch eine Woche außer Gefecht setzte, war es mir nicht mehr möglich, euch zu erleben. Ich hoffe, das können wir irgendwann beim Elements nachholen. (dh)

Fazit:
Das EOR 2011 dürfte aus Veranstaltersicht eines der bisher erfolgreichsten seit dem Start 2004 gewesen sein. Nicht nur, dass man am Samstagabend endlich mal wieder die magische Besucherzahl von 500 knacken konnte, auch die prima Stimmung und die geringen Qualitätsschwankungen beim Sound trugen zu einem fast perfekten Festival bei.
Insofern haben wir MEGADETH nicht wirklich vermisst. ;-) Sollte es Markus und seiner Crew tatsächlich gelingen, im kommenden Jahr BLOODGOOD oder gar SAINT zu verpflichten, dürfte sich auch so mancher Truemetalhead aus dem nicht-christlichen Lager überlegen, mal nach Uster zu pilgern. Ein dickes Dankeschön geht an Tim Ziegeler (VISIONS OF MORIBUND), der uns mit seinem ausführlichen ANTESTOR-Review tatkräftig unterstützt hat - jederzeit gerne wieder. (tk)



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