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Legends Of Rock   18.09.2010   Ennepetal, Haus Ennepetal
von dh und tk

Das Banner zur Veranstaltung
Es war mehr als fraglich, ob nach dem letztjährigen LEGENDS OF ROCK noch ein weiteres dieser Art folgen würde, denn angesichts der abstrusen Zusammenstellung von Künstlern und des immer geringer werdenden Zuspruchs schien das LOR endgültig Geschichte. Ganz offensichtlich haben sich die Veranstalter unsere Kritik und Verbesserungsvorschläge zu Herzen genommen und beglückten die Fans der alten Schule des Rock und Metal in diesem Jahr mit Acts, die den Legendenstatus auch wirklich verdient haben. So hat man endlich die wieder formierten Doom-Thrasher SEVENTH ANGEL an Land gezogen, die an selbiger Statt zuletzt vor fast 19 Jahren während der CRN die Bühne zerlegten. Mit SHOUT, WHITECROSS und Rex Carroll sollten sich echte Veteranen der frommen Rockmusik die Klinke in die Hand drücken. Ein weiteres Novum: Mit X-SINNER war erstmals eine Band am Start, die bisher weder in Deutschland noch auf der CRN aufgetreten ist, womit das bisherige Konzept endlich durchbrochen wurde. (tk)

Seventh Avenue
Wie vor zwei Jahren übernahmen unsere deutschen Power/Speedmetaller von Seventh Avenue wieder die Rolle des Opener. Mit Songs wie "Crowd In The Dark", "Needs" oder "Infinite King" konnte man ja auch nicht viel falsch machen, bodenständig, gute Laune und ein Publikum, das gut mitging. Allerdings frage ich mich so langsam, warum eine Band, die schon über zwanzig Jahre dabei ist, immer noch die Openerrolle übernehmen muss. Eine höhere Rangposition hätten Seventh Avenue schon längst verdient gehabt. Für mich immer noch eine der unterbewertesten Metalbands aus dem deutschen Raum. (dh)
Setlist SEVENTH AVENUE
Intro
Crowd In The Dark
Two Masters
Needs
Between The Worlds
Infinite King
Trail Of Blood
Way To The Stars
Big City Sharks
New Era

Rex Carroll
Nach so viel deutscher Melodic-Power ging es beim Gig von REX CARROLL und Band (WHITECROSS ohne Scott Wenzel) und seinem Bluesrock wesentlich relaxter zu. Der Gitarrenhero präsentierte nicht nur Songs aus seinem aktuellen Album "That Was Then…This Is Now", sondern auch ganz stolz seine in Texas handgefertigte und sehr edel wirkende Les Paul, mit der er permanent zu verschmelzen schien. Rex interpretiert den Bluesrock gänzlich anders, eher weicher und emotional zurückhaltender als Glenn Kaiser und fühlt sich sichtlich mit dem Southern Rock verbunden. Gleichwohl betonte er immer wieder die emotionale Nähe zu seiner Heimatstadt Chicago und die persönlichen Geschichten hinter den Songs als wesentliche inhaltliche Schwerpunkte seines Songwritings. Das Publikum lag dem Saitenhexer jedenfalls zu Füßen und die Kameras klickten wie am Fließband. Ein kurzweiliges, aber ebenso beeindruckendes Set des WHITECROSS-Gitarristen, der seinen Ausnahmestatus als Songschreiber und instrumenteller Könner untermauerte. (tk)

Seventh Angel
Genauso wie 2009 beim Elements Of Rock boten uns die Briten Seventh Angel eine atmosphärisch gut umgesetze Doom/Thrash-Show, wobei vor allem die älteren Fans, die die Band schon 1991 auf den selben Bühnenbrettern erlebten, voll auf ihre Kosten kamen. Songs wie "Dark Shadows", "Lamentation" oder "Lament For The Weary" sorgten für Gänsehautstimmung. Schade nur, daß Seventh Angel mit "Forbidden Desire" wie beim Elements Of Rock nur einen Song von ihrem ersten Album spielten.

X-Sinner
Und die Vollbedienung ging nach Seventh Angel gleich weiter. X-Sinner stürmten die Bühne und legten genauso wie beim Elements dieses Jahr los wie die Feuerwehr. Hätten die Jungs vor zwanzig Jahren hier gespielt, die Hütte wäre voll gewesen. Aber auch so gingen hier gerade die älteren Fans wieder voll mit und genossen den guten Mix aus allen Alben, wobei vor allem die Songs aus ihrem Debütalbum "Get It" besonders gut ankamen. Bei Songs wie "Medicine", "Lift Him Up", "Walking Evil", "Living On The Edge" oder "Steppin On Toes" blieb einem auch gar nichts anderes übrig, als das Tanzbein zu schwingen. Hier können sich gehypte Newcomerbands wie Airbourne bei den alten Herren noch einiges abschauen. Nach ihrem gelungenen Comebackalbum "World Covered In Blood" vor knapp zwei Jahren darf man auf das neue Album schon gespannt sein. (dh)
Setlist:
1. Ready To Go
2. Accountable
3. Medicine
4. Peer Pressure
5. Back In Red
6. What Rock Is For
7. Lift Him Up
8. World Covered In Blood
9. Walking Evil
10. Living On The Edge
11. Steppin On Toes
12. Rock N Roll Damnation
13. He Loves You

Ich war doch recht skeptisch, ob SHOUT dieses hohe Niveau würden halten können. Doch sie konnten ... und wie! Als wären sie nie weg gewesen, zelebrierten die Mannen um Ausnahmesänger Ken Tamplin eine melodische Hardrock-Show vom Feinsten und ließen Erinnerungen an ihren legendären Auftritt auf der CRN 1989 (damals u.a. mit LEVITICUS) wach werden. Ken Tamplin weigert sich vehement zu altern, ist immer noch topfit, stimmlich voll auf der Höhe, ebenso Gitarrist Chuck King (u.a. Ex-IDLE CURE), dem das Zocken der Bandklassiker sichtlich Spaß machte. Der Fokus des Songmaterials lag ganz klar auf den ersten beiden Alben "It Won't Be Long" und "In Your Face", die im AOR-Zirkus exponierten Status genießen. Dass Songs wie "Never Stop" und "It Won't Be Long" so authentisch und zeitlos vorgetragen wurden wie in den späten 80ern, ist heute angesichts moderner Einflüsse und Trends nicht selbstverständlich. Umso mehr freute sich das Publikum, die Authentizität der goldenen Jahre des Hardrock noch einmal hautnah zu erleben. Joe Galletta ließ die Sticks rotieren und zog den Rockfan mit energetischem punktgenauem Drumming in seinen Bann. Die Bühnenperformance war in allen Belangen hochprofessionell und ließ keine Wünsche offen. In dieser grandiosen Form können SHOUT auch den ganz Großen des Genres locker Paroli bieten. Die meisten Zuschauer waren sich indes einig, den Headliner des diesjährigen LOR gesehen zu haben. (tk)
Setlist Shout:
Never Stop
Give Me An Answer
Showdown
Winners Or Losers
It Won't Be Long
Borderline
When The Love Is Gone
In Your Face
Shout
--
Sing Hallelujah

Guardian
Tja, nach den gelungenen Auftritten von X-Sinner und Shout (Ken Tamplin) konnten Guardian eigentlich nur noch den Kürzeren ziehen. Ohne Gitarrist Tony Palacios war dies auch abzusehen. Nun hatten sich Guardian mit ihren letzten Platten wie "Buzz" und "Bottle Rocket" auch wirklich keinen Gefallen getan. Von erstklassigem Melodic Metal bzw. Hardrock zu einer lahmen Schrammelalternativband - dies konnten viele alte Anhänger nicht nachvollziehen, ich ebensowenig. Und so ging es auch mit ihrem Auftritt. Jamie Rowe trifft die hohen Töne nicht mehr, es gab zwar noch vereinzelte Songs aus ihrer "Fire And Love"-Ära, diese wurden aber ebenso kraftlos umgesetzt, keine Songs von der "First Watch". Dies ist nicht mehr die Band, die ich 1992 auf der CRN erlebte. Manche Bands sollten besser frühzeitig erkennen, wann sie aufhören sollten. Vereinzelt gab es zwar noch lichte Momente, diese reichten aber bei weitem nicht aus. (dh)

Whitecross
Nun lag es an WHITECROSS, das qualitative Level wieder anzuheben, auch wenn bei vielen Rockfans die Luft raus war. Scott Wenzel, inzwischen in Ehre ergraut, wirkte konditionell angeschlagen. Ihm bereitete es sichtlich Mühe, Vollgas zu geben, so dass er häufiger zur Wasserflasche und zum Handtuch greifen musste, was die Bühnenperformance doch etwas hölzern gestaltete. Seine geistlichen Impulse, die er zwischen den Songs einstreute, hatten aber umso mehr Tiefgang und zeigten, dass es ihm ein Herzensanliegen war, die christliche Botschaft zu übermitteln. Selbstverständlich zog Rex mit seinen halsbrecherischen Licks mal wieder alle Blicke auf sich, aber auch Drummer Michael Feighan konnte mit punktgenauem Spiel und einer solistischen Einlage Akzente setzen. Die Setlist kann man in der Rückschau als ausgewogen bezeichnen. Neben schwächeren Nummern wie "Dancin' In Heaven" packte man mit "Love On The Line" auch einen echten Klassiker aus, der schon fast doomig durchs Hallenrund wummerte. Für einen magischen Moment sorgten WHITECROSS gegen Ende ihres Sets. Zu "In The Kingdom" kamen der Reihe nach Ken Tamplin, Jamie Rowe und Rex Scott noch einmal auf die Bühne, um den Chorus dieser Bandhymne mitzuträllern. Eine schöne Geste, die auch die Verbundenheit unter den Musikern demonstrierte. Als Zugabe kredenzte und das Quartett mit "He Is The Rock" einen echten Gassenhauer, dessen Chorus aus mehreren hundert Kehlen laut mitgesungen wurde. Dem Headliner-Status konnten WHITECROSS angesichts der Topshows von X-SINNER und SHOUT nicht gerecht werden, dennoch war es ein besonderes Erlebnis, eine der tragenden Säulen des frommen Heavyrocks noch einmal live on stage erlebt haben zu dürfen.
Setlist WHITECROSS
Enough Is Enough
Walls Tumble Down
Dancin' In Heaven
We Know What's Right
Love On The Line
Shakedown
Drum Solo
Down
Good Enough
Guitar Solo
You Will Find It There
Because Of Jesus
In The Kingdom
--
He Is The Rock

Fazit:
Das LOR 2010 war in jeder Hinsicht ein gelungenes Festival, das seinem Namen diesmal vollumfänglich gerecht wurde. Umso bedauerlicher, dass die Besucherzahlen immer mehr zurückgehen. Allerdings gab es im Vorfeld auch kaum Werbung (auf die von Detlev Westermann versprochenen Flyer warte ich noch heute!). Hinsichtlich einer Fortsetzung des LOR gebe ich keine Prognose ab, aber man müsste schon einen exklusiven Reunion-Gig der RESURRECTION BAND plus die wieder formierten Rocksaurier PETRA anberaumen, will man das Haus noch einmal füllen. (tk)

Fotos: dh



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