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CENSUS OF HALLUCINATIONS: Anthology (1999-2009)
von rls

CENSUS OF HALLUCINATIONS: Anthology (1999-2009)   (Stone Premonitions)

Census Of Hallucinations zählten zu den produktivsten Formationen im Bandkosmos von Stone Premonitions, und so war es für die Programmwahlfraktion überhaupt kein Problem, bei einer Dekadenrückschau eine Doppel-CD mit über zwei Stunden Spielzeit zu füllen. Überraschung Nr. 1 dabei: Die Programmwahl besorgte nicht Tim Jones, sondern Dave Hendry. Überraschung Nr. 2: Alle je 13 Tracks wurden mit neuen Übergängen zu ihrem jeweiligen Vorgänger bzw. Nachfolger versehen, der ja, wie bei einer Compilation üblich, nur in den seltensten Fällen der gleiche ist wie auf den betreffenden Einzelalben. Somit ergibt sich auch hier wie auf den Einzelalben eine durchgehende Soundkulisse, und die Anpassung ist zudem so harmonisch gelungen erfolgt, daß man eine Zusammengehörigkeit auch auf den Einzelalben hätte vermuten können, wüßte man es nicht besser. Der Rezensent besitzt von den zahlreichen Studioalben nur vier, was prinzipiell genügt, um festzustellen, daß die Anthologie nicht chronologisch geordnet ist - "Daydream (In The Slipstream)" und "The Sun Is Rising" beispielsweise stehen beide auf "Seventh Heaven", aber die Compilation hat ersteren auf Position 3 von CD 1 und zweiteren auf Position 5 von CD 2 gepackt. Was freilich nicht leistbar ist, ist die Erkundung, ob es Raritäten, Non-Album-Versionen o.ä. auf die Compilation geschafft haben, diese also auch für denjenigen Menschen kaufrelevant ist, die alle Studioalben schon in der Sammlung stehen haben - nur wegen der neuen Kombinationen und Übergänge müßte sich natürlich niemand diese Doppel-CD zulegen. An der generellen Stilistik hat sich natürlich nichts geändert: Census Of Hallucinations wurzeln im Progrock, integrieren aber vom Folk über (viel!) Psychedelic bis hin zum Jazz, zur elektronischen Tanzbarkeit, gar zum angedüsterten Metal ("The Gremlin Song", nicht etwa "Orion", das kein Metallica-Cover ist) oder zur Klassik (auch auf der Compilation kommt man nicht ohne Händels "Halleluja"-Choreinwürfe aus) alles, was ihnen passend erscheint, und das Ergebnis bewegt sich mal innerhalb der gängigen Songwritingformeln, aber auch gerne außerhalb von ihnen. Positiv zu vermerken ist, daß der Compiler zahlreiche "richtige" Songs ausgesucht hat, nachdem etliche Alben ja bisweilen aus einer größeren Ansammlung von Songskizzen und Zwischenspielen bestanden. Natürlich sind auch von letzteren einige Exempel vertreten, aber die erfüllen hier dann tatsächlich eher eine gliedernde Funktion, zu der sie ja einstmals eigentlich erdacht wurden. Die dramatische "Introduction" läßt erstmal noch alle musikalischen Möglichkeiten offen, aber bis zum zwölfminütigen Epos "Spirit Of The Cat" an Songposition 7 hat dann auch der bisherige Nichtkenner einen Überblick über das Bandschaffen gewinnen können, hat die charakteristische Kombination aus Tim Jones' markanter Leadstimme (immer noch und immer wieder leicht an Phil Collins erinnernd) und Terri B.s eher ätherischen, meist im Hintergrund angesiedelten Vocals kennengelernt und festgestellt, daß hier exzellente Musiker am Werke sind. Die Leadgitarre in "Buttercup Biscuits" jedenfalls zaubert wohlige Erinnerungen an die besten Zeiten Michael Schenkers ins Gedächtnis, und wenn man sich einmal an die Ideenvielfalt im Großteil der Songs gewöhnt, sprich dem Material etliche Durchläufe gegönnt hat, dann beginnt sich hier ein interessanter Klangkosmos zu erschließen, der in Form dieser Anthologie dem Einsteiger eben durch seine "Songlastigkeit" eine bessere Zugangsmöglichkeit bietet als etliche der Einzelalben. Und das ist ja eigentlich auch der Zweck einer solchen Zusammenstellung - im tiefsten Underground, wo wir uns hier ja bewegen, wäre die Veröffentlichung einer Best Of zum Fanbindungserhalten ja doch eher ein ungewöhnlicher Schachzug, denn die Fanbindung können Census Of Hallucinations problemlos auch mit jedem neuen Studioalbum aufrechterhalten, wenn sie sich nicht plötzlich in eine völlig andere Richtung weiterentwickeln. Aber damit dürfte kaum zu rechnen sein. "Anthology (1999-2009)" ermöglicht einen guten Überblick über den songorientierteren Teil des Bandschaffens, hat aber in der gebrannten Promoversion zumindest beim Exemplar des Rezensenten den Nachteil, daß auf beiden CDs in Track 13 Brennfehler enthalten sind und die CD wild zu springen beginnt, knistert oder ganz abbricht, was gerade die schöne Blumenwiesenhymne "Know This" ihrer Wirkung völlig beraubt. Aber das Problem dürfte in der regulären Version sicherlich nicht auftreten.
Kontakt: www.aural-innovations.com/stonepremonitions

Tracklist:
CD 1:
Introduction
Milk
Daydream (In The Slipstream)
Buttercup Biscuits
The Judas Kiss
Give Us Back Our Heaven
Spirit Of The Cat
An Only Child
The Gremlin Song
In Spiral Arms
Integration
Ignorance Insane
Know This

CD 2:
The General Erection
Menage A Trois
Bloody Guitarists
Floating
The Sun Is Rising
My God, It's Full Of Stars
Squelch
Nozy Parker
The Moon
Where
Where Will I Be?
Orion
Feel It



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