(Stone Premonitions)

Die Zahlenspielerei bei Census Of Hallucinations geht weiter und offenbart zugleich, daß die Truppe die hohe Veröffentlichungsfrequenz von The Rabbit's Hat adaptiert hat. Man erinnere sich, daß "4th Dimension" Mitte 2001 erschien und vor dem Ende 2002 herausgebrachten "Seventh Heaven" noch "5" und "Sixth Sense" lagerten, welchselbige beide mir allerdings akustisch unbekannt geblieben sind. Sie sollen gegenüber dem sehr sammelsurigen "4th Dimension" allerdings etwas polarisierender ausgefallen sein - dieses Prädikat kann man nun auch dem neuen Album umhängen, allerdings in eine eher unerwartete Richtung, nämlich den Folk, der sich mit dem natürlich immer noch dominierenden progressiven und spacigen, auch psychedelischen Element paart und interessante Ergebnisse zu zeitigen weiß. Augenfälligstes Zeichen der Folkeinflüsse ist "Little Sir Echo On Warlock Hill", das tatsächlich eine Adaption des Traditionals "Little Sir Echo" (zu dem Kerstin sicher mehr erzählen könnte als ich, auch, ob überhaupt noch was vom Traditional erkennbar ist oder nicht) darstellt, musikalisch dagegen stolpert man nach dem fast AOR-lastigen Opener "Daydream (In A Slipstream)" erstmal über "The Oats & Ivy Symphony", die naturgemäß sehr erdverbunden, eben rootsbewußt klingen muß. Das tut sie dann auch, lediglich etwa vier Minuten dauernd, aber einfach nur schön. Mit "Hard World" begeben wir uns dann gar in Beatles-verwandte Regionen, bevor sich die Mixtur aus Space und verrückten Einfällen erstmals richtig Bahn bricht, nämlich im neunminütigen "Andy Warhol Dancing With Nuns In A Barrel Of Paint", das zudem über weite Strecken ohne durchgehenden Grundrhythmus auskommen muß und eher auf die Mehr-oder-weniger-Schönheit von Klangcollagen setzt, die mittels Vocals, den Tim Jones-typischen Gitarren und diversen Special Effects erzeugt werden. Wäre ich nicht so ein Kunstbanause und hätte ich mich demnach mehr mit Warhols Werk beschäftigt, könnte ich vielleicht irgendwelche Parallelen der Musik oder auch der Textelemente zu dessen Schaffen feststellen, aber so bleibt diese Aufgabe dem interessierten Leser vorbehalten. Ich für meinen Teil gehe aber doch lieber zum Dice-verwandten Space-Prog von "The Sun Is Rising" über, bei dem anstelle des etatmäßigen Dave Pipkin ein gewisser Paddi (nein, hoffentlich nicht Kelly) hinter den Drums sitzt und gleich noch Baß, Keyboards und ein paar Programmingstellen übernahm. Selbiger Song ist einer von dreien, zu denen der aus der Stone Premonitions-Bandfamilie bekannte Tony Morland die Lyrics beigesteuert hat. Tony fungiert auch als Widmungsträger der kompletten CD, denn er ist überraschend im Jahre 2002 verstorben. R.I.P.! Quasi nach dem Motto "best of both worlds" gehen Census Of Hallucinations dann in "Orgasmic Hairnet Sandwich" vor, denn dies ist wieder eine spacige Collage, allerdings mit einem wiederkehrenden und mitpfeifkompatiblen Gitarrenthema. Analoges ließe sich über das allerdings etwas arg in die Länge gezogene "Mazed And Mystified" sagen, während "To Prodigal's Guide" trotz seiner siebeneinhalb Minuten Länge als Bindeglied dieser Stilistik zu den songorientierteren Exempeln der ersten Albumhälfte gewertet werden darf und zudem im Schlußteil blitzartig die schönsten Gitarrenharmonien des gesamten knapp 54minütigen Albums enthält. Tims eigenartige Gitarrensprache wird indes im Schlußteil von "To Prodigal's Guide" am besten herausgestellt. Insgesamt betrachtet fällt "Seventh Heaven" also nicht ganz so abgedreht aus wie "4th Dimension", weshalb eigentlich jede Zielgruppe wissen müßte, welchem Album sie ihr Ohr am ehesten zu leihen hat. Zu bekommen wie auch der restliche Katalog dieser Bandfamilie bei Stone Premonitions, Arch House, Front Street, Alston, Cumbria, CA9 3QW, UK, info@archhouse9.fsnet.co.uk

Tracklist:
Daydream (In The Slipstream)
The Oats & Ivy Symphony
Hard World
Andy Warhol Dancing With Nuns In A Barrel Of Paint
The Sun Is Rising
Orgasmic Hairnet Sandwich
To Prodigal's Guide
Mazed And Mystified
Little Sir Echo On Warlock Hill

© by CrossOver