www.Crossover-agm.de NEGATOR: Panzer Metal
von ta

NEGATOR: Panzer Metal   (Remedy Records)

Eine Veränderung im Vergleich zum Vorgänger: Der Schlagzeugsound bollert nicht mehr alles zu. Während "Die eisernen Verse" wie ein Black-Metal-Album mit einem Death-Metal-Schlagzeug (laut und tief) klang, ist "Panzer Metal" in der Hinsicht austaxierter, was ich sehr angenehm finde. Nicht dass Negator jetzt einen auf Darkthrone machen - natürlich ist das ganze Gebretter abgesehen von den Becken wieder durchgetriggert, steril und synthetisch. Aber es fügt sich in den schwarzmetallischen Rasierapparat der Gitarren besser ein und markiert deshalb einen Schritt in die richtige Richtung.
Eine weitere Veränderung: Der schwedische Touch von "Die eisernen Verse" wurde etwas korrigiert. Das heißt im Speziellen, dass die Setherial-artigen Melodien abgenommen haben; nachzuhören sind sie u.a. noch in "Misanthropic Manifest" und dem Albumcloser "Illness Mankind". Letzterer, einer von zwei überwiegend langsamen Tracks, ist ein Höhepunkt von "Panzer Metal": Dunkel, melancholisch, schleichend und mit einem ganzen Arsenal an einprägsamen Gitarrenspuren ausgestattet. Dagegen stinkt der zweite und eher uninspirierte Mid-/Downtempo-Song "Scent Of Styrax" eher ab.
Der Rest des Albums ist das bekannte, sporadisch mit Auflockerungen durchzogene Geballer (deshalb auch eine Spielzeit von nur 36 Minuten), welches inzwischen durchaus sein eigenes Profil hat: Das monotone, hohe Gekreische von Nachtgarm, das Breitwandriffing, das Sperrfeuer vom Schlagzeughocker, all dies fügt sich zu einer massiven Soundwand ineinander, die unaufhaltsam nach vorne drängt wie der im Titel beschworene Panzer. Der im Zusammenhang mit dieser Metapher unvermeidbare Vergleich mit Marduk ist ein zweischeidiges Schwert: Geschwindigkeitstechnisch gibt es deutliche Parallelen, aber Negator agieren melodiöser, teilweise hymnisch (höre bspw. "Feuersturm"), und in ihren besten Momenten dunkel und bedrohlich - in "Alte Werte" und dem Titeltrack "Panzer Metal" (jeweils im hinteren Teil) verstecken sich einige von diesen besten Momenten. Andere, nur auf Verwüstung ausgerichtete Nummern wie "Dignity Of War" oder "Final Avowal" überzeugen mich nicht ganz so sehr bzw. wirken nicht lange nach, aber das mag geschmacksbedingt sein.
Panzermetal bekommt Panzertexte an die Seite gestellt. Zwischen Deutsch und Englisch pendelnd, ist das zugrunde liegende Konzept recht simpel: Es geht in den meisten Texten um Krieg und die Schlacht ist gleichzeitig Metapher für die dargebotene Musik. Leitmotivisch ist die Berufung auf "alte Werte", die man ebenso zweigleisig lesen kann: als Berufung auf die zweite Black-Metal-Welle der 90er zum einen, als Berufung auf irgendwelche kriegsrelevanten Werte von anno dunnemal zum anderen. Wenn man Texte wie "Dignity Of War" oder "Feuersturm" nun wörtlich liest, erweisen sie sich als latent kriegsverherrlichend. Aber ganz so naiv ist die Band dann eben doch nicht, da die Möglichkeit, die martialischen Schilderungen nur als Metapher auf den musikalischen Feuersturm zu lesen, nicht nur permanent gegeben, sondern bei Versen wie "Schwarzer Stahl - zornige Riffs" (aus "Alte Werte") oder "Wider dem Siechtum, wider dem Feind/Panzer Metal - seid bereit!" (aus "Panzer Metal") auch geboten ist. Negator sind deshalb nicht ansatzweise so provokant wie etwa Endstille mit ihrer WW1-Ästhetik, da eben metaphorischer und außerdem abstrakter. Denn was die "alten Werte" nun seien, wird nicht richtig klar: Leidenschaft, Wut und Hass scheinen zumindest mit ihnen korrespondierende und darum im gleichnamigen Song heraufbeschworene Gefühle zu sein, aber wenn es richtig inhaltlich wird, dann kommt nur der bereits 1000x gehörte antireligiöse Schmonz bei raus ("Misanthropic Manifest", "Illness Mankind") - etwas dünn für derart viel Pathos und große Klappe.
Aber sei's drum. Insgesamt ist "Panzer Metal" ein ansprechendes Album, stilistisch und qualitativ in etwa so ausgefallen, wie es zu erwarten war, und für Freunde des Negator-Sounds Blindkaufkandidat.
Kontakt: www.negator666.de, www.remedyrecords.de

Tracklist:
1. Dignity Of War
2. Alte Werte
3. Feuersturm
4. Final Avowal
5. Scent Of Styrax
6. Misanthropic Manifest
7. Panzer Metal
8. Illness Mankind
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver