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Ganes, Claudia Koreck   18.05.2011   Berlin, Admiralspalast
von CSB

Ohne die flammende Empfehlung des geneigten Herrn Chefredakteurs hätte ich wohl vorerst weder von diesem Trio gehört, geschweige denn an diesem Abend den Weg in den Admiralspalast gefunden. Aber da ich bis auf sein ausgeprägtes Faible für osteuropäischen Schwermetall durchaus mit seinem Musikgeschmack konform gehen kann, wollte ich es auf eine Überraschung ankommen lassen. An der Abendkasse war mein Name nicht auf der Liste - "naja, was solls", dachte ich, "kennst die Band ja eh nicht". Aber die freundliche Dame am Einlass ließ mich dennoch ein und so fand ich meinen Weg ins bestuhlte Foyer und setzte mich entspannt und unverschämt unprofessionell unvorbereitet auf mein Stühlchen.
Was dann aber folgte, war pure Magie! Drei Damen mit immenser Ausstrahlung betreten mit einer fantastischen Band im Rücken die Bühne und die folgenden zwei Stunden vergehen wie im Flug. Und die Kombination könnte abgefahrener nicht sein. Popelemente mischen sich mit Jazz und Salsaanklängen, dazwischen ein bisschen Reggae und 70er-Rock, garniert mit zwei Geigen und punktgenauem dreistimmigem Gesang. Wie könnte man das Kind nennen? Salsaprog meets ethnofunkigen Kaffeehausjazz? :-) Mit Schubladen ist hier also niemandem geholfen - Ganes spielen eine völlig eigene, hochanspruchsvolle Mischung, die bei aller Besonderheit doch nie anstrengend oder verschroben klingt. Ganz im Gegenteil, gerade die Leichtfüßigkeit dieser einzigartigen Kompositionen ist das besonders faszinierende an der Sache. Und natürlich der Fakt, dass Ganes ihre Songs in Ladinisch singen, ihrem Südtiroler Heimatdialekt, den nur noch ca. 30.000 Menschen weltweit zu sprechen imstande sind. Zwischen den Songs wird munter und höchst charmant drauf los geplaudert und so erfahren wir, dass "Lala La Lala" "Die Oma wäscht die Oma" bedeutet. Dass sich neben zwei Ladinern auch ein Gutteil des Babelsberger Filmorchesters eingefunden hat (man musizierte unlängst zusammen) und Berlin immer ein schwieriges Pflaster sei, man sich aber nicht verquatschen wolle ;-). Und was Ganes eigentlich sind: nämlich Wasserwesen, die in jenem Alpenbach leben, welcher die Elternhäuser der drei überaus charmanten Cousinen verbindet. Und dass sie einem nichts tun, solange man gut zu ihnen ist ... Glück gehabt!
In das Set der Nixen gewissermaßen eingebunden ist ein Kurzauftritt von Claudia Koreck, die sich zunächst einfach mit ins Ensemble gesellt und später einige Solonummern performt. Von der musikalischen Anlage ist ihr Material deutlich konventioneller im klassischen Liedermacherstil, aber nicht minder sympathisch und zugänglich. Dem einen oder anderen bekannt sein könnte Claudia als Teilnehmerin bei Raabs Bundesvision Song Contest 2009 (den damals aber ein Typ namens Peter Fox gewann ...). Außerdem durfte sie den Titelsong zur bayrischen Vilsmaier-Komödie "Die Geschichte vom Brandner Kasper" beitragen und steht zudem beim Branchenriesen Sony unter Vertrag. Von all diesen Dekorationen lässt sich Frau Koreck aber nicht weiter beeindrucken. Die herzliche und urnatürliche Vollblutbayerin singt und plaudert vom frisch geschlüpften Söhnchen Timmi und der Beinahe-Wahlheimat Hawaii. Und obwohl sie sich beim Erzählen beinahe überschlägt, strahlt sie eine Ruhe und Gelassenheit aus, wie es nur Menschen können, die sich ganz gefunden haben. Beeindruckend!
Nach einer kurzen Pause macht Team Südtirol weiter und bringt in der zweiten Sethälfte auch ein paar Klangfarben ein, die mir als Progfan das Herz besonders hoch schlagen lassen. Zwischen einige fröhliche, herrlich eingängige Lieder und eine ziemlich eigene aber super funktionierende Coverversion von Marleys "Redemption Song" mischen sich zwei hochdramatische, sich immer weiter steigernde Kompositionen, deren eine zum Ende hin auch vom eleganten Operngesang von Elisabeth Schüen getragen wird. Dieses einfache Switchen zwischen den Stilen, dieses unverkrampfte Einbringen der unterschiedlichsten Elemente, solange sie zum Song, zur Thematik passen - das macht diese Band wirklich unverwechselbar. Und beim nächsten Mal kenn' ich dann auch die Songs und könnte dazu auch was schreiben ;-) Ihr habt einen neuen Fan. Punkt!



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