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Machine Head, Bring Me The Horizon, DevilDriver, Darkest Hour   10.11.2011   Dresden, Alter Schlachthof
von js

Bevor wir in den Hochgenuss des musikalisch abwechslungsreichen Programms dieser Bands kommen konnten, musste erst einmal der Weg nach Dresden in Angriff genommen werden. Der Alte Schlachthof ist als Dauerlocation für Konzerte sehr zu empfehlen, vor allem weil auch das Design eines Kellergewölbes die passende, angenehme Stimmung aufkommen lässt. Die Akustik lässt ebenfalls nicht zu wünschen übrig. Daher Daumen hoch. Umso ärgerlicher war es festzustellen, dass wir uns nach einer falschen Zeitangabe gerichtet hatten. Das Konzert begann leider schon 19.00 Uhr und wir haben daher Darkest Hour verpasst.
Die zweite Vorband, DevilDriver, hat sich sehr ins Zeug gelegt. Wir haben leider auch nicht alles von dieser Band mitbekommen können. Aber was noch wahrzunehmen war, ist, dass sie viel öfter live spielen sollten. Die Platte zeigt in meinen Augen weniger Ambitionen als dieser Live-Auftritt. Das Agieren mit dem Publikum scheint vielen Vorbands ein flaues Magengefühl zu bereiten, nicht jedoch DevilDriver. Die eingesetzten Lichteffekte boten eine herausragende Untermalung des musikalischen Repertoires. Sie konnten sich perfekt mit dem FOH abstimmen und das Publikum bekam ebenfalls am gesamten Abend mit eine der besten Soundumsetzungen geboten, die man sich vorstellen kann. Man hat sämtliche Gesangseinlagen von Mr. Fafara verstanden und die Instrumente wurden ins korrekte Licht gesetzt. Wie es sich für Death/Thrash Metal-Bands gehört, wurden auch entsprechende Soloparts und Gitarrenriffs der Gitarristen Jeff Kendrick und Maik Spreitzer präsentiert. Beide nahmen die gesamte Bühne ein. Die Publikumsbefragung bringt ein positives Ergebnis mit sich. Nach diesem Auftritt wird allen klar sein, dass sich Fafara in diesem Projekt eher wiederfindet als bei Coal Chamber und es lässt sich definitiv erkennen, dass die Band sich mit jedem neuen Album entwickelt und das Erfolgspotenzial die Karriereleiter Stück für Stück erhöht.

Bring Me The Horizon  Bring Me The Horizon

Bring Me The Horizon  Bring Me The Horizon

Bring Me The Horizon  Bring Me The Horizon

Bring Me The Horizon  Bring Me The Horizon

Bring Me The Horizon
Wenn Bring Me The Horizon neben dem Hauptact nicht mal den besten Auftritt hingelegt haben! Oliver Sykes beginnt sein Intro gleich mit Publikumsnähe und begibt sich in die Massen, um diese zu besingen. Er hält während des gesamten Auftritts seine Stimme derart aufrecht, dass das hohe und tiefe Shouten keinerlei Probleme darstellen. Die Cleanparts übernimmt an dieser Stelle Rhythmusgitarrist Jona. In dem Zug muss ein großes Lob ausgesprochen werden, da dieser selbst mit Gipsarm die Stücke auf der Gitarre herausragend durchbrettern konnte. Diese Band strahlt eine derart unglaubliche Bühnenpräsenz aus, dass kaum ein anderes Wunschkonzert herankommt. Mr. Sykes gibt seinen Songs immer eine persönliche Note durch seine Gestik, die jede Liedzeile erfüllt und unterstreicht. Nur um kleine Beispiele zu nennen: der bekannte Gunshoot oder der entsprechende Finger beim Song "Fuck". Die gefühlvollen Aussagen flattern dem Publikum dermaßen um die Ohren, dass diese nicht verfehlt werden können. Bei "It Never Ends" betet der Sänger sogar, so dass man behaupten kann, die Intentionen bringt er grandioser nicht rüber. Um diese Bühnenpräsenz zu vollenden, schnappt sich der Sänger das Mikro und wirft es sich mit einer beachtlichen Wucht samt Kabel um den Hals. Denn diesmal ist er an der Reihe, die Bühne auszufüllen, während die anderen Bandmitglieder synchron an einem Strang ziehen. Handle es sich dabei um die berühmten Abschlusssprünge oder ums beliebte Headbanging. Schlagzeuger Matt knüppelt immerhin auch sein Programm runter. Daher ist die Interaktion komplett dem Sänger überlassen. Selbst die Frauenstimme von der CD wurde eingespielt, was die Stimmung der Songs nur noch weiter intensivierte. Im Shortbreak wurden sogar elektronische Beats aus den Verstärkern gesprudelt, was einen enormen Kontrast erweckte und das Publikum in kleines Freudengelächter ausbrechen ließ. Selbst die Mädels kommen nicht zu kurz. Wenn auf die Auslöser gedrückt wurde, hat sich Sänger Oliver immer rumkriegen lassen und den Mädels den Wunsch eines strahlenden Lächelns zum Festhalten erfüllt. Aber wie bei fast jeder anderen Band ist das Spucken auf der Bühne Pflicht und selbst einen Rülpser ins Mikro lässt sich Mr. Sykes nicht nehmen. Die ausgestrahlte Professionalität mag einem als purer Ernst auf der Bühne rüberkommen. Manch anderer mag behaupten, es liege daran, dass sämtliche instrumentbeherrschende Mitglieder der Band zu stark auf die Instrumente achten und nicht mehr auf sich vertrauen. Dabei haben die Jungs das nicht nötig. Wieder manch anderer mag sagen, es sei wieder das Image der in sich gezogenen, nachdenklichen Männer, was sie nach außen tragen müssen, bei dem Genre. Aus heiterem Himmel wird schließlich ein Auserwählter auf die Bühne gezerrt und hat das Privileg, mit Oliver gemeinsam zu performen, wofür er im Endeffekt eine Umarmung und eine Verbeugung des Sängers erntet. Beim anschließenden Interview und der Frage, wie man diesen Rausch beschreiben kann, sagt der junge Mann, dass seine Brust im übertragenen Sinn nun riesig sei. Jedoch sei es schade für seinen Freund gewesen, weil er sich für ihn dieses Privileg gewünscht hätte, da dieser auch in einer Band spielt und es daher einfach besser gepasst hätte. Er gab auch zu, nicht allzu große Kenntnis über das aktuelle Album zu haben. Abschließend fügte er noch hinzu: "Andere werden sicherlich sagen, dass sie es beeindruckender fanden als ich." Ich hoffe für den jungen Mann, dass er sich dessen Ereignis noch stärker bewusst wird und es irgendwann mehr zu schätzen wissen wird. "Blessed With A Curse" war mit Abstand das Highlight des Auftritts. Mehr Gefühl habe ich bei anderen Songs kaum erlebt. Nachdem er sein vollkommenes und bekanntes Bühnenoutfit präsentierte, zieht Sykes zum Schluss wieder sein Hemd an, was vermuten lässt, dass das Konzert für ihn ein Hochgefühl erzeugt hat und nun so viel Zeit eben sein muss, sich danach wieder gesittet anzukleiden. Er stürzt sich zum Abschied in die Menge, wirft ihr einen Luftkuss entgegen und verlässt stilvoll mit seiner Band die Bühne. Auch wenn die Mädels nach dem Lächeln zu urteilen ziemlich hin und weg waren, hält sich das Publikum mit dem Applaus leider dezent zurück. Klar, sie sind schließlich auch wegen dem Headliner Machine Head angereist. Schade ist allerdings zu erwähnen: Auch wenn der Auftritt für grandios zu halten ist, passten die Jungs nicht ganz in das Image des Abends und bildeten daher den großen Kontrast.

Machine Head  Machine Head

Machine Head  Machine Head

Machine Head
Zu Machine Head ist es fast schwierig, ein paar aussagekräftige Zeilen zu finden, da man dabei gewesen sein muss, um die Atmosphäre auch nur im Ansatz zu beschreiben. Dass die Jungs besser live spielen als auf der Platte klingen, braucht an dieser Stelle nicht erwähnt werden. Der Auftritt ist gezeichnet mit Drumsoli ohne Ende und der rasante Rhythmus in den Instrumenten lässt das Zusammenspiel erst perfekt erscheinen. Es sind eben Metaller schlechthin. Dieser Status wird noch einmal durch die virtuose Oktavenvielfalt der Gitarre mit Phil Demmel verstärkt. Demmel geht im wahrsten Sinne ab wie eine Rakete. Die gefühlvollen Passagen bringen die Abwechslung in die Songs. Machine Head sind die einzige Band des Abends, die mit Beamer und Leinwand arbeitete; diese brachten eindrucksvolle Bilder von Lagerfeuer und tosenden Flammen zum Vorschein, um die Songs gestalterisch zu untermalen. Währenddessen war alles von einer Art leichtem Nebel umgeben, was wiederum das Bild der Band nur perfektionierte. Der Sound im Schlachthof ist einzigartig gut abgestimmt. Kompliment, die Jungs haben gute Arbeit geleistet. Andere Locations werfen in dieser Hinsicht ein schlechteres Licht ab. Allerdings ist wenig Bewegung auf der Bühne zu erkennen. Die Mitglieder stagnieren eher an einem Fleck. Besonders viel mit dem Publikum wird leider auch nicht agiert. Das Publikum ist allerdings befriedigt, was man an den Zurufen in Form von "Machine F***ing Head" deutlich erkennt. Die Euphorie ist kaum zu bremsen. Demmel allerdings hat immer jeden Song mitgeträllert und herausragende Mimik eingebaut. Er hätte fast als Vizesänger durchgehen können und war immer derjenige, der das Publikum animierte. In den Pausen trat er zurück zu seinem personal Ventilator. Die Chaoten tragen ebenfalls zur Belustigung bei, indem die Gitarren immer sehr verrückte Muster aufweisen und um mal wieder auf Demmel zurück zu kommen: Neben dieser übertriefenden Euphorie zieht er alle Blicke auf sich, aufgrund seiner schwarzen Schuhe mit rosa Punkten. Man muss wirklich klarstellen, dass es bei diesem Auftritt eine Schande gewesen wäre, die Haare verknotet zu lassen und nicht am Headbanging teilzunehmen. Der gesamte Raum übte das in Form von akkordartigen und synchronen Bewegungen aus. Immer weiter dem Ende näher kommend wurde das Konzert immer lauter und intensiver, was das Publikum dem Jubel anscheinend nur begrüßte. Zusammenfassend ist zu sagen, dass Machine Head wahre Profis sind. Sie schauen von den Instrumenten auf, weil sie sich ihrer Sache einfach zu 100 Prozent sicher sind, und erfüllen weiterhin das gesamte Klischee einer Thrash Metal-Band. Sie können lächeln und sind zu Scherzen aufgelegt, was die Ernsthaftigkeit leicht aus den Gemütern zieht. Mehr kann man dazu auch kaum beschreiben, da sich jeder, der dabei war, ein eigenes Bild von dem Auftritt bilden konnte und ich bezweifle, dass jemand nicht zufrieden gestellt war. Sänger Robert Flynn ist in dem Sinne zu zitieren: "All bands who are here tonight believe in music [...]" und das beweist, dass der Spaß an dieser Sache niemals verloren geht und Musik weiterhin der wichtigste Weg ist, um Menschen zu begeistern und seinen Gefühlen am besten Ausdruck zu verleihen.

Fotos: Nadine Lehmann



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