www.Crossover-agm.de
Jeniferever, Phosphene Parties   04.06.2011   Leipzig, Nato
von kk

"Wenn wir Glück haben, kommen wir nach einer Tour bei Null raus", haben mir Jeniferever schon vor zwei Jahren im Interview verraten. Eine ernüchternde Bilanz, wenn Touren vor allem bedeutet, im Van zu sitzen, mit dem verbleibenden Geld Benzin und Reparaturen zu bezahlen und Konzerte zu spielen, die nicht immer die Kosten decken. In den vergangenen zwei Jahren hat sich an der schwierigen Situation für kleine Bands nichts geändert und ebenso wenig hat sich die schwedische Postrock-Band von ihrem Stil so eklatant abgewandt, dass spontan der große Erfolg gekommen wäre. Das finanzielle Risiko ist geblieben, Jeniferever haben es jedoch relativiert - durch sogenanntes Crowdfunding: Auf der Plattform Indie Gogo konnten Fans eine Zeit lang Postkarten, Drumsticks oder sogar eine signierte Vinyl-Testpressung des aktuellen Albums "Silesia" erstehen. Dabei sind 2.873 Dollar zusammengekommen. Knapp 400 Dollar mehr, als Jeniferever sich für ihre Tour erhofft hatten.
In der Leipziger Nato spielen die Schweden bereits das 53. Konzert ihrer Tour. Als Vor-"Band" tritt der Lüneburger Jan Luhmann mit seinem Projekt Phosphene Parties auf. E-Gitarre, Tonbandgerät, Gesang - mehr braucht Luhmann nicht. Während einige Banausen die ruhige, langsame Musik als Erlaubnis zum lautstarken Reden missverstehen, erzeugt der Wahlleipziger langsam eine dichte Stimmung, mit gesampelten atmosphärischen Tönen und charmant mittelmäßigem Gesang. Wie gut auch der vermeintlich langweilige Beginn des Konzerts war, merkt man erst danach, als nach kurz andauernder Stille wieder das Gebrabbel der Anwesenden den Saal erfüllt.
Jeniferever eröffnen mit Liedern ihres neuen, dritten Albums "Silesia", das deutlich schneller und klarer produziert ist als die ruhigen Vorgängeralben. Auch ist die Band um Sänger und Gitarrist Kristofer Jönson merklich offener geworden. Mitte und Ende 2009, im Café Mule und in Ilses Erika, haben sich die Schweden noch im Dunkeln und hinter verzerrten Gitarren versteckt. Jetzt verzichten sie fast gänzlich auf breite Gitarrenwände, sodass der Eindruck erweckt wird, Jeniferever wären selbstbewusster, lauter und poppiger geworden. Einigen Stücken, zum Beispiel dem Eröffnungslied "Silesia", tut die neue Offenheit gut. Andere werden dadurch etwas entzaubert, etwa die Zugabe "Nangijala". Und - leider - scheint nach mehr als 50 Konzerten in nicht einmal drei Monaten bei den Schweden etwas die Luft raus zu sein. Fast routiniert spulen sie manche Stücke herunter - sonst herzerweichend traurig, diesmal irgendwie egal. Selbst Jönsons gut gemeintes "Leipzig is our favourite city" klingt lustlos. Er wird es vermutlich ernst meinen, so oft wie er und seine Kollegen schon hier waren.

Links
http://phospheneparties.bandcamp.com/
http://www.jeniferever.com/
http://www.myspace.com/jeniferever
http://www.facebook.com/pages/Jeniferever/14925635513?v=info
http://www.twitter.com/jeniferever
http://www.indiegogo.com/jeniferever



www.Crossover-agm.de
© by CrossOver