BILL FRISELL: Sign Of Life von *tf (Fontana)
Mit der soeben erschienen Scheibe legt Frisell ein wundervolles Stück zeitgenössischer Kammermusik vor, zudem noch in klassischer Quartettbesetzung. Dieses Quartett nennt sich "858" (nach einer Bilderserie des deutschen Malers Gerhard Richter) und performte das erste - und bisher auch das einzige aufgenommene - Mal zu einer Ausstellung seiner Bilder vor nunmehr bereits fünf Jahren. In der Besetzung Bill Frisell - Gitarre, Jenny Scheinman - Violine, Eyvind Kang - Viola und Hank Roberts - Cello werden filigrane musikalische Versatzstücke ineinander verwoben, die Frisells Herkunft vom Jazz keineswegs verleugnen, aber auch Ausflüge in die Bereiche Folk, Westcoast-Blues, Minimal Music, Bluegrass oder auch Kirchenmodales unternehmen. Das 858-Quartet macht aus der Gründungsidee, Visuelles in Musik ergänzend aufzunehmen, eine Tugend und gewinnt die Kraft der Struktur dieser siebzehn Tracks aus dem Hintergründigen, dem Unaufdringlichen, dass sich dennoch unbeirrbar in die Gehörgänge des Lauschenden schlängelt. Oftmals klingen Parallelen zu den Quartets von Fred Frith auf - die ja auch in erster Linie für Tanz geschrieben sind und ebenfalls aus der Zurückhaltung solistischer Höhepunkte dasjenige Flächige aufzubieten vermögen, welches zur dichten kammermusikalischen Struktur auch dieser Platte führt. Das Harmonische fügt sich wie auch Dissonantes in das übergeordnete Prinzip der Wiederholung auf anderer Stufe, in anderer Klangfarbe, mit anderer Rhythmik. So verschwimmen melodische Annäherungen an scheinbar Bekanntes (wie das Thema von "People Get Ready") mit ruhigen Sequenzen, die aus der Zeit gefallen und also umso betörender sind. Wenn in den Liner-Notes auf John Cage verwiesen wird, hat dies aufgrund der Ungezwungenheit des Musikalischen durchaus seine Berechtigung. Lange nicht mehr so eine entspannte, filigrane und gleichermaßen inspirierende Musik gehört ...
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