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Darkest Hour, Protest The Hero, Born Of Osiris, Purified In Blood   04.02.2011   Leipzig, Conne Island
von kk

Purified In Blood, v.l.n.r.: Hallgeir Skretting Evoksen, Anders Mosness, Stig Skog Andersen
Live erweist sich bei Purified In Blood die Kombination von Material beider Alben als überaus praktisch: Einfach Zugängliches für Purified In Blood-Jungfrauen, Vertrackteres für "Under Black Skies"-Besitzer. Zwar fügen die Norweger auch beim Konzert im Leipziger Conne Island als Vorband für die amerikanischen Melodic Death Metal-Veteranen Darkest Hour dem Genre nichts Neues hinzu, spielen ihre Version aber sehr überzeugend: Anders Mosness' halb-elektronisch, halb-akustisch gemischte Kickdrum sorgt für das angenehme Gefühl beständiger Schläge in die Brust, Bass- und Gitarrensound vermitteln den Eindruck von Gegenwind. Dazu keift und schreit Evoksen, changiert, wenn er will stufenlos, zwischen Black Metal-Gekrächze und New York Hardcore-Gebell. Klar hat man das so ähnlich schon ein Dutzend Male gehört. Aber selten so wütend, facettenreich und zielgerichtet.

Born Of Osiris
Etwas weniger vielfältig ist da die zweite Vorband Born Of Osiris. Die sechs amerikanischen Jungspunde zeichnen mal konventiell, mal hyperaktiv mit den Farben des Death Metal-Malkastens: ein bisschen Blast Beat in Graustufen hier, monotones Gegrunze in kaltem Hellschwarz da, ab und an ein wenig dunkelbunt in den melodischen Parts, aber wichtig ist vor allem die dunkelschwarze Wand aus Doppelfuß und tiefsten Gitarren. Das "farbenfrohe" Ergebnis ist technisch über jeden Zweifel erhaben: Die Gitarrensoli und die maschinengleiche Doppelfußarbeit am Schlagzeug ständen auch einigen Altmeistern des Death Metal gut! Sieht man sich aber das gerahmte Gesamtkunstwerk Born Of Osiris an und schaut am technischen Aspekt vorbei, merkt man, dass auf der nun weißen Fläche nichts bleibt, das Emotionen auslöst.

Rody Walker von Protest The Hero
Die nun folgenden, ebenfalls amerikanischen Protest The Hero wurden im Vorhinein als Geheimtipp im Line-up gehandelt. Zu Recht. Vermutlich hat die Band irgendwann einmal zusammen mit iwrestledabearonce, The Dillinger Escape Plan und Rolo Tomassi aus dem selben Topf Wahnsinn, Chaos und Drang zum Experimentieren gelöffelt, denn die fünf Jugendlichen sind ähnlich unverblümt, was Konventionen angeht. Da ringen Metal und Hardcore miteinander und sind so beschäftigt, dass sie gar nicht merken, dass Frontmann Rody Walker nicht nur schreit und kreischt, sondern auch übertrieben gefühlvoll melodisch singt, sogar im Falsett! Jetzt bekommen Metal und Hardcore mit, wie erfrischend dämlich Walker mit seiner affektierten Gestik aussieht und wie nah er sich zum Emo hinüberlehnt, überhören aber im selben Moment, dass sich Gitarre und Bass in jazzigen Soli zu überbieten versuchen. Ein heilloses Durcheinander, stilsicher arrangiert, das Publikum paralysierend. Lediglich ein Metaller-Pärchen im Lederoutfit kann dem Spektakel so gar nichts abgewinnen und verliert im Warten auf die Darkest Hour langsam aber sicher die Lust ...

Darkest Hour
Nach drei Bands, die sich musikalisch bei Genres bedienen, wie es ihnen beliebt, scheitern Darkest Hour nun daran zu zeigen, dass auch ein Genre allein genug Spielraum bietet. Anlässlich ihres 15 Jahre währenden Bestehens spielen die Amerikaner einen Song jedes veröffentlichten Albums und demonstrieren, wie wenig sich ihr Melodic Death Metal leider weiterentwickelt hat: Die immer gleichen musikalischen Elemente, ähnliche Melodien, Soli, von denen man sich sicher ist, sie schon einmal gehört zu haben. So und besser haben es eben schon die schwedischen Vertreter In Flames, Dark Tranquillity und At The Gates gemacht. Deshalb geht man trotz der großartigen Protest The Hero und Purified In Blood mit komischem Gefühl zum Merchstand, an dem die T-Shirts die Eindrücke von gerade eben bestätigen: Darkest Hour sind etwas einfallslos, Protest The Hero irre und seltsam, Born Of Osiris auf jeden Fall sehr böse und Purified In Blood haben Geschmack. Eins ihrer T-Shirts hat nämlich der kalifornische Tätowierer Tim Lehi entworfen, der unter anderem auch das Artwork für das aktuelle Saviours-Album gezeichnet hat. Die Metal-Welt ist klein.
Purified In Blood-T-Shirt

Links:
www.myspace.com/purifiedinblood

www.myspace.com/bornofosiris

www.protestthehero.com/
www.myspace.com/protestthehero

http://darkesthour.info/
www.myspace.com/darkesthour



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