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Long Heavy Night   17.09.2011   Eschwege, E-Werk
von tk

Der Flyer zur Veranstaltung
Bereits zum dritten Mal ging die LONG HEAVY NIGHT in Eschwege über die Bühne. Nachdem in den vergangenen zwei Jahren schon True-Metal-Helden wie MESSENGER und KING LEORIC die Headbanger glückselig machten, sollten in diesem Jahr vor allem TORIAN und die Pfälzer IVORY NIGHT das Haupthaar zum Schütteln bringen. Es verirrten sich sogar ein paar junge TORIAN-Fans aus Luxemburg in die nordosthessische Provinz, so dass die diesjährige LHN gar etwas internationales Flair verströmte.

Fa Breek  Fa Breek
Die jungen Lokalmatadoren FA BREEK eröffneten den Abend mit ihrem Melodic-Death der Marke DARK TRANQUILLITY und DEUTERONOMIUM. Zwar musizieren die Jungspunde noch sehr kontrolliert und spielen oft Gehörtes einfach nach, konnten spielerisch aber überzeugen und ließen ihr großes musikalisches Potential ein ums andere Mal aufblitzen. Mit der Coverumsetzung von EUROPEs "The Final Countdown" im Melo-Death-Gewand landeten die Eschweger dann aber doch einen Überraschungscoup. Auch den APOKALYPTISCHEN REITERn wurde amtlich gehuldigt. Am Stageacting muss besonders die Saiten-Fraktion noch arbeiten, denn soviel Bewegungsarmut auf der Bühne lässt den Funken aufs Publikum nur schwerlich überspringen. Nichtsdestotrotz ein ganz passabler Auftritt der jungen Garde, die sich für weitere metallische Events empfohlen hat.

Mit gutem T-shirt-Geschmack: Till Burgwächter
In den Umbaupausen las Till Burgwächter aus seinem Buch "Die Wahrheit über Wacken" und sorgte mit seinen anekdotenhaften Erzählungen für so manchen herzhaften Lacher, egal ob er nun das sehr eigenwillige Hygieneverständnis des W:O:A-Besuchers aufgriff oder über das Unmögliche fabulierte, SAXON und MOTÖRHEAD mal nicht auf dem berühmtesten Metal-Festival der Welt auftreten zu lassen. Die Umbaupause inkl. Soundcheck zogen sich doch immens in die Länge, so dass sich der Zeitplan entsprechend nach hinten verschob.

Nephilim  Nephilim
Pechschwarzen Melodic Death/Black mit symphonischen Anteilen und deutscher Lyrik hat sich die Zwickauer Formation NEPHILIM auf die wehenden Fahnen geschrieben. Das Sextett setzte seine intensiven Kompositionen auf der Bühne auch konsequent und professionell um. Den heftigen Blastattacken hätten aber selbst durchtrainierte Propellerbanger nicht folgen können, so dass ein Großteil des Publikums mit der massiven Soundwand überfordert war. Da halfen auch die permanenten Appelle des Gastsängers nichts, die Zuschauer mögen aus dem hinteren Hallenbereich weiter vorrücken. Lediglich ein paar Hartgesottene huldigten den Sachsen entsprechend und bedankten sich artig für das technisch einwandfrei vorgetragene Riffmassaker. Sphärische, Keyboard getragene Parts und Female-Gesang trugen zu einer wohltuenden Auflockerung bei. Wer Referenzbands wie DISSECTION, EMPEROR und CRIMSON MOONLIGHT zu seinen Faves zählt, dürfte auch an NEPHILIM Gefallen finden.

Lane  Lane
Es folgte ein stilistischer Bruch par excellence. Die Hardrocker LANE konnten die Stimmung überraschenderweise zu ihren Gunsten drehen und sorgten auch bei den jungen Zuschauern für Begeisterung, was Hoffnung macht, dass qualitativ hochwertiger AOR eben nicht nur die Altrocker aus der Reserve locken kann. Der groovende und eingängige wie melodische Rock 'n Roll des Bad Hersfelder Quartetts wusste in jeder Tonlage zu begeistern, gleichwohl man deutschlandweit immer noch als Geheimtipp fungiert. "Spirit In The Night" war sicherlich einer der Höhepunkte des Sets, der mit seinem Wechselspiel von Gitarre und Keyboard und dem Sing-Along-Refrain einfach gute Laune versprüht. Sänger Dirk wirkt zwar etwas unauffällig auf der Bühne und ist bestimmt keine Frontsau, agierte gesanglich aber solide und verlieh mit seinen rauen nasalen Vocals den Songs die notwendige Würze. Bassist Andy erinnerte optisch an Klaus Meine und wusste auch sonst mit druckvollem Tieftonspiel zu überzeugen. LANE waren an diesem Abend eine willkommene Abwechselung im schwermetallischen Billing.

Torian  Torian
Die Paderborner Metaller TORIAN packten dann in punkto Härte und Power einige Schippen drauf und begeisterten mit einer interessanten Mischung aus Heavy-/ Power- und Speedmetal, die die Zuschauer gebührend abzufeiern wussten. Zwar war der Sound phasenweise etwas unausgewogen und die Gitarren gingen ein ums andere Mal in einem Soundbrei unter, was der bombigen Stimmung aber keinen Abbruch tat. Häufiger waren vertraute JUDAS PRIEST-Riffs zu hören, die mit einigen progressiven Elementen angereichert wurden. Sänger Marc-Para ist ein Stimmungsmacher vor dem Herrn und gab auf der Bühne alles, um das Publikum bei Laune zu halten. Auch eine gerissene Saite konnte die gute Stimmung nicht eintrüben, so dass kurzerhand ein Drumsolo improvisatorisch eingebaut wurde. Mit der Bandhymne "Torian" und dem treibenden "Thunder Times" hatten die Ostwestfalen echte Knaller im Gepäck. TORIAN sollten an diesem Abend etliche neue Fans hinzugewonnen haben.

Ivory Night  Ivory Night

Ivory Night
IVORY NIGHT aus Kaiserslautern sind inzwischen mehr als nur ein Geheimtipp in der deutschen Metalszene. Der Vierer um Bandkopf Patrick Fuchs hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert und interpretiert auf recht eigenständige Weise fern gängiger Metalklischees Ausdruck und künstlerische Form des Heavy Metal, was sich auch optisch in wechselnden Bühnenoutfits niederschlägt. Mit dem aktuellen Album "The Healing" im Gepäck konnten die Pfälzer Buben richtig aus dem Vollen schöpfen und brillierten mit messerscharfen Riffs, stampfenden Parts und doppelstimmigen Leadgitarren. Um den Eisernen Jungfrauen zu huldigen, wurden dem Publikum gleich mehrere Stücke zur Auswahl angeboten, letztlich entschied man sich für "Fear Of The Dark" und "The Trooper", die von den Zuschauern gebührend abgefeiert wurden. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und spürbarer Ermüdungserscheinungen trat meinereiner schon frühzeitig die Heimreise an, so dass ich den Rest des Sets der Ivorischen Nacht verpasste. Wer die Band live noch nicht erlebt hat, sollte dies unbedingt nachholen. IVORY NIGHT bieten beste Heavy Metal-Unterhaltung auf musikalisch hohem Niveau.

Das Publikum
Fazit: Die LHN hat sich als lokaler Musikevent etabliert. Ein besonderer Dank geht an Marc Dobat und Jens Manegold für die reibungslose Organisation und ihren Einsatz für den heimischen Underground. Es tut gut zu wissen, dass dem Ausverkauf des Metal und seiner Mainstream-Fokussierung (vgl. W:O:A) noch Kontrapunkte entgegengesetzt und kleinere Events gefördert werden. Für die eh schon strukturschwache Region ein mehr als notwendiger Schritt in der jugendkulturellen Arbeit. Im kommenden Jahr dürfen es dann noch einmal 100 Besucher mehr sein.



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