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ARKUS: Prodejná
von rls

ARKUS: Prodejná   (Eigenproduktion)

Aus dem allertiefsten tschechischen Underground entspringt diese CD, die alte Aufnahmen einer lange Zeit weitgehend vergessenen Band enthält, welche durch René Vrsecký, den früheren Drummer der Band, anno 2007 remastert wurden und als CD-R mit professionell gefertigen Drucksachen erhältlich sind. Arkus gehörten zu den wenigen Metalbands der Achtziger bzw. Frühneunziger, die eine Sängerin am Mikrofon hatten, wobei Lenka Novotná aussah wie eine Mixtur aus Genen von Tina Turner und Tamara Danz, allerdings stimmlich durchaus eigene Pfade beschritt und ein breites Spektrum von tief-geheimnisvollem Shouting wie in "Horor" bis hin zu klaren, hohen Lagen (allerdings abseits jedweden Anspruchs, in Stimmlagen der klassischen Musik überzuwechseln) abzudecken imstande war, wobei sie sich zumeist in mittleren Normallagen mit leicht angerauhter Artikulation bewegte und zwar nicht alle Töne immer ganz mittig trifft (man höre das Abkippen in "Nech To Být" vorm Solo), aber in der Gesamtbetrachtung doch eine gute Leistung vollbringt. Ihre vier Instrumentalisten tragen auf dem Bandfoto Shirts von Overkill, Manowar und Motörhead, und letztere haben dann auch tatsächlich in dem angerauhten Traditionsmetal der Band die eine oder andere Spur hinterlassen, auch wenn Arkus den Blueseinfluß Motörheads außen vor ließen und statt dessen mehr Proto-Speed Metal ins Geschehen einbrachten, so daß mancher Song ein wenig an Anvil denken läßt, wenn man eben den Gesang ausblendet. Dabei bewegt sich, obwohl das stampfende Intro noch etwas anderes erwarten läßt, das Gros des Materials im schnellen Ufta-Ufta-Bereich, nicht ohne das eine oder andere geschickt gesetzte Break einzustreuen, etwa den Ansatz von Ohoho-Heldenmetal im Titeltrack. Am weitesten aus dem Rahmen fällt das durchgehend schleppende und mit düsteren Effekten sowie Hintergrundkeyboards spielende "Horor" - daß das nicht am Drummer liegt, der hier mal als Songwriter fungiert, zeigt sein anderer Beitrag "Kam Jdou?", der sich nach einer wehmütigen Gitarrenpassage schnell zu einem der Arkus-typischen, leicht punkbeeinflußten Speedies entwickelt, wobei die Soli aber jede Punk-Ahnung konsequent ins Abseits stellen, sich dieser Einfluß also mehr auf die typische Rhythmik bezieht, die man ja beispielsweise auch in vielen Frühausprägungen des Thrash wiederfinden konnte. Noch ein zweiter Song tanzt etwas aus der Reihe, aber "Bezí Liska K Táboru" dürfte nur als Scherz gedacht gewesen sein, handelt es sich doch um eine metallische Adaption eines tschechischen Volksliedes, die sich aber auf die erste Strophe beschränkt und dann im fröhlichen Chaos versickert. Die andere Coverversion fügt sich stilistisch, vom anfangs reduzierten, sich dann aber immer weiter steigernden Tempo abgesehen, perfekt ins eigene Arkus-Material ein: "Den Tvých Ztrát" stammt original von den Plasmatics, wurde aber, wie das in Osteuropa damals eine durchaus häufig geübte Praxis war und noch heute ist, mit einem landessprachlichen Text ergänzt (von Arija beispielsweise kennt man das ja auch). Die Aufnahmen wurden anno 1990 und 1991 im Studio Hostívar (ein östlicher Prager Stadtteil heißt so - vielleicht gibt es da einen Zusammenhang) getätigt, und trotz des Remasterings sollte niemand Wunderdinge erwarten: Man hört zwar alles, was man hören muß, sollte sein Ohr vorsorglich aber auf ziemlich blecherne Drums und scheppernde Becken einstellen, dazu auf in unterschiedlichem Maße hervortretende Bässe (Hauptkomponist/Gitarrist Martin Tománek gönnt seinem Bassisten Tomás Ruzicka in "Rockeru Král" kurz vor Schluß übrigens sogar ein kleines Baßsolo), wohingegen Gesang und Gitarren ziemlich gut in Szene gesetzt wurden, wenn man einen osteuropäischen Wendezeiten-Maßstab anlegt. Den zwölf Studiotracks plus Intro wurden noch sechs soundlich halbwegs annehmbare Livetracks aus dem Klubhaus Barikádniku hinzugefügt, mitgeschnitten anno 1990. Vier der Tracks sind auch in Studioversionen zu hören, wobei Lenka "Horor" live interessanterweise als "Black Metal" ankündigt, möglicherweise auf die damals durchaus noch gängige Praxis verweisend, Black Metal noch nicht als rein musikalisch zu definierenden Stilbegriff, sondern anhand des Düsternisgrades der Lyrik anzuwenden. Der letzte Beweis für diese Theorie kann allerdings nicht erbracht werden - Arkus sangen in tschechischer Sprache (der der Rezensent nicht mächtig ist), und zudem sind im Booklet keine Texte abgedruckt. Dazu kommen zwei Songs, die man hier nicht als Studiofassung findet: ein Instrumentalstück namens "Zkáza" und gleich im Anschluß das mittelschnelle "Jses Jako Klaun", bei dessen Composercredits statt Einzelpersonen nur allgemein "Arkus" angegeben ist, was so nur beim Intro nochmal wiederkehrt. Daß vor allem die beiden Gitarristen Meister ihres Faches waren, zeigen sie speziell in den Solospots, beispielsweise in "Chvíle Poslední", das eine klassische melodicspeedige Solostruktur auffährt. Mit etwas strukturellem Glück hätten sich Arkus also durchaus langfristig in der Szene etablieren können, aber wie bei so vielen anderen alten Achtziger-Bands (noch dazu osteuropäischen) sollte es auch bei ihnen nicht sein, und so verbleiben Aufnahmen wie diese als kleine entdeckenswerte Juwelen der Vergangenheit. Bei Interesse frage man Rainer Krukenberg unter krukenberg@freenet.de, ob er noch ein Exemplar am Lager hat.

Tracklist:
Intro
Hrob
Precedens
Století
Nech To Být
Bezí Liska K Táboru
Prodejná
Kam Jdou?
Horor
Minulost
Rockeru Král
Chvíle Poslední
Den Tvých Ztrát
  Bonus Live Tracks:
Minulost
Precedens
Zkáza/Instrumental
Jses Jako Klaun
Horor
Nech To Být
 



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