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ARIJA: Schtil
von rls

ARIJA: Schtil   (Sound-R Production)

Im Veröffentlichen von Zwischendurch-Alben haben sich Arija seit den Mittneunzigern zu wahren Großmeistern entwickelt, und neben diversen mehr oder weniger überflüssigen Best-Ofs findet sich bisweilen unter der Masse auch mal das eine oder andere Goldstück. Ein solches liegt mit "Schtil" aus dem Jahre 2002 vor, also aus der Endphase mit Waleri Kipelow am Frontmikro stammend und mit der Zweitversion von "Njebo Tebja Naidjot", die im Booklet mit 2002 datiert ist, vermutlich dessen letzte Studioarbeit im Arija-Kontext darstellend. Der Begriff "Zweitversion" deutet es schon an: Wir haben es mit einer Raritätencompilation zu tun, und zwar einer in elf Teilen. Schauen wir also mal durch, was fürs Geld geboten wird. Der ultimativste Kaufgrund für den westeuropäischen Metaller steht gleich an erster Position: Anno 2001, nach dem "Chimera"-Album, gingen Arija und U.D.O. gemeinsam auf Rußland-Tour (wäre übrigens eine Konstellation, die in Westeuropa zur dringenden Nachahmung empfohlen sei, damit Cholstinin, Dubinin & Co. hier endlich mal ein Bein auf den Boden bekommen), bei der übrigens das U.D.O.-Livealbum "Live From Russia" mitgeschnitten wurde. Arija wiederum nutzten die Gelegenheit, Herrn Dirkschneider ins Studio zu bitten und mit ihm die "Chimera"-Halbballade "Schtil" neu einzuspielen, bei der sich Kipelow und Dirkschneider die Strophenvocals teilen und im Refrain dann gemeinsam singen. Ja, richtig gelesen, Udo singt Russisch! Und das klingt richtig gut, der Song an sich ist ja auch schon klasse. Erstveröffentlicht wurde er übrigens auf einer der beiden "Tribute To Harley Davidson"-Mini-CDs (erstere von 1999, zweitere von 2001, also steht er logischerweise auf der zweiten), von denen sich noch weiteres Material auf "Schtil" befindet (so daß die oben genannte "Goldstück"-Einschätzung für Menschen, welche diese beiden Mini-CDs bereits besitzen, einer gewissen Abschwächung zu unterziehen ist - mit dem auf "Schtil" logischerweise fehlenden Beitrag des Arija-Ablegers Master zur zweiten CD bleibt für die Mini-Besitzer aber zumindest noch ein kleiner Exklusivitätsfaktor gegenüber den "Schtil"-Besitzern). Da hätten wir also zunächst mal drei Coverversionen. Erstgenannte hört auf den Namen "Probil Tschas" und wurde wohl programmatisch auf das Motorradmotto bezogen, denn es handelt sich um Manowars "Return Of The Warlord" mit russischen Lyrics, und da wird bekanntlich der Mittelteil von röhrenden Motorradmotoren geprägt (man hätte allerdings auch Saxons "Motorcycle Man" nehmen können ...). Dann steht "Swoboda" zu Buche, eher gemäßigten Hardrock darstellend, aber trotzdem stark - und instrumental recht nahe am Original gehalten, das da "Cry For Freedom" heißt und auf dem "Big Game"-Album von White Lion zu finden ist; einzig der Gesang von Kipelow unterscheidet sich von dem Mike Tramps doch ein gutes Stück. Drittes Cover im Bunde ist "Bespetschnij Angel", im Original von den Holländern Golden Earring, eine zauberhafte Halbballade, die sich fest im Arija-Repertoire eingenistet hat und auch von Waleri Kipelow in sein Soloschaffen übernommen wurde, wie auf "Putj Nawerch" nachzuhören ist. Im Original stand auf der zweiten Harley-CD dann noch mindestens ein weiteres Cover, aber eben von Master beigesteuert ("Ride To Live, Live To Ride" von Twisted Sister) und deshalb auf "Schtil" fehlend. Dafür kommt mit "Geroi Asfalta" ein alter Klassiker zu neu eingespielten Ehren; auch der hatte auf der ersten Harley-CD gestanden und findet nun seinen Weg via "Schtil" ins heimische Wohnzimmer. Mit einer zeitgemäßeren Produktion, aber sonst recht wenig Änderungen versehen macht die Neuversion dem Original keine Schande. Nicht unbedingt bedurft hätte es dagegen der Neueinspielung von "Njebo Tebja Naidjot" - der lediglich drumunterlegte Mitgrölpart ist jedenfalls nicht als ultimativ nötiger Songbestandteil zu werten. Mehr Laune macht da schon die Sinfonieorchesterversion von "Poterjannij Raj", wenngleich man die Balance zwischen Band und Orchester noch ein wenig zugunsten des letzteren hätte verschieben können - spielt das Orchester alleine oder nur mit der halbakustischen Band, paßt's gut, sobald aber die Band mehr Druck macht, gehen die Klassiker baden. Trotzdem eine interessante Umsetzung! Was hätten wir noch im Angebot? "Angelskaja Pil" ist als "2. Version, 1994" angegeben, das Original zum Querhören habe ich grade nicht zur Hand. Macht aber nichts, die Halbballade ist in der Zweitversion brillant genug, um jeden Vergleich mit dem Original im Keim zu ersticken. "You'd Better Believe Me" ist einer der ganz seltenen Arija-Songs mit englischen Lyrics und fällt musikalisch nicht weiter ins Gewicht - solider Melodic Metal ohne größere Höhepunkte. Dagegen macht die von Gitarrist Sergej Terentjew beigesteuerte Komposition "Maschina Smerti" zum Schluß des regulären Teils nochmal mächtig Druck. Der elfte Track "Dai Mnje Ruku" ist nämlich als Bonustrack deklariert und fällt auch soundlich gegenüber dem trotz unterschiedlicher Herkunft sehr homogen klingenden Rest etwas ab - der Song ist trotzdem gut. Letztlich bleibt also eine sehr positive Bilanz, und eigentlich sollte man wie erwähnt das Ding eigentlich schon allein aufgrund des Titeltracks in seine metallische Sammlung stellen.
Kontakt: www.aria.ru, www.metalglory.de

Tracklist:
Schtil
Probil Tschas
Njebo Tebja Naidjot
Angelskaja Pil
Swoboda
Geroi Asfalta
Poterjannij Rai
You'd Better Believe Me
Bespetschnij Angel
Maschina Smerti
Dai Mnje Ruku





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