www.Crossover-agm.de ARIJA: Chimera
von rls

ARIJA: Chimera   (Classic Company)

Arija gehören zu den bekanntesten Metalbands Rußlands, sind aber "im Westen" nie so populär geworden, wie das beispielsweise Kruiz oder Gorky Park vorübergehend waren (wobei man die aktuellen Kruiz- oder Gorky Park-CDs aber auch nur noch als Rußlandimporte bekommt). Arija bedienen sich im Gegensatz zu den Genannten durchgängig der russischen Sprache (wobei bis auf eine Ausnahme alle Texte von bandexternen Menschen geschrieben wurden) und werden gern als Rußlands Antwort auf Iron Maiden gehandelt. Gut, die eine oder andere Ähnlichkeit kann man durchaus feststellen, so beispielsweise gleich die Gitarrenharmonieführung im Opener und Titeltrack, die auch Murray/Smith vermutlich nicht wesentlich anders gestaltet hätten. Aber gab es bei Iron Maiden schon mal ein Flötensolo? Ich kann mich nicht erinnern - hier dagegen steuert Gastmusiker Oleg Mishin von End Zone (vermutlich derselbe Mensch, der auch die Flötenparts in Specters "Images Of The Innocent"-Meisterwerk intonierte) in "Wampir" eins bei. "Chimera" ist vielschichtiger melodischer Metal, dem natürlich die Ungestümheit der frühen Scheiben etwas abgeht - die Herren werden schließlich auch nicht jünger und sind schon seit den frühen Achtzigern dabei. Meine momentan einzige Vergleichsmöglichkeit aus dem Backkatalog ist "Geroi Asfalta", das Durchbruchsalbum aus dem Jahre 1987, dessen sechs Songs (Durchschnittslänge damals übrigens etwa sechseinhalb Minuten) etwas frischer und speediger zu Werke gingen als diejenigen auf "Chimera". Dafür nimmt sich die Band - mit Sänger Waleri Kipelow, Gitarrist Wladimir Cholstinin und Bassist Witali Dubinin sind drei Leute aus "Geroi Asfalta"-Tagen auch noch auf "Chimera" dabei - im neuen Material ein wenig mehr Zeit zum Ausfeilen der Details, seien es nun die kosakigen Backingchöre (punktuell eingesetzt und nicht etwa jeden Refrain zukleisternd, wie das viele Bands heute machen) oder eben das erwähnte Flötensolo im düsteren "Wampir". In "Putj W Nikuda" steht Dubinins Baß mitunter relativ weit im Vordergrund, aber keineswegs so sehr, wie man das von Steve Harris gewöhnt ist, und der erwähnte Titeltrack sowie "Gorjaschaja Strela" markieren die geschwindigkeitstechnische Obergrenze des Materials, die für Speed Metal eindeutig zu niedrig liegt. Die "Schneller und härter"-Fraktion wird also keine Freude an "Chimera" haben, aber diejenigen, die hochklassigen melodischen Metal lieben, dafür umso mehr. Gut, man kann natürlich Pech haben, wie das Cover beweist, die Band als Minnesänger auf einer mittelalterlichen Burg vor einem erleuchteten gotischen Fenster zeigend - es wird nämlich nicht etwa die erhoffte hohe Frau erweicht, sondern in einem Nebenturm das titelgebende Chimärenmonster aufgeweckt. Nach "Putj W Nikuda" wird's streckenweise aber selbst mir etwas zu relaxt - erst ein starkes Gitarrensolo im beschaulich beginnenden "Oskolok L'da" (in dessen balladesken Parts Kipelow paradoxerweise wie der Mensch klingt, der für die Leningrad Cowboys das Cover von "Those Were The Days" eingesungen hatte) läßt wieder aufhorchen und leitet etwas später in einen grandiosen Schlußteil über: Die Idee, die Chorgesangslinie und die parallele Akustikgitarre nur vom Schlagzeug untermalen zu lassen, gefällt mir jedenfalls ausgezeichnet und läßt auch noch eine Steigerung zum Schluß des Songs zu, wenn Rhythmusgitarre und Baß wieder einsetzen und ein hymnisches Finale formieren. Damit ist der Boden für den letzten Song bereitet, ein großes neunminütiges Epos namens "Tebje Dadut Snak". Und Epiker sind sie, unsere russischen Freunde von Arija (bevor übrigens jemand fragt: Übersetzt heißt das "Arie" und nicht etwa "Arier"!). Das haben sie schon auf "Geroi Asfalta" gezeigt (ich sage nur "Uliza Ros" oder gar "Ballada O Drewnorusskom Woinje"), und ich freue mich, daß sie das mit diesem Schlußsong auch wieder beweisen. Auf die Weiterentwicklung der Band bin ich sehr gespannt, denn nach dem bereits 2001 eingespielten "Chimera" kam es zu umfangreichen Umbesetzungen. Das neue Werk "Krestschenije Ognjom" liegt auch schon vor - mehr darüber demnächst. Derweil kann "Chimera" allen melodisch orientierten Metallern zum Kauf empfohlen werden; in Deutschland geht das vermutlich am einfachsten über www.metalglory.de
Kontakt: www.aria.ru

Tracklist:
Chimera
Njebo Tebja Naidet
Ja Nje Soschel S Uma
Wampir
Gorjaschaja Strela
Schtil
Putj W Nikuda
Woron
Oskolok L'da
Tebje Dadut Snak





www.Crossover-agm.de
© by CrossOver