(Armoury Records/Eagle Rock Entertainment)

Das zweite Album der tuntigen Schwestern bedeutete für die Band den Durchbruch in Großbritannien, während sie dann erst eine Platte später auch endlich im Heimatland USA in großem Stil anerkannt wurde. "You Can't Stop Rock'n'Roll" erschien 1983, ist mein Lieblingsalbum der Band und im gleichen Jahr hatte ich auch die Gelegenheit, sie zum ersten Mal beim Monsters Of Rock Festival in Castle Donington zu sehen. Der im Gegensatz zu den Nachfolgern rauere, härtere Sound der komplett im Alleingang von Dee Snider verfassten Songs entspricht damals wie heute einer "We Against The World"-Aufbruchsstimmung, welche die New Yorker durch Bandkutten im Stile von Motorradclubs unterstrichen ("Ride To Live, Live To Ride"). In jedem Text schimmert der Wille zum Durchbruch, das Fernweh, diese "Wir schaffen's"("We're Gonna Make It")-Mentalität durch, was klar ist, wenn man weiß, dass die Truppe bereits seit 1973 (!) in New York zugange war, bis 1978 größtenteils als Cover-Band und sich eben nur dort lokal bereits als Headliner auszeichnete und bereits 1979 vor 3000 Fans im Palladium spielen konnte. Das Album in dieser remasterten Version nach 27 Jahren erneut angehört, haben die mitreißenden Songs keineswegs Staub angesetzt geschweige denn klingen sie altbacken, im Gegenteil, man möchte gleich losziehen und einen draufmachen und wird von der "Auf geht's!"-Einstellung von "The Kids Are Back" oder der stets peitschenden Rhythmik von "Like A Knife In The Back" regelrecht angetrieben. Die damalige erste Single "I Am (I'm Me)" wies genügend Hitpotential auf, um zumindest damals auch ab und an tatsächlich im Radio gespielt zu werden und das Titelstück selbst ist eine absolut grandiose hymnische Liebeserklärung an unser aller (?) Lebenselixir mit schön angelegtem Migröhlpotential! Mit dem seiner Frau gewidmeten "You're Not Alone" brachte Dee auch einen ruhigen Song aufs Trapez, der jedoch alles andere als schmalzig daherkommt. Neu hinzugefügt als Bonus wurden drei Stücke, von denen im Booklet leider nichts vermerkt ist (Jahreszahl / Relation zum Album). "Four Barrel Heart Of Love" und der schnelle Smasher "Feel The Power" passen exakt zum Album, "One Man Woman" wäre dann der zweite Treuebeweis von Dee zu seiner Frau gewesen ("She's a one man woman, I'm a one woman man"), aber hätte wohl 1983 nicht zu den allzeit willigen Rockstars, die Groupies nicht abgeneigt waren, gepasst.
Überhaupt weist das Booklet leider außer den Liedtexten und Fotos keinerlei Rückblick oder Abhandlungen der Protagonisten auf, hier wurde eine Chance vertan, etwas zu dem Album und seiner Geschichte nachzuerzählen. Aber das ist nebensächlich, denn die Musik ist ja das Wichtigste, und die war hier noch exzellent und ein Beweis, dass man mit bescheidenen Mitteln - als Instrumentalisten sind sie bis heute relativ beschränkt, was vor allem für Mark Mendoza gilt, der live mitunter stumpf mit der Faust auf seinen Bass kloppt - klasse Musik machen kann, die viele ansprach und begeisterte. Das Album brachte Twisted Sister übrigens erstmals nach Deutschland. Im Vorprogramm hatten sie damals vier Wahnsinnige namens Metallica, die mit den Fans vorm Volksbildungsheim Frankfurt Bier tranken und die Ortsansässigen aufgrund ihrer Schlafgelegenheit (namens Bandbus) um eine warme Dusche anhauten!
Kontakt: www.twistedsister.com, www.eagle-rock.com

Tracklist:
The Kids Are Back
Like A Knife In The Back
Ride To Live, Live To Ride
I Am (I'm Me)
The Power And The Glory
We're Gonna Make It
I've Had Enough
I'll Take You Alive
You're Not Alone
You Can't Stop Rock'n'Roll
  Bonus:
One Man Woman
Four Barrel Heart Of Love
Feel The Power

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