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Zeitschriften-Reviews 2011

Musik und Liturgie, Big Five, Rock Classics: Pink Floyd, Rosen-Faszination, noisy Neighbours, Headbangers Zine, Resurgir, Mosaik, Kasseljournal, DATZ, G.U.C.


Musik und Liturgie dürfte einer der dienstältesten Zeitschriften sein, die jemals in dieser Rubrik rezensiert wurde - immerhin ist der Jahrgang 2011 schon der 136. des sechsmal jährlich erscheinenden Heftes, das früher unter dem Titel "Singen und Musizieren im Gottesdienst" herausgegeben wurde. Verantwortlich für die Herausgabe zeichnet der Schweizerische Katholische Kirchenmusikverband, aber man muß weder Schweizer noch Katholik und auch nicht zwingend Kirchenmusiker sein, um den Inhalten auf den 52 Seiten des Heftes 6/2011 etwas abgewinnen zu können, wenngleich die Zugehörigkeit zu einer oder auch mehreren der genannten Gruppen natürlich manche Erkenntnis noch erweitern oder vertiefen hilft. Die vorliegende Nummer kommt aus dem Würdigen von Jubiläen kaum heraus: die Organisten Jehan Alain und Alexandre Guilmant, Friedrich Goll (ein bedeutender Schweizer Orgelbauer, der 1911 starb), der Komponist Hans Zihlmann (75), die halbautomatische Welte-Philharmonic-Orgel im Museum für Musikautomaten in Seewen (100) und schließlich die Titelgeschichte über den in Helvetien sehr bekannten Komponisten Paul Burkhard zu dessen 100. Todestag, die kurioserweise zu großen Teilen aus Zitaten besteht, von denen die meisten der Burkhard-Biographie "O mein Papa" von Archimandrit Irenäus Totzke entnommen sind. Trotzdem oder auch deshalb entrollt sich das Bild eines bedeutenden musikalischen Grenzgängers, der sowohl Operetten als auch Kirchenmusik schrieb und dafür von Hardlinern beider Lager angefeindet wurde. Ein weiterer Bericht widmet sich der 7. St. Galler Kirchenmusikwoche, aber auch die kam nicht um Jubiläen herum: Gleich das Eröffnungskonzert stellte das allgemein eher unterbelichtete kirchenmusikalische Schaffen von Franz Liszt, das erst im Jahre seines 200. Geburtstages mehr Aufmerksamkeit erfuhr, in den Mittelpunkt. Auch das Symposium "Orgel 2011" in Zürich erfährt eine Betrachtung; die dort verabschiedene "Zürcher Resolution Orgel", die fordert, die europäische Orgelkultur zu erhalten und stärker in den Mittelpunkt zu rücken, ist im Vorgängerheft abgedruckt. Die Satirerubrik "Asteriscus" widmet sich diesmal der Realsatire aus dem Netz, wo in Foren eine erstaunliche liturgische Unbedarftheit auch bei kirchenmusikalischen Aktivisten zutagegefördert wird, dazu kommen ein inhaltlich noch in verschiedene Subrubriken, beispielsweise "Singen mit Kindern und Jugendlichen", untergliederter Newsteil, ein Konzertkalender sowie die üblichen Buch-, CD- und Notenrezensionen, erstgenannte partiell aber auch in ungewohnter Form, nämlich mit der Vorstellung von Romanen, in denen die (Kirchen-)Musik eine mehr oder weniger zentrale Rolle spielt. Dank der sauberen Druckqualität kann man sogar den in Tannenbaumform gestalteten musikalischen Weihnachtsgruß von Paul Burkhard auf Seite 4 lesen oder gar zum Selbersingen als Vorlage nehmen - wenn diese Rezension erscheint, sind die Weihnachtsfeiertage zwar vorbei, aber sie kommen ja wieder, sofern sich die alte Prognose des Armageddons anno 2012 nicht bewahrheiten sollte. Bis dahin kann man sich mit der Lektüre von "Musik und Liturgie" noch bestens weiterbilden. Kontakt: Redaktion Musik und Liturgie, Sägenstraße 3, CH-7302 Landquart, christian.albrecht@musikundliturgie.ch, www.musikundliturgie.ch



Noch relativ neu auf dem Zeitschriftenmarkt dagegen ist das Big Five, wobei die Chronologie für den Außenstehenden etwas undurchschaubar wirkt. Sowohl im Impressum als auch auf dem Magazinrücken prangt nämlich die Kombination "Ausgabe 10 Nr. 05 Dez. 2011/Jan. 2012". Verstehe die, wer will - der Rest kann derweil erraten, welches fünfte Genre sich auf dem Cover noch unter dem roten Störer, der auf die CD-Beilage, hinweist, verbirgt. Von der Wortlänge her können es eigentlich nur Rock oder Punk sein, denn auch inhaltlich gesellen sich beide zu den anderen vieren, die da Metal, Hardcore, Independent und Rock'n'Roll heißen. Die Titelstory gehört Machine Head, unter den weiteren Interviewten finden sich u.a. Projekt Mensch, The Devil Wears Prada, Josis und Melis Lieblinge Emil Bulls, die reaktivierten Freistil-Legenden Primus, Georgs Faves Nikki Puppet und die auch schon beim CrossOver rezensierten Folkpunker Mr. Irish Bastard, die gerade eben eine Coverplatte namens "Never Mind The Bastards - Here Is Mr. Irish Bollocks" herausgebracht haben, bei der sicherlich nicht erst dreimal geraten werden muß, welches Originalalbum sie hier in ein Folkpunkwerk umgestrickt haben. Neben den klassischen Frage-Antwort-Strukturen versuchen die Mitarbeiter auch etwas Abwechslung in die Interviews zu bringen, indem etliche als Kommentarspielchen zu hingeworfenen Stichworten oder in noch anderen Abwandlungen dargeboten werden. In der Rubrik "Big City" stellt jeweils eine Band ihre Heimatstadt nach genrerelevanten Besuchenswürdigkeiten vor - diesmal sind Steve From England dran, die entgegen ihres Namens nicht aus England, sondern aus Hannover stammen. In der Kolumne "Jeff's Heady Metal" äußert sich Ex-Trouble-Schlagzeuger Jeff Olson zu allen möglichen und unmöglichen Dingen der Metalwelt, diesmal mit einem Rückblick auf seine eigene, Mitte 2010 gestartete Radioshow. Dazu kommen die üblichen Reviewstrecken, wobei zumindest in dieser Ausgabe nur ein einziges Konzertreview vertreten ist (über die Melvins), dafür aber eine seltene Erscheinung, nämlich die Rubrik "Big Books", in der jeweils ein Musiker sein Lieblingsbuch vorstellt. Das Layout ist komplett vierfarbig und übersichtlich, die Storys meist informativ (auch wenn man nicht mit jedem Schreibstil der 26 genannten Mitarbeiter warm werden muß und hier und da ein wenig zuviel Selbstrechtfertigung durchblitzt), und eine CD mit 22 Songs, darunter fast alle interviewten Bands, liegt auch noch bei. Allzu spartenorientiert sollte der potentielle Leser der 100 Seiten nicht sein, aber wer sich für möglichst nicht nur eins der im Untertitel genannten Genres interessiert, wird hier interessante Lektüre finden. Kontakt: Bernd Peruch, Trosdorferstraße 10, 96191 Viereth, info@bigfivemagazine.de, www.bigfivemagazine.de

Vom Rock Classics-Team kommen in Abständen Sonderhefte, die sich entweder einer speziellen Band oder einem ganzen Genre widmen. Nach Heften u.a. über Metallica und den Grunge widmet sich das sechste Sonderheft einer Band, ohne deren Einfluß zwei ganze Genres sich nicht so entwickelt hätten, wie sie es getan haben: Pink Floyd inspirierten ganze Kohorten von Progressiverockern und schufen mit ihren Mammut-Gigs und ihrer Entfremdung vom Publikum in den 70ern den Nährboden für den Punk als totale Antithese zu diesem Gigantismus. Das Heft beleuchtet verschiedenste Aspekte rings um Pink Floyd, bringt biographische Abhandlungen über die Bandmitglieder (inclusive des frühen Kreativkopfes Syd Barrett natürlich), beleuchtet die Touren von den frühen Clubgigs bis hin zu den erwähnten Mammutprojekten, interviewt den Coverdesigner Storm Thorgerson und den Soundengineer Andrew Jackson und unternimmt einen Versuch, die Einflußlinien Pink Floyds in den Krautrock nachzuzeichnen, der leider etwas unbefriedigend bleibt, da er sich einerseits mehr auf eine Aufzählung konzentriert, wo im Westen Deutschlands Pink Floyd keinen Einfluß ausgeübt haben, und andererseits die DDR außen vor läßt, obwohl es hochgradig interessant gewesen wäre, einen Erforschungsversuch zu unternehmen, was an Floyd-Elementen beispielsweise im Schaffen der Stern-Combo Meißen oder anderer alter DDR-Progbands (oder auch der Elektroniker Pond) gelandet ist. Dem Heft liegt außerdem eine CD bei, die elf mehr (RPWL) oder weniger (aber feststellbar, z.B. Dream Theater) von Pink Floyd inspirierte Bands enthält; mit RPWL oder Steven Wilson kommen solche auch im Heft zu Wort, daneben beispielsweise auch The Australian Pink Floyd Show, die als authentischste Tributeband gelten. Reviews zu den Alben werden meist in die große Bandgeschichte eingewoben, als Sonderrubriken gibt es Reviews zu Büchern und Filmen über und/oder mit Pink Floyd, und eine ganz besonders spannende Seite stellt wertvolle Sammlerstücke vor. Sollte also jemand "Meddle" in blauem Vinyl besitzen, hüte er dieses wie seinen Augapfel - ein Exemplar dieser ultrararen Pressung ist jüngst für 12.000 (in Worten: zwölftausend) US-Dollar verkauft worden. Das ganze Heft kommt im vierfarbigen, hier und da leicht unübersichtlichen Layout und mit einem entscheidenden Manko daher: Die Fehlerquote im orthographischen und grammatikalischen Kontext ist für ein Projekt mit professionellem Anspruch viel zu hoch. Zudem merkt man etlichen Texten an, daß sie 1:1 und recht hölzern aus dem Englischen übertragen wurden und man sich nicht mal die Mühe gemacht hat, die englische Wortstellung in eine adäquate deutsche umzuwandeln. Dafür entschädigt wenigstens eine brauchbare inhaltliche Tiefe, die außer ausgewiesenen Experten wohl jedem Leser noch die eine oder andere neue Erkenntnis bescheren dürfte. Oder hatte jemand spontan auf dem Schirm, daß der langjährige Foreigner-Bassist Rick Wills nicht nur auf David Gilmours erstem Soloalbum von 1978 Baß spielte, sondern schon in Gilmours Prä-Floyd-Ära mit diesem bei Joker's Wild gemeinsame Sache machte (und das war 1962!)? Na also. Kontakt: Slam Media GmbH, Mollardgasse 85a/2/75, A-1060 Wien, redaktion@slam-zine.com

Es gibt ja auch mancherlei "Merchandisingartikel", die den Namen Pink Floyd tragen; mancher wird sich beispielsweise sicherlich noch an die VW Golf-Edition "Pink Floyd" erinnern. Ob allerdings auch eine Rosensorte namens "Pink Floyd" existiert, müßte ein Experte bei passender Gelegenheit mal überprüfen. Der Rezensent ist kein Rosenexperte (sondern eher den Schwertlilien zugetan), aber vielleicht wüßte das Team hinter der Fachzeitschrift Rosen-Faszination hier Rat. Selbige erscheint zweimal jährlich; vor dem Rezensenten liegt das Herbstheft 2011. Ein guter Teil der 116 Seiten gehört Fortsetzungsrubriken; so ist beispielsweise die Vorstellung einzelner Rosenklassen schon bei Teil X angekommen und widmet sich den von Rosa pimpinellifolia abstammenden Sorten. Noch eine Ordnungszahl weiter fortgeschritten ist die Serie "Über den Zaun geschaut" - hier erwarten den Leser sozusagen Homestorys von privaten Gärten mit Rosendominanz, und man staunt, welches kleine oder auch große Paradies sich so mancher Rosenliebhaber auf seinem Grundstück geschaffen hat (wer ein Beispiel zum "Anfüttern" braucht, schaue einfach mal auf www.monis-rosengarten.de vorbei). Die auch schon beim elften Teil angekommene Serie "Unvergessen durch eine Rose" bringt Kurzbiographien historischer Persönlichkeiten, nach denen Rosensorten benannt worden sind und die heute kaum noch jemand auf Anhieb kennt. Oder wüßte außer Militärhistorikern spontan jemand etwas über Jacob Lord of Wassenaer, der im 17. Jahrhundert in den Handelskonflikten zwischen England und den Niederlanden eine Rolle spielte und nach dem der französische Züchter Verdier 1854 eine von Rosa muscosa abstammende Sorte benannte, zu berichten? Spätestens diese Rubrik aber macht auch das große Manko deutlich, das dem des Pink Floyd-Heftes entspricht: Orthographie und Grammatik sind im Heft bisweilen abenteuerlich, und diverse peinliche Tippfehler (z.B. die Verlegung der Hochzeit des eben genannten Lords ins Jahr 1933) hätte man, wenn irgend jemand Korrektur gelesen hätte, eigentlich finden müssen. Vom Unterschied zwischen Gedanken- und Bindestrichen hat die Layoutfraktion offenbar auch noch nie etwas gehört. Dafür überzeugt das Heft allerdings mit erstklassigen und stimmungsvollen Fotos, die dem Titel alle Ehre machen. Aktualität gewinnt man u.a. durch die Vorstellung einer großen Anzahl an 2011 auf den Markt gekommenen Neuzüchtungen, dazu kommen u.a. noch ein Mehrteiler über Rosengärten in Persien und ein aktueller Pflegetip, was im Herbst im Rosengarten noch alles zu erledigen ist, damit das kostbare Gewächs auch sicher über den Winter kommt. Eine Rubrik mit Buchrezensionen enthält nicht nur Rosen-, sondern auch andere Gartenbücher, in der Serie der Begleitstaudenvorstellung ist diesmal die Gattung Sedum, also die Fetthenne, dran, und eine Terminrubrik beinhaltet rosenbezogene Events aus ganz Deutschland von Bad Langensalza bis Dortmund. Dazu kommen mancherlei Produktempfehlungen für den Gärtner, wobei die Trennung von Anzeigen und Kompensationsgeschäften mitunter nicht ganz nachvollziehbar erscheint. Für den Rosenfreund ist das Heft mehr oder weniger ein Muß. Kontakt: RDB-Verlag, Inge Burkhardt, Zugspitzstraße 20, 86856 Hiltenfingen, service@rdb-verlag.de, www.rosenfaszination.de

Wer lärmige Nachbarn hat, könnte mit einer Rosenhecke an der Grundstücksgrenze etwas schalldämpfende Abhilfe zu schaffen versuchen. Alternativ kann man den Lärm auch ausblenden und sich intensiv mit dem noisy Neighbours-Magazin beschäftigen, was anhand der oft recht tiefgründig lotenden Beiträge durchaus lohnend ist. Der Untertitel lautet "das zine für musik, film, literatur und.", und das trifft die Sache auch auf den Punkt: Musik dominiert das Geschehen, aber Film und Literatur sind nicht nur peripher vertreten, und hier und da tauchen auch noch andere kulturelle Sparten auf, so beispielsweise in Form einer Rubrik mit Comicrezensionen. Ein bißchen bemüht wirkt lediglich der Beitrag "Alltag in der Exklusion", ein Interview mit einer Kenianerin, die nach Abbruch ihres Au-pair-Verhältnisses illegal in Deutschland blieb. Die erwähnte inhaltliche Tiefe überrascht, da die Interviews keineswegs überlang ausfallen, aber einige der Fragestellungen weichen wohltuend vom Einheitsbrei ab und machen deutlich, daß sich der Interviewer einige Gedanken gemacht hat. Das Nois-o-lution-Label bekommt einen Geburtstagsstrauß zum 15jährigen Bestehen, den sich Labelchef Arne sogar selber binden darf, und unter den Interviewten befinden sich u.a. Singer/Songwriter wie Nils Koppruch, aber auch Krautrocker wie Faust, der Romanautor Oliver Uschmann und mancherlei unter dem schwammigen Begriff Independent zu fassende Akteure. Auch unter den Medienrezensionen sind alle im Untertitel erwähnten Genres vertreten, wobei die CD-Rezensionen durchaus auch bis in den Metal reichen, was zumindest in der vorliegenden Ausgabe Nr. 31 (November 2010) in den Interviews nicht der Fall ist. Ein Kuriosum findet sich in den Literaturrezensionen: Rezensent Chris P beschwert sich in der Rezension zu HC Roths "Wie ich verflucht wurde und die Zeit still stand - Ein Heavy-Metal-Märchen" über das schlampige bzw. nonexistente Lektorat, das die in hellerer Schrift eingefügten Korrekturen nicht bemerkt hat - in seiner Rezension über "Teuflischer Held" von Catherine Jinks aber stehen als Steigerungsstufe die im Word eigefügten Korrekturanmerkungen noch mit im gedruckten Text. Das besagte Heft hat 80 Seiten in optisch professionellem Layout, innen schwarz-weiß und mit Vierfarbumschlag, auf dem Hirsche in Dali-Manier auf Stelzen über den Wolken schweben. Für Nichtscheuklappenträger ein ausgesprochen lesenswertes Heft. Kontakt: Traurige Tropen GbR, Edisonallee 10, 53125 Bonn, keule@noisy-neighbours.com, www.noisy-neighbours.com

Schaut man sich Nr. 3 des Headbangers Zine an, so mag man kaum glauben, daß es sich hier um ein Produkt des 21. Jahrhunderts handelt. Den Seitenhintergrund bilden jeweils holzstichartige Zeichnungen mit mittelalterlichen Motiven, darauf finden sich in einzelnen Textfeldern die Texte in Courier-Schreibmaschinenschrift und getrennt davon die Bilder - also ein klassisches Layout wie aus der Frühzeit der Metal-Fanzines in den Achtzigern, zudem wahrscheinlich per Kopierer vervielfältigt, allerdings in guter technischer Qualität. Ein genaues Veröffentlichungsdatum ist dem Heft nicht zu entnehmen, aber da die neuesten rezensierten Tonträger aus dem Jahre 2007 stammen und zudem einige Flyer für Veranstaltungen Anfang 2008 mit abgedruckt sind, dürfte davon auszugehen, daß es Ende 2007/Anfang 2008 erschienen ist. Das Ganze ist das Werk des Einzelkämpfers Miguel Ángel Marín Juan aka Mike Lepròsy aus Murcia in Spanien, und dessen Liebe gehört hauptsächlich dem Thrash Metal klassischer Prägung und in etwas geringerem Maße auch dem Death und Black Metal, so daß diese drei Genres den Interviewteil des Heftes komplett unter sich ausmachen. Positiverweise konzentriert sich der Spanier dabei auf Bands seines Heimatlandes und anderen spanischsprachigen Ländern, über die man sonst selten etwas erfährt; einzige größere Ausnahmen sind die Holländer Goddess Of Desire, die Griechen Unholy Archangel und die Brasilianer Farscape. Die Tonträgerreviews, fein säuberlich aufgeteilt in CDs und Demotapes (!), widmen sich aber auch anderen metallischen Spielarten wie dem klassischen Metal oder dem Doom. Dazu kommt noch eine Abhandlung über den Black Metal in Argentinien. Mit so etwas wie einem Inhaltsverzeichnis oder Seitenzahlen hält sich der Herausgeber gar nicht erst auf, und die erwähnten Unholy Archangel gewinnen den Wettbewerb um das unleserlichste Bandlogo mit großem Abstand. Ob man nun unbedingt eine Anzeige für die CD "Nostalgiah" der Band Gestapo 666 mit aufnehmen mußte, darf bezweifelt werden, aber politische Korrektheit ist im extremeren Metal sowieso nicht das Maß der Stunde. Die Aussagen der interviewten Bands erschließen sich allerdings sowieso nur dem Kundigen der spanischen Sprache, denn in ebenjener ist der komplette Text gehalten. Kontakt: Miguel Ángel Marín Juan, C/ Vicente Aleixandre 16 5°E, 30.011 Murcia, Spain, headbangerszine@hotmail.com

Ebenfalls spanisch vor kommt einem das Resurgir, das im Dezember 2009 seine 10. Ausgabe herausgebracht hat - auch hier sind alle Texte in ebenjener Sprache gehalten, allerdings kommt das Heft nicht aus dem Mutterland, sondern aus Bolivien. Das macht es für den mitteleuropäischen Metalanhänger noch interessanter, denn von dort hört man in metallischer Hinsicht eher wenig und kann sich somit freuen, in diesem Heft etwas mehr über die Szene in diesem Land zu erfahren. Auch Bands aus den südamerikanischen Nachbarländern finden sich im Heft, dazu kommen die Spanier Zarpa mit einem großen Artikel über ihr 30jähriges Bestehen und erstaunlicherweise die deutschen Thrasher Paradox, die sogar mit einem Poster gewürdigt werden, das Aufnahmen aus vielen Bandphasen vereint und bei dem man über Charly Steinhauers frühere Paul-Breitner-Gedächtnisfrisur ins Schmunzeln gerät. Vom Stil her erfaßt das Resurgir alle metallischen Spielarten mit einer gewissen Vorliebe für die eher traditionell geprägten Sorten - daß beispielsweise auf dem Bandfoto von Dragora der links Stehende ein Helloween-"Keeper 1"- und der rechts Stehende ein Helloween-"Keeper 3"-Shirt trägt, spricht schon mal Bände. Ein zweiseitiger Beitrag widmet sich den Grundlagen des Gitarrenspiels, und die CD-Rezensionen beschränken sich erstaunlicherweise auf 12, die zudem aufgrund des Hintergrundbildes etwas schwer lesbar sind, wohingegen der Rest des Heftes layouterisch durchaus professionell aussieht und auch die Druckqualität stimmt. Im Special über das Label American Line Productions entdeckt man außerdem einen weiteren Kandidaten für die Gipfelmoshen-Bewegung, denn Labelmacher Joel Morales ist dort mit seiner Frau und einer Freundin in metallischer Siegerpose bei der Besteigung des Cotopaxi in Ecuador abgebildet. Dem Heft liegt auch noch der vierte Teil der "Metal Sin Fronteras"-CD-Samplerreihe bei, bestückt mit 14 Songs hauptsächlich, aber nicht nur südamerikanischer Herkunft; bis auf die Ruffians finden sich alle mit einem Song vertretenen Bands auch mit Interviews im Heft, dazu kommen noch eine Gitarrenlektion sowie sieben Bonusvideos, die den erstklassigen Geschmack der Heftmacher widerspiegeln. Tracklist gefällig? Bitteschön: "Jet To Jet" von Alcatrazz, "Fear No Evil" von Grim Reaper, "Save Me" von Lizzy Borden, "Badlands" von Metal Church, "Queen Of The Reich" von Queensryche, "Bad To The Bone" von Running Wild und als krönender Abschluß "Kurenai" von X-Japan. Bei Interesse frage man Rainer Krukenberg von www.metaleros.de, ob er noch ein Exemplar auf Lager hat (selbst wenn nicht, kann man aber trotzdem tonnenweise interessante mittel- und südamerikanische CDs bei ihm bekommen). Kontakt: Alvaro J. M. Suarez, General Acha # 705,oeste, Cochabamba, Bolivia, distro_resurgir@yahoo.es, www.myspace.com/resurgirmetal

Von Südamerika nach Australien ist es heutzutage nur ein Katzensprung, aber vor 200 Jahren war das noch anders, und damit sind wir schon mitten im Mosaik. In dessen Nr. 433 (Januar 2012) haben die Abrafaxe nämlich mal wieder Raum und Zeit gewechselt und sind aus dem barocken Frankreich (siehe Zeitschriftenreviews 2010) zu Beginn von Nr. 430 im Australien des frühen 19. Jahrhunderts gelandet, wo sie alle Anstrengungen unternehmen, um an der geplanten Umseglung und Kartographierung des fünften Kontinents auf dem Schiff "Investigator" teilnehmen zu können, das von Matthew Flinders befehligt wird und zu dessen Besatzung auch der junge John Franklin gehört, der ein halbes Jahrhundert später in der größten Katastrophe der Nordpolarfahrt mit allen seinen 147 Expeditionsmitgliedern umkam. Ob ihm die Abrafaxe auch dorthin noch folgen werden, bleibt offen - die spannende Frage ist momentan eher, ob Flinders es schaffen wird, die Umseglung vor einem französischen Konkurrenzschiff zu vollenden, wobei der zwielichtige Mr. Frog immer wieder als Saboteur in Erscheinung tritt. Den Zielgruppenzwiespalt zwischen den älteren Kindern bzw. jüngeren Jugendlichen als eigentliche Hauptzielgruppe und den Erwachsenen, die mit Abrax, Brabax und Califax oder gar noch deren bis 1975 aktiv gewesenen Vorgängern, den Digedags, aufgewachsen sind und heute immer noch oder wieder zur Leserschaft zählen, versucht die Mosaik-Mannschaft zu bewältigen, so gut es eben geht, wobei das Pendel mal nach der einen, mal nach der anderen Seite ausschlägt; die Titelbilder von Nr. 431 und 433 beispielsweise dürften dem jüngsten Teil der Zielgruppe die eine oder andere schlaflose Nacht bescheren. Aber die Geschichte selbst ist durchaus wendungs- und spannungsreich, so daß man sie auch als Erwachsener mit Genuß lesen kann. Und der Rezensent, der nach zwei Jahrzehnten Abstinenz erst 2010 wieder ein Heft in der Hand hielt, hat sich mittlerweile gewissermaßen zurückentwickelt und freut sich wieder wie ein kleines Kind auf jedes neue Heft. Der Mittelteil des Heftes gehört wie immer wissenswerten Dingen wie einer Abhandlung über Haie und über die Entfernungs- bzw. Positionsbestimmung ohne GPS-Gerät, dazu kommt eine Merchandising-Übersicht von den Sammelbänden der alten Hefte über den USB-Stick in den Ausführungen Abrax, Brabax und Califax bis hin zum Abrafaxe-Jahreskalender. Kontakt: Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag, Lindenallee 5, 14050 Berlin-Westend, mosaik@abrafaxe.de, www.abrafaxe.com

Wieder ein Sprung um die halbe Welt, und wir sind in Kassel. Dort hat die Hessisch/Niedersächsische Allgemeine als einzige Tageszeitung vor Ort eine Art Meinungsmonopol, und das schmeckt manchem Einwohner von Stadt und Umland nicht. Einige dieser Unzufriedenen haben sich im Verein Nordhessen Media zusammengeschlossen und im März 2011 mit der Herausgabe einer Monatsschrift namens Kasseljournal begonnen, um gemäß des Übertitels unabhängig, frei und pluralistisch zu berichten. Die Debütausgabe aus ebenjenem Monat hat 16 Seiten und beschäftigt sich als übergeordnetes Thema mit dem Medium Zeitung als solchem. Dazu kommen eher seltsame Umfragen unter den Kandidaten für die Kasseler Kommunalwahlen, ein Beitrag über aus heutiger Sicht etwas bedenkliche Straßennamen in Kassel und ein recht substanzarmer Café-Test; zumindest letztgenanntes können die gängigen Stadt-Veranstaltungsmagazine besser, dafür braucht man keine neue Zeitung. Überhaupt besteht ein Gutteil des Inhaltes der Märzausgabe aus Rechtfertigungen der eigenen Existenz, was für eine Debütnummer noch durchgehen kann, aber in Folgenummern dann doch substantielleren und für den Leser bedeutenderen Beiträgen weichen muß, ansonsten wird die Etablierung des Blattes nicht gelingen. Kontakt: Martin Sehmisch, Philosophenweg 21, 34121 Kassel, redaktion@kasseljournal.de

Hatten wir in den 2010er Zeitschriftenreviews schon einen Blick unter Wasser geworfen, so tun wir dies hier erneut, und zwar in Gestalt der DATZ, der traditionsreichsten unter den heute auf dem deutschen Markt noch existierenden Aquarien- und Terrarienzeitschriften, in der übrigens auch die verdienstvolle DDR-Zeitschrift Aquarien Terrarien aufgegangen ist. Nach anderthalb Jahrzehnten Abstinenz (der Rezensent hat Mitte der 90er aus zeitlichen und strukturellen Gründen die Aquaristik aufgegeben und sich in der Folgezeit nur noch sporadisch mit der Theorie beschäftigt) liegt wieder mal ein Exemplar der Zeitschrift hier, nämlich die Novemberausgabe 2011. Beim Durchschauen fällt auf, daß sich auch die DATZ einer gewissen "Boulevardisierung" nicht entziehen konnte: Verglichen mit den Frühneunzigern ist das Layout großzügiger, dafür der Inhalt substanzärmer und verknappter geworden. Freilich genügt auch das, was jetzt zu finden ist, durchaus noch den Ansprüchen einer breiten Leserschicht, und wer wissenschaftlich fundierte Artikel lesen möchte, wird sich heute wahrscheinlich eher online umschauen. Das klingt negativer, als es gemeint ist - Hand und Fuß hat das im Novemberheft 2011 zu Lesende, soweit es der Rezensent feststellen kann, immer noch, abgesehen von Jens Kühnes eher randständiger Bemerkung auf S. 59, die Hakenlilien der Gattung Crinum, von denen er die auch für die Aquaristik interessante Art Crinum thaianum behandelt, seien mit in unseren Breiten ansässigen Pflanzen wie Narcissus, Amaryllis und Hippeastrum verwandt. Keine Ahnung, welches Gebiet Deutschlands er meint, wo es wilde oder zumindest verwilderte Bestände von Amaryllis und Hippeastrum geben soll - dafür dürften selbst im Oberrheingraben die klimatischen Verhältnisse nicht genügen. Zentrales Thema im Heft sind die Lebendgebärenden Zahnkarpfen, von denen es einige wie Guppy, Platy und Schwertträger einerseits zu Objekten hoher züchterischer Bemühungen gebracht haben, während sie gleichzeitig auch für den aquaristischen Anfänger dankbare Einstiegsobjekte darstellen. Mit Xenophallus umbratilis wird aber auch ein seltener Gast in hiesigen Aquarien behandelt. Dazu kommen außerhalb des Schwerpunktthemas noch Artikel beispielsweise über Schläfergrundeln und Mangroven-Schlammhummer, Reiseberichte aus Osaka ("Ring of Fire"-Aquarium) und den Philippinen (Tauchen in verschiedenen Korallenriffen), Techniktests sowie einige kürzere Abhandlungen über neue Fische, neue Entwicklungen oder Veranstaltungen. Nach wie vor bestechend ist die Bildqualität der meisten Abbildungen - Unterwasser- oder Hinterglasfotografie ist nach wie vor eine Hohe Schule der Fotografie, da nützen auch alle heutigen technischen Hilfsmittel ohne entsprechendes Können wenig. Die mehr oder weniger zum Schmunzeln anregende Kolumne "Der Fischflüsterer" rundet ein prinzipiell nach wie vor lesenswertes Heft ab. Kontakt: Rainer Stawikowski, Skagerrakstraße 36, 45888 Gelsenkirchen, stawikowski@ms-verlag.de, www.ms-verlag.de (bis hierher: rls)

G.U.C. Nr. 27 (2011)
Das G.U.C. Nr. 27 ist wieder 136 Seiten lang, kommt im DIN A5-Format daher, ist s/w bebildert und beackert hauptsächlich die extremeren Spielarten des Metal. 59 Seiten gehen für Rezensionen drauf, die sich wie gewohnt in eine allgemeine, eine Sieger- und eine Arschbombenrubrik teilen. Zusätzlich gibt es diesmal auf den Seiten 104-108 die Rubrik "Perlen vor die Säue", in der jeder Redakteur eine vergessene Scheibe vorstellt, die mehr Beachtung verdient, als sie bekommen hat. Der größere Teil vom Rest geht für Interviews drauf, wobei zu den bekannteren Bands diesmal am ehesten die Labersäcke Antichrisis und die von jedem Party.San bekannten Postmortem gehören dürften, die sich den Platz mit u.a. Bellbreaker, Katatura, Mordgrund und Protection Of Hate teilen.
Dann wären da noch die vielgeliebten Dauerrubriken: "Heavy Metal ist da draußen" stellt diesmal das Torgauer In Flammen Open Air, einige Metal-Lokalitäten Leipzigs und Brutz und Brakel vor; in der morbiden Serienmörder-Reihe "Panoptikum des Grauens" übertrifft sich T. Staude mal wieder selbst und nimmt sich auf 14 Seiten Heckenschützen und Feuerleger vor; Buchreviews gibt es auch (wie immer von Wanderliteratur dominiert, mit einem Special zu "Russendisko"-Autor Wladimir Kaminer); und natürlich liegt wieder eine CD bei, auf der sich 76 Minuten musikalisches Allerlei verbirgt - meine Höhepunkte stellen die finnischen Waltari-Klons von Kaos Krew mit "Tinnitus", die Dresdener Stoner/Heavy Rocker Stonehead mit dem mitreißenden Dreiminüter "Stream Of Rage" und Dissonant aus dem oberbayrischen Halsbach mit dem klug gemachten und ganz und gar nicht dissonanten Power Metal von "Electric Chair".
Die drei gut investierten Euro für das Heft gehen wie gewohnt an G.U.C., Staudacher Str. 7, 93354 Siegenburg, www.guc-area.de (ta)



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