www.Crossover-agm.de NIKKI PUPPET: Puppet On A String
von tmy

NIKKI PUPPET: Puppet On A String   (Armageddon Records)

Die weichgespülte Zwillingsschwester

Es war ein mal in Deutschland eine Bande von vier Musikern, die Musik machten. Die Sängerin war eine hübsche Frau, die es darauf verstand, in Stimme und Kehlkopf zu brüllen oder auch den Hörer in sanfte, warme Stimmen einzulullen. Dieser aufstrebenden jungen Band gelang es Mitte der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts über den großen Tellerrand zu blicken und sich auch im großen Land überm Teich, in Amerika nämlich, einen Namen in der Independent Rock-Szene zu machen. Lange glaubte die Prinzessin der (Guano-) Affen alleine auf diesem Planeten und ihrem HardCoreGrunzSnowboardSkateCore-Reich zu sein, als sie eines Tages ihre kleine Zwillingsschwester entdeckte. Die sah zwar nicht aus wie sie, jedoch sang sie wie die Prinzessin, nur etwas weicher und nicht so verspielt. Die kleine Schwester der Prinzessin war schon immer neidisch auf den Erfolg ihrer großen Schwester gewesen und deshalb scharte sich eine Freundin und zwei ihr bekannte Musikschullehrer um sich und sie begannen, in die Fußstapfen der Prinzessin zu treten.
So oder so ähnlich kann man die Scheibe von Nikki Puppet, die da heißt "Puppet On A String", beschreiben. Sehr schnell fällt einem auf, dass alle der vier Musiker keine eigenen Ideen haben und alles nur geklaut und sehr stark an andere angelehnt ist. Während die Guano Apes rocken und Musik spielen, kommt es mir vor, als würden Nikki Puppet Musik eher produzieren. Das hört man an der perfektionistischen Art und Weise, wie ihre Songs aufgebaut sind: hier ein perfekt abgezähltes "yeah!" oder "huh!", da ein geplant unerwarteter Chorus, der matschige und an manchen Stellen etwas unpassende Gitarrensound, das schleppende, langweilige Schlagzeug ebenso wie der einfallslose Basspart. Man kann beinahe sehen, wie die Band um Sängerin Nicky Gronewohl hinter ihr und ihrer zugegebenermaßen genialen Stimme verschwindet. Hier können Charisma und Potential jedoch nicht über die Mittelmäßigkeit hinwegtäuschen. Gitarre, Bass und Schlagzeug erscheinen lediglich als gutgemeintes, aber manchmal doch etwas überflüssiges Beiwerk. Die Songs bieten wenig Abwechslung und sind etwas zu typisch für den Hard Rock- oder Heavy-Sound und bieten daher wenig Potential und wenig Grund, sich diese Scheibe zuzulegen. Es ist ganz "nett", wenn man Partymucke braucht, der man nicht ganz genau zuhören muss, aber nichts, was einen aus den Socken haut. Auch der Sound unter der Regie von Hermann Frank, langjähriger Produzent und erfolgreicher Gitarrist bei Bands wie Victory und Accept, ist dermaßen klischeehaft, dass weiteres Reinhören nach dem fünften Song bereits nicht mehr lohnt. Die Imbißbudenfreunde unter den Musikhörern mögen sich diese Scheibe kaufen, doch wer Ohren hat, der höre und höre sich lieber nach etwas anderem um. Klar, man kann auch Schnitzel genießen, jedoch gehören Nikki Puppet nicht zu den Gourmetmusikern der Rockszene.
Kontakt: www.armageddon-music.com, www.nikkipuppet.de

Tracklist:
1. Puppet On A String
2. Sirens
3. Syncronized
4. I Feel Unreal
5. Grumpy Face
6. Another World
7. Ignorance
8. Enjoy
9. Stand Here This Way
10. Insignificant
 




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