MICHAEL BOLTON: Live At The Royal Albert Hall von js (MB MUSIC GROUP, LCC)
Sich die Royal Albert Hall als Location für ein Konzert auszuwählen, scheint ein kluger Schachzug, vor allem wenn dabei noch eine Live-DVD rausspringt. Die Leute werden diese Location als Augenweide bejubeln. Der Sound ist großartig mitgeschnitten und aufbereitet. Und gerade die Freaks, die immer was an der Bildqualität auszusetzen haben, werden diesmal keine Gelegenheit zum Meckern bekommen. Die Band sowie die grazilen Backgrounddamen strahlen das Glücksgefühl schlechthin aus. Und Mr. Bolton legt den perfekten Auftritt hin, bei dem keine Strähne verrutscht. Seine Live-Stimme wird die eingefleischten Fans umhauen.
Was jedem Publikum auffallen wird, ist allerdings, dass wenig Bewegung und Dynamik rüberkommen, weder von ihm noch von dem Rest der Band. Man mag spekulieren, ob Michael sonst recht spontan bei seinen Konzerten vorgeht, hier lässt er wenig danach den Anschein aufbauen. Traurig aber wahr, Michael Bolton versucht in seinen Songs und seinem gesamten Auftritt viel Herzblut in die Songs zu verlagern, was meiner Meinung nach ein wenig zu übertrieben wirkt. Die Soloeinlagen der Band sind daher sicherlich auch vorher abgefertigt und in das Konzert eingebaut. Es gibt keine kurzen Absprachen mit der Band, dass noch ein Refrain oder derartiges mit an einen Song dran gebaut wird, was den eigentlichen Spaß an der Arbeit rüberbringen könnte. Wenigstens ist die Stimmung der Menschen während des Konzerts ausgelassen und erhellend. Die Kamera hat versucht, die Gesichter der Menschen einzufangen und dieses Gefühl auf dem Bildschirm rüberzubringen. Lobenswert, denn es ist gelungen. Allerdings fällt wiederum auf, dass das meiste Augenmerk auf den Hauptdarsteller gelegt wird. Aber wenn die Euphorie des Publikums gesichert ist, fallen diese Kleinigkeiten beiseite, da dieser Punkt schließlich das A und O bedeutet und einem Künstler wie Michael Bolton am Herzen liegen sollte und es offensichtlich auch der Fall ist. Daher überlasse ich es den DVD-Besitzern, sich selbst ein Urteil darüber zu bilden, ob man in dem Konzert die Seele erkennt oder ein fader Nachgeschmack bleibt.
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