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Münchener Freiheit   11.08.2011   Dresden, Konzertplatz Weißer Hirsch
von rls

Im Rahmen des Festivals "Dresdner Sommer" erlebt der idyllisch gelegene Konzertplatz mitten im Wald oberhalb des Hotels "Weißer Hirsch" neben Theateraufführungen und Tanzvergnügen auch Konzerte, und für dasjenige dieses Abends hatte man die Münchener Freiheit verpflichtet, deren Qualitäten als starke Liveband ja mit dem "Eulen nach Athen"-Prädikat ausgezeichnet werden dürfen. Die auf der Fahrt nach Dresden hier und da am Rande der A72 und A4 lauernden dunklen Wolken entschieden sich, ihre nasse Fracht nicht über der Elbmetropole zu entleeren, die Temperatur war angenehm lauschig, und so sollte einem gelungenen Konzertabend erstmal nichts Strukturelles im Wege stehen.
Spannende Frage zunächst: Würde die Band das aktuelle "Ohne Limit"-Tourprogramm spielen oder einen speziellen Festivalset zusammenstellen, zumal man ja auf der Tour auch schon in Dresden gastiert hatte? Ersteres traf letzten Endes zu. Da auf www.dresdner-sommer.de das Konzertende für 21.50 Uhr angekündigt war (wohl wochentags- und anwohnerbedingt, wobei Veranstaltungen an Wochenendtagen auch schon mal länger dauern), das Tourprogramm allerdings zwei Stunden dauert, mußten folglich zwei Songs gestrichen werden. Zunächst fiel einer der sechs "Ohne Limit"-Beiträge weg, allerdings leider nicht das gewöhnungsbedürftige "Meine Königin" (was sich rächte, indem es anfangs etwas unkoordiniert klang), sondern der stilistische Farbtupfer "Ich halte zu dir". Allerdings ehrt die Band der Mut, als zweiten Streichkandidaten nicht etwa einen der originellen Beiträge dieses Sets wie "Tausend Augen" oder "Katrin" zu benennen, sondern statt dessen auf "Oh Baby" zu verzichten, auch wenn das die Begleiterscheinung mit sich brachte, daß ein weiterer stilistischer Farbtupfer entfiel, in diesem Falle der bluesige, der nach dem Aus für "Sorry" sowieso nur noch marginal im Set vertreten ist. Aber trotz dieser zwei Streichungen bereitete der Set natürlich dem Freund klassischen Poprocks immer noch viel Freude, zumal auch die Soundfraktion bemüht war, ihr Bestes zu geben, auch wenn das wieder mal einige Anlaufzeit brauchte. Die monumentalen Rhythmusgitarren in "Aus der Nummer raus" etwa hätten noch etwas stärker herausgemeißelt werden können, während andererseits das Hauptriff von "Ich steh auf Licht" alle anderen Livedarbietungen dieses Songs, die der Rezensent bisher erlebt hat (und das sind einige), ungespitzt in den Boden rammte - mit Gitarren dieser Härtegrade könnte sich Aron Strobel auch bei jeder Metalband bewerben, falls er mal eine Nebenspielwiese sucht. Das Gesamtklangbild blieb über die gesamten 110 Minuten hinweg allerdings sehr ausgewogen (zumindest am Standplatz des Rezensenten, und der befand sich direkt vor dem Mischpult) und wurde auch nicht von Waldes- oder Windnebengeräuschen beeinträchtigt. Die muschelförmige Bühne allerdings war relativ klein und bot der Band nicht ganz den Auslauf, den sie auf vielen Hallentouren bühnenseitig hat. Trotzdem bereitete das Erzeugen guter Stimmung keinerlei Probleme - im Gegenteil: Nach ein paar Tönen standen 95% des Publikums auf (das Areal vor der Bühne war weiträumig bestuhlt) und setzten sich bis zum Setende auch nicht wieder - das hat man auf den Hallentouren schon deutlich lahmer erlebt. Apropos Hallentouren: Stefan Zauner: "Wer war im Frühjahr im Kulturpalast alles dabei?" Nur einige Handzeichen im Publikum. Zauner: "Okay, dann kann ich ja die gleichen Ansagen wie damals wieder verwenden." Seine ungewollten Textvariationen in "Tausendmal du" werden scheinbar langsam zum Running Gag - wichtiger allerdings ist die Frage, wie gut der 59jährige bei Stimme war. Antwort: Gemischt - überwiegend exzellent, aber mit einigen umso unerklärlicheren Problemen. Das halbe Ohr, das bei der instrumental trotz Arons wohl ungewollter Avantgarde-Version in den drei ersten Tuttischlägen gewohnt traumhaften "Sommernachtstraum" noch aktiv mithörte, anstatt mit dem Rest des Hirns wegzuschweben, vernahm die verzweifelten Tontreffbemühungen des Sängers in diesem Song jedenfalls mit Befremden, wohingegen etwa Gimmicks wie die Oktavierung des Schlußtons von "Du bist Energie für mich" nach oben bewiesen, wie gut der Mann immer noch bei Stimme ist, und auch die anderen Songs überwiegend überzeugen konnten. Ansonsten herrschte business as usual, und das ist in diesem Fall eindeutig als Kompliment gemeint. Nach 110 Minuten feinsten Poprocks, abgeschlossen wieder vom Instrumententauschcover "I Love Rock'n'Roll", wanderte jedenfalls ein gutgelauntes Publikum nach Hause.



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