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Sick Of It All, Deafness By Noise, Isolated, Manifestation   01.04.2011   Leipzig, Conne Island
von kk

"Wenn ich auf der Bühne stehe, bewege ich mich, weil ich es will, nicht weil die Leute es von mir erwarten." Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die der Sick-Of-It-All-Sänger Lou Koller von sich gibt. Trotzdem ist es ein Satz, den von den vier Hardcore-Bands im Conne Island nur Lou und seine Kollegen sagen können, ohne dabei zu lügen. Manifestation aus Saarlouis, erste Band des Abends, spielen unkreativ ihre Version des Sick-Of-It-All-Hardcores, fügen jedoch nichts Nennenswertes hinzu. Da gibt es kaum Eigenanteil, alles wirkt an der mittlerweile engstirnigen Szene ausgerichtet, eben auch das Gebaren auf der Bühne. Ähnlich bei den folgenden Isolated aus Quedlinburg: Für Bands wie diese wurde der schöne Begriff "Bollo" geprägt: Sänger Borstel schauspielert sich breitbeinig und vermeintlich Testosteron-geladen durch die Setlist - so scheint er krampfhaft einem vermeintlichen Hardcore-Ideal gerecht werden zu wollen. Das geht so weit, dass Isolated einen Song mit den drei Buchstaben "DIY", stehend für die Maxime "Do It Yourself", füllen und sich auch nicht zu blöd sind, diese (und nur diese) immer und immer zu wiederholen. "Dedicated" gibt preis, dass Hardcore das Schönste auf der Welt ist. Die Quedlinburger merken anscheinend nicht, dass sie so nur noch im eigenen Saft braten. Seit wann ist guter Hardcore selbstreferentiell und feiert nur sich selbst? Dass das nicht so sein sollte, haben zumindest Deafness By Noise begriffen. Die Kroaten sind auch die ersten, die sich mehr auf die Musik als das Einhalten irgendwelcher Konventionen konzentrieren. Ihre melodische Herangehensweise an Hardcore ist die erste dieses Abends, die unbeschwert losprügelt. Nur leider schießen Deafness By Noise zuweilen etwas über das Ziel hinaus, wenn Sänger Krmpa über die Bühne springt, als hätte er nach Jahren der Kaffeeabstinenz gerade einen Mokka getrunken. Letztendlich überzeugen an diesem Abend mit vier Bands doch nur Sick Of It All. Wen wundert es: Schließlich hat die Band um das Geschwisterpaar Koller das Genre maßgeblich geprägt. Die Songs klingen ehrlich, die Wut natürlich. Hinter dieser Musik verbirgt sich der Drang, Neues zu schaffen und sich nicht an anderen zu orientieren. Lous Bewegungen auf der Bühne wirken ungezwungen, als wäre alles eine natürliche Reaktion auf die Musik. Die riesige Wall Of Death bei "Machete" ergibt sich einfach, weil sie zur Musik passt, ebenso wie das Stagediving, in Momenten, in denen die Songs mehr Gefühle auslösen, als das Pogo vor der Bühne kompensieren könnte. Ganz zu recht hält Lou ein paar Übereifrige zurück, die selbst in den Pausen in Richtung Publikum springen wollen - eine seltene Geste in dieser Szene. Sicher, zwischen den Anfängen des New York Hardcore und diesem Konzert liegen mehr als 25 Jahre, in denen sich so einiges in der Musiklandschaft und bei Konzerten geändert hat. Es tut trotzdem gut, wenn eine Band wie Sick Of It All auf ein paar Regeln pocht, wie man sich auf Konzerten zu verhalten hat und etwas ziemlich Simples betont: dass alles als eine Reaktion auf die Musik verstanden werden kann und auch nur dann natürlich ist.

http://www.myspace.com/manifestationhardcore
http://www.myspace.com/isolatedhardcore
http://www.myspace.com/deafnessbynoize
http://www.sickofitall.com/
http://www.myspace.com/sickofitallny



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