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Envy, O   14.10.2011   Leipzig, UT Connewitz
von kk

Die Musik der japanischen Band Envy bewegt sich zwischen Screamo, Post-Hardcore und Post-Rock. Konzerte erstgenannter Genres werden in Leipzig üblicherweise im Conne Island veranstaltet, der Anlaufstelle für Hardcore im Süden der Stadt. Post-Rock findet eher im UT Connewitz statt, dem ältesten noch erhaltenen Lichtspieltheater Leipzigs. Dass die japanische Band wiederholt im UT Connewitz spielt, gibt auch Einblicke in ihr Selbstverständnis: Wichtiger als das Auslösen von Affekten ist für sie das Übermitteln von Stimmungen.
Als Support für Envy spielt die aus der Umgebung von Aachen stammende Post-Rock-Band O. Mit drei Gitarren und einer Drehleier gelingt es der sechsköpfigen Band, das komplette UT Connewitz, auch die verstecktesten Ecken, klanglich auszufüllen. Aber diese Völle, die sich zum Teil unverändert über Minuten streckt, kann ebenso ratlos machen. Die ausufernden Klangteppiche von O scheinen manchmal kein Ende zu haben. Am Ende der Show deutet sich an, dass nicht jedes der Stücke mit einem monumentalen Höhepunkt versehen ist, sondern dass der gesamte letzte Song eine übergreifende Klimax darstellt. Ein paar kleinere Ausbrüche auf dem Weg zum Finale ruiniert leider der Mann am Mischpult: Der Hörer kann zwar sehen, wie ein paar der Bandmitglieder aus vollem Leib ins Mikrofon schreien, nur kommt von diesem Gebrüll nichts bei ihm an.
In Schwarz betreten im Anschluss die Mitglieder von Envy die Bühne und beginnen, eher gemächlich, ihr Konzert mit "Further Ahead Of Warp", dem Titeltrack des Vorgängeralbums "Insomniac Doze". Was genau Tetsuya Fukagawa auf Japanisch abwechselnd singt und schreit, werden die meisten natürlich nicht verstehen. Trotzdem können Envy uns Europäern genauso viel Spaß machen wie andernorts. Ob nun kryptische Texte oder unverständliche Texte - zumindest grob bekommt jeder mit, mit welchen Emotionen Fukagawa singt. Für die monumentalen Höhepunkte, die es in fast allen Envy-Songs gibt, scheint es eh nebensächlich, worum genau es geht. Dann reicht der Gesang als lautmalerisches Element zwischen sich, Gitarren und Schlagzeug. Die schaukeln sich oft auf, bersten fast, wenn es zum Höhepunkt kommt und dann, wenn es brachialer nicht geht, löst ein wunderbares Gitarrensolo die Spannung und das Geschrammel könnte gern auch zum Normalzustand werden. So funktionieren die meisten Songs, immer mit einem anderem Dreh, sodass trotz fehlender Japanisch-Kenntnisse und kurz gehaltener Ansagen nie Langeweile aufkommt. Nach ihrem letzten Song verabschieden sich Envy und verschwinden sofort auf die Empore. Das Licht geht an, Musik wird eingespielt, der Abend ist beendet. Normalerweise, und selten erlebt man, dass danach so hartnäckig und andauernd applaudiert wird, dass die Musik übertönt und die Band tatsächlich noch einmal überzeugt wird, auf die Bühne zu kommen. Envy tun dies und als Dank für die ihnen entgegengebrachte Begeisterung überrumpeln sie das Publikum kurzerhand noch mit dem Screamo-Kracher "Farewell To Words", der zeigt, wie unvermittelt und wütend die Band auch sein kann.

Links:
www.otheband.blogspot.com/
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www.sonzairecords.com/envy.html
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