(Essay Recordings)

Yiddish is dead? Wohl kaum, doch ob diese junge Band aus dem Untergrund Tel Avivs einen einschlägigen Beitrag dazu leistet, ist fraglich. Mit aller Kraft versucht sie den jiddischen Klang mit dem Italo-Disco-Stil zu vereinen. Das Resultat ist eine durchaus tanzbare Musik, die sich jedoch - nicht ohne Absicht - zu stark an den Sound der 80er Jahre lehnt. Dem Liebhaber des Musikgenres Disco wird das gefallen, sind es doch Synthesizer, Keyboard-Töne und dominante Beats, die ein sphärisches und pulsierendes Klangnetz weben.
Jewrhythmics widmet sich den Klassikern der jiddischen Liedtradition. Natürlich sind Songs wie "Hava Nagila" und "Ich hob dech lib" auf die Platte gebrannt. Leider drängt sich mit ihnen aber auch der Disco-Beat der 80er in den Vordergrund, sodass schon nach den ersten Takten das Bild einer tanzenden Horde junger Menschen in Schulterpolster-Oberteilen und bunten Karottenhosen im flackernden Party-Licht überwiegt.
Dennoch, die Konsequenz, mit der sich die 80's durch alle Facetten der Band ziehen, muss man ihnen zugutehalten. Jewrhythmics präsentiert sich visuell als auch musikalisch als eine perfekte Kopie des Italo Disco. Neuartig daran ist der Mix mit Klezmer. Dabei entstehen zum Teil wunderschöne Melodien. "Kinder Yoren" erinnert mit seinen Streicherpassagen an Filmmusik und auch die verzerrten Gitarren in "Papirossen" haben ihren Reiz. Dennoch ist es ein gewagtes, wenn auch interessantes Experiment zwei charakterlich derart unterschiedliche Tanzmusikstile miteinander zu vereinen. Ob es gelungen ist oder nicht, darüber darf der Hörer selbst entscheiden. Dass jiddische Musik hingegen kein aussterbendes Genre ist, sei hier hingegen noch einmal bekräftigt. Long live Yiddish!
Kontakt: www.essayrecordings.de, http://www.jewrhythmics.com

Tracklist:
Misirlou
Chiribim
Papirossen
Goldene Chassene
Hava Nagila
Kinder Yoren
5th Avenue Sqaredance
Vu Is Dos Gessale
Ich hob dech lib
Bonus: Misirlou Video
 

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