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Shake Your Head   26.07.2011   Kiew (UA), Club Prim
von dh

Wenn man schon mal wieder einen Abstecher nach Osteuropa bzw. in die Ukraine macht, dabei noch die Einladung von drei Ex-Holy Blood-Musikern bekommt, ihre neue Band Oskord live zu begutachten, darf man sich dies natürlich nicht entgehen lassen. Zumal es sich hier auch noch um eine Releaseparty ihres neuen Albums handelt.
Nachdem wir uns mal wieder gemütlich bei Gitarrist Sergey einquartiert hatten, ging es nachmittags dann auch schon in den Club Prim los. Hier sollten heute abend einige Kiewer Bands aufspielen. Der Club selber machte auf mich schon mal einen sehr netten Eindruck. Im hinteren Bereich luden einige Couchgarnituren zum Sitzen ein, im vorderen Bereich war die Bühne aufgebaut und an der rechten Seite konnte man sich an der Bar mit diversen Getränken eindecken. Zusätzlich sorgte eine Klimaanlage für Erfrischung, so dass einem gelungenen Konzertabend von den Rahmenbedingungen her nichts mehr im Weg stand.

Mental Torment
Los ging es mit der Band Mental Torment. Als erstes fiel mir ihr junges Alter auf, das Durchschnittsalter dürfte mal gerade bei 20 Jahren liegen. Trotz ihres jungen Alters spielten die Jungs aber keinen angesagten Trendmetal wie Metalcore/Crossover etc., nein, sie fühlten sich im Death/Doom-Bereich zu Hause. Tonnenschwere Gitarrenriffs krochen über die Bühne, der Sänger röhrte amtlich ins Mikro und Humor bewiesen die Jungs mit Ansagen wie "Da wir Doom spielen und nur eine halbe Stunde Spielzeit haben, reicht es wohl für nur drei Songs." Ein bisschen mehr durfte es dann schon sein. Fürs erste Kopfnicken zum Aufwärmen war also schonmal vorgesorgt.

Oskord
Als nächstes durften dann unsere Freunde von Oskord ran. Die Band, die ja aus drei Ex-Holy Blood-Musikern besteht, brachte mit ihren Folk/Deathmetal das Publikum dann in den richtigen Schwung. Mit ihrer CD "Weapon Of Hope" im Gepäck, von der sie auch einige Exemplare im Publikum verschenkten, stach besonders der Song "The Serpent Of Brass" heraus, der sich jetzt schon als kleine Bandhymne entpuppte und auf den sie wohl auch bei zukünftigen Konzerten nicht mehr verzichten dürften.

Dreams Of Victory
Das Stimmungsbarometer stieg und mit Dreams Of Victory folgte die nächste Band, die mich aber erst ein wenig verwirrte, da ich erstmal keinen Sänger ausmachen konnte. Nun, bei den ersten Songs übernahm der Drummer, der einen ordentlichen Wums hinter seinem Drumkit verursachte, die Vocals und bald stolzierte dann auch der Sänger auf die Bühne. Musikalisch waren Dreams Of Victory nicht so einfach einzuordnen, grob würde ich ihre Musik als eine Mischung aus progressivem und melodischem Thrash bezeichnen. Auf jeden Fall musizierten die Herrschaften auf einem recht hohen Niveau.

Elangrace
Eine kleine Pause mit einem gekühlten Glas ukrainischen Gerstensafts und schon ging es mit der Band Elangrace weiter. War die Vorgängerband Dreams Of Victory schon ein wenig älteren Baujahres (der Keyboarder von ihnen erinnerte mich übrigens mit seinem blonden, schon leicht angegrauten Lockenkopf an einen verschrobenen klassischen Komponisten), ging das Durchschnittsalter mit Elangrace wieder ein wenig runter. Symphonic/Gothicmetal ist eigentlich nicht so meine Baustelle, aber die Band wusste schonmal, wie man die letzten fünf Buchstaben ihrer Stilbeschreibung entziffert, die Gitarren klangen schön heavy, hier war nichts weichgespült und der Sänger erinnerte mich mit seiner tiefen Stimme auch mehr an 80er Wave/Gothicbands wie die Sisters, The Cure oder Fields als an das weinerliche Gothicgesäusel der heutigen Zeit.

Te Deum
Den Abschluss machte die Band Te Deum, die schon längere Zeit in der Kiewer Szene tätig ist. Und hier gab es nochmal einen ordentlichen Satz deftigen melodischen Deathmetal um die Ohren. Auch hier gilt: auf einem recht hohen Niveau und mit einer ordentlichen Portion Eigenständigkeit. Das Publikum ging nochmal richtig steil, auch ich konnte mich hier nicht entziehen und der Sänger sammelte bei mir zusätzliche Pluspunkte nicht nur wegen seiner amtlichen Röhre, sondern auch wegen des Tragens eines schicken Berliner T-Shirts.
So ging ein gelungener Konzertabend zu Ende und wieder beweist Osteuropa, dass es in Sachen Metal durchaus mit dem Westen mithalten kann. Dass einige Bands wie Oskord, Dreams Of Victory oder Te Deum auch hierzulande bekannter werden, wäre nur wünschenswert.



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