Das vorliegende Buch, welches nun auch in der deutschen Übersetzung vorliegt, ist abgeleitet von dem gleichnamigen Film des Fotografen Phil Griffin, der die Band auf ihrer 2008er Welttournee begleitete und ausführlich Gelegenheit hatte, die Musiker zu fotografieren. Die Fotos, das muss man feststellen, sind von grandioser Qualität, hier sitzt man wirklich in der ersten Reihe. Untertitelt mit "Gespräche mit Phil Griffin" (steht erst im Buchinnern) handelt es sich demzufolge durchgehend um Original-Zitate von Jon Bon Jovi, Richie Sambora, David Bryan und Tico Torres, was dem Ganzen in der Tat ein "offizielles" Prädikat verleiht. Die Aussagen im Einzelnen betrachtet wachsen dann Zweifel, ob die Protagonisten das in der Tat so gesagt haben: "Weil wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren, wurden wir zu besten Band der Welt" (Tico, Seite 38) oder "Jon ist meiner Ansicht nach an jedem einzelnen Abend der beste Frontman im Geschäft" (Richie, Seite 125). Die gegenseitigen Ehrerbietungen, man möchte fast sagen Lobhudeleien werden ein wenig übertrieben. Wir wundern uns inzwischen nicht mehr darüber, dass Hugh McDonald seit 15 Jahren als Bassist für die Band tätig ist, aber immer noch kein offizielles Mitglied, hier auch überhaupt nicht auftaucht. Es ist klar, dass eine Band, die so lange zusammen ist, am besten funktioniert, wenn sie Freundschaft pflegt - man wundert sich eher, wie es andere Kollegen wie Iron Maiden, Aerosmith oder A-ha, die sich nicht grün untereinander sind, so lange aushalten miteinander. Lobenswert ist, dass das Alkoholproblem von Sambora nicht einfach totgeschwiegen, sondern von ihm selbst angesprochen wird. Wir erfahren zudem im Kapitel "Jenseits der Band", dass Ticos große Liebe die Malerei ist, David als Komponist für ein Musical tätig ist, Richie wieder ein Soloalbum plant und sich Jon für Obdachlose einsetzt. Gerade aufgrund letzterer Aktivität hätte man den weltgereisten eloquenten Künstler Jon Bon Jovi für intelligenter halten müssen, als sich vom mörderischen Gaddafi-Clan zu einer Party einladen zu lassen und auch noch dort aufzutauchen! Er hätte es auch vor 2011 besser wissen und einfach mal das Stichwort "Lockerbie" in eine Suchmaschine eingeben können ... (Wobei er mit dieser "Doppelstrategie" bei weitem kein Einzelfall ist ... - Anm. rls)

Jon Bon Jovi: Bon Jovi - When We Were Beautiful. Innsbruck: Hannibal Verlag 2010, 192 Seiten, ISBN 978-3-85445-323-9, 24,95 Euro
 

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