www.Crossover-agm.de KING OF AGOGIK: The Rhythmic Drawing Room
von ta

KING OF AGOGIK: The Rhythmic Drawing Room   (sAUsTARK Records/Supersunk Music)

Im Review zu "Aleatorik System" habe ich King Of Agogik, das Instrumental-Projekt von Schlagzeuger Hans Jörg Schmitz, noch mit den Flower Kings verglichen. Mit denen bzw. deren Leitwolf Roine Stolt teilt Schmitz auch den musikalischen Mitteilungsdrang: Nach "Aleatorik System" 2007 und seinem Traumhaus-Einstand "Die andere Seite" 2008 ist 2009 "The Rhythmic Drawing Room" erschienen und gleich eine Doppel-CD mit insgesamt 134 Minuten Musik geworden. Stilistisch hat sich im Vergleich mit dem Vorgänger nichts Wesentliches verändert: King Of Agogik spielt/spielen immer noch Instrumental-Prog mit Retro-, Sympho-, Fusion- und Metal-Elementen. "The Rhythmic Drawing Room" ist allerdings besser als sein bereits guter Vorgänger. Die Scheibe ist zunächst mal ausgewogener, was die beteiligten Instrumente betrifft. War der Vorgänger sehr auf das hektische Beieinander von Schlagzeug und Keyboard zugeschnitten, gibt es diesmal öfter auch gelungene Bassgrooves und noch gelungenere Gitarrenspuren zu hören, darunter sehr schöne, melodiöse Soli in bspw. "The Last Guru", "Ed Gate" und "Ostia". Die Scheibe ist auch weniger sperrig als ihr Vorgänger, steckt voller eingängiger Melodien und hat bisweilen richtig Atmosphäre, etwa wenn "Under The Ark" breite Chorsounds auf beschwörerische Trommeln treffen lässt, die in einen längeren Ambient-Part münden.
Was geblieben ist, ist die kompromisslose Fragmentarisierung: Jedes Stück ist bis zum Anschlag vollgepackt mit Themen und deren Charakter unterscheidet sich sehr stark, höre beispielsweise das zerhackstückelte "Stick, Trick & Track". Das spontane Nebeneinander hat wenig mit einer ausgeklügelten Komposition zu tun und mit diesem Umstand muss man sich prinzipiell anfreunden können, sonst hat man an dieser Scheibe wenig Freude. Positiv gelesen erhöht die Fragmentarisierung den Spannungsreichtum des Albums, da man als Hörer nie weiß, welche Idee als nächstes ansteht. Was darüber hinaus geblieben ist, ist die Konzentration auf das Schlagzeugspiel von Schmitz. Zwar wird weniger soliert als auf dem Vorgänger, aber Schmitz ist deutlich bemüht, so viele verschiedene Rhythmen wie möglich in jedes Stück zu packen und steht auch was die Abmischung betrifft sehr im Vordergrund; Zweifler mögen für ein Beispiel das 14minütige Mini-Epos "Leave" reinpfeifen - gegen Ende hin tickt der Mann völlig aus und rasselt nur noch die Toms runter.
"The Rhythmic Drawing Room" ist also bisweilen ziemlich durchgeknallt und passend dazu nimmt Schmitz sich nicht so bierernst. Über das Album verteilen sich einzwei Handvoll Gags in Form von Zitaten und Samples, von denen mir das auf die Schlagzeugbetonungen abgestimmte Hundegebell aus "Welcome To The Butchery" am besten gefällt.
Insgesamt eine Musiksammlung, die einen zu Beginn mit ihrem nur nachlässig zu Songs geformten Ideenreichtum nahezu erschlägt, sich dann aber eben dieses Ideenreichtums wegen als echter Dauerbrenner im CD-Schacht entpuppt. Sehr gut.
Kontakt: www.king-of-agogik.com

Tracklist:
CD 1:
1. The Last Guru
2. Ed Gate
3. Stick, Trick & Track
4. The Disgusting Life Of Lupus W.
5. Ostia
6. 66 Scary Seconds
7. Sunset On Chinese Wall
8. T. Parade
9. The Old Backyard
10. Prog'n'Roll
11. Moonlit Window
12. Too Much Butter
13. ... There Is More To Come ...

CD 2:
1. Leave
2. Welcome To The Butchery
3. Moonlit Night
4./5. The Crimson Drawing Room [Part 1 + 2]
6. Bob Food
7. Under The Ark
8. Eos
9. Withdrawal



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