V.A.: Reunation - A Tribute To Running Wild von mst (Remedy Records)
Running Wild waren eine Institution in Sachen deutscher Metal, ein Fels in der Brandung verwässerter Trendreiterei, und auch wenn die letzten Alben nicht mehr an die Magie der alten Klassiker herankamen, wird sich wohl niemand erdreisten, diese Tatsache zu bestreiten. Ein Tribute-Album macht also absolut Sinn, auch wenn vorliegendes nicht das einzige seiner Art ist. Die Bandauswahl ist vielfältig, etwas undergroundig und in vielen Fällen lässt sich auch der Bezug zu den Hamburger Freibeutern erkennen, so dass es hier nicht nach dem schnellen Cash-In aussieht. Wie immer bei solchen Compilations gibt es Licht und Schatten. Prinzipiell stehe ich solchen Zusammenstellungen sehr positiv gegenüber, da man eine geballte Ladung Hits bekommt, und verbunden mit dem Ehrgeiz der beteiligten Bands, etwas Besonderes entstehen zu lassen, werden oft interessante Versionen erschaffen. Allerdings bin ich auch Traditionalist genug, um größere Entgleisungen mit Nichtachtung zu strafen. Betrifft hier im Besonderen 5th Sonic Brigade, die aus "Angel Of Mercy" eine Gothic-Ballade ohne entsprechenden Tiefgang gemacht haben, und Deadlock, die den Mut hatten, "When Time Runs Out" in ein modernes Gewand mit zahlreichen Loops zu packen und dafür von mir trotzdem keinen Beifall ernten. Als Highlights gelten bei mir Powerwolf, die "Riding The Storm" knackig und episch intonieren, ebenfalls Suidakra, bei denen "Marooned" das absolute Headbang-Monster ist. Ebenfalls klasse Magica, Chinchilla, Overtures, Halor und Heavenly. CD Nr. 2 gefällt mir einen Zacken besser, da sie erstens mehr Power rüberbringt und zweitens die ganz gefährlichen Experimente ausspart. Von der musikalischen Umsetzung also relativ ausgeglichen, mit Tendenz in den positiven Bereich. Was der CD aber meiner Meinung nach insgesamt nicht gut tut, ist ein latenter Klassikermangel. Die Hälfte der Songs stammt von den letzten vier Alben, die zwar nicht schlecht sind, aber dem direkten Vergleich nicht standhalten. Mir fehlen einfach Songs wie "Prisoner Of Our Time", "Raise Your Fist", "Port Royal" oder "Uaschitschun". Bleibt als Fazit ein etwas durchwachsenes Bild. Fans können sicherlich zugreifen, meiner Ansicht nach wäre hier aber mehr drin gewesen. Irgendwie passt dazu die Nachricht, dass Rock'n Rolf in letzter Zeit wieder ein Jucken verspürt, das nur mit neuen Running Wild-Songs geheilt werden kann. Mal schauen, ob der Piratenkapitän allen zeigt, wer der Chef auf den Sieben Weltmeeren ist. Ready For Boarding!
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