www.Crossover-agm.de WISHBONE ASH: The Power Of Eternity
von rls

WISHBONE ASH: The Power Of Eternity   (Politur)

Mit neuen Alben altgedienter Rockheroen ist es ja immer so eine Sache - in einen Jungbrunnen fallen die wenigsten, einige hängen sich verkrampft an Trends an, nicht wenige produzieren nur noch zahnlosen Altherrenrock, und nur einige wenige schaffen es, Alben herauszubringen, denen man die Bezeichnung "reifes Alterswerk" als Lob umhängen kann. Zur letztgenannten Kategorie zählen auch Wishbone Ash, deren 2007 eingespieltes "The Power Of Eternity"-Album 2011, immer noch das aktuellste Studiowerk der Band darstellend, im Digipack mit unveränderter Songzusammensetzung erneut veröffentlicht wird. Und wer bisher nicht zugeschlagen hat, aber den typischen Siebziger-Jahre-Rock der Band mag, der braucht jetzt eigentlich nicht weiterzulesen, sondern kann gleich in den nächsten Laden rennen oder aber die Internetverbindung zwecks Onlinebestellung aktivieren. Die knapp 50 Minuten bergen zwar nicht nur Volltreffer, und vor allem die zweite Albumhälfte enthält vielleicht ein bißchen zuviel Zurücklehnen im Schaukelstuhl der Altersweisheit oder aber eine zu bewußte Gegensteuerung ("Your Indulgence" zündet nicht, das rhythmisch etwas progressiv angestrichene "Hope Springs Eternal" will scheinbar zuviel, und in "Disappearing" trägt die gute Grundidee nicht über die gesamte Spielzeit), aber dafür findet sich gleich eine Handvoll Songs, die zum Besten gehören, was sich die gesammelten Retrobands der heutigen Zeit so aus den Rippen leiern. Das geht gleich mit dem druckvollen Opener "The Power" los, den jeder Freund der typischen Leadgitarrenduette zwischen Andy Powell und seinem jeweiligen Sidekick mögen wird und den man gar nicht wieder aufhören lassen möchte. Aber die ganz großen Highlights sind zwei andere Songs. Da wäre als erstes "In Crisis", dessen Hauptsolo die eben beschriebenen Qualitäten ebenfalls aufweist, das aber zum Schluß noch ein klassisches Gitarrenheldensolo anhängt und in den akustikrockenden Strophen einen derart unwiderstehlichen Drive addiert, daß man dazu neigt, tanzbeinschwingend sein Wohnzimmer zu durchpflügen. Dazu kommt dann noch ein einprägsamer Refrain, der die sechseinhalb Minuten perfekt abrundet. Und dann hätten wir da noch "Northern Lights", ein unkompliziertes, da eigentlich nur auf altbekannten Standardharmonien beruhendes, aber vielleicht gerade deshalb so wunderbares emotionales Instrumental aus der Feder von Gitarrist Muddy Manninen, das nur einen entscheidenden Nachteil aufweist: Es ist in dieser konservierten Version viel zu kurz. Das sieht mittlerweile offensichtlich auch die Band selber so - beim Gig 2011 in Affalter jedenfalls erklang eine deutlich längere Version und markierte eines der emotionalen Highlights des Sets. Daß Liveversionen manchmal noch ganz andere Qualitäten als Studiofassungen aufweisen, ist ja weitreichend bekannt, und auch manch hier etwas unauffälliger Song wie "Growing Up" entfaltet live seine Flügel erst richtig - nachzuhören in diesem Fall auf "Argus - Then Again - Live". Die zwischendurch mal recht stark ausgeprägte Blueskante im Gesamtsound Wishbone Ashs hat Andy Powell mittlerweile wieder etwas abgeschliffen, aber sie ist als reizvoller Farbtupfer natürlich immer noch da, wie "Dancing With The Shadows" beweist, das etwas schwerfällig beginnt, aber schrittweise immer mehr von seinen Reizen zeigt. Dieser Song stammt von Muddy Manninen, und welchen Stellenwert der Gitarrist mittlerweile für die Band hat, zeigt, daß er songwriterisch den größten Anteil an den zehn Tracks für sich verbuchen kann. "Disappearing" wiederum beruht auf einem Riff von Andy Powells Sohn Aynsley, der es auf der CD auch spielt (und mittlerweile als offizieller Gastmusiker sogar zum Tourtroß gehört, in dem seine Freundin als Merchandiserin mitfährt), an "Happiness" hat Bassist Bob Skeat mitgeschrieben, während der 2007 gerade neu hinzugekommene Drummer Joe Crabtree songwriterisch noch nicht beteiligt war (sein Vorgänger Ray Weston ist in "Your Indulgence" noch zu hören). Dafür kommt Ian Harris hinzu, der schon früher gelegentlich Texte für die Band schrieb und auch diesmal den zu "The Power" beisteuerte. Sein Hauptjob ist aber eigentlich das Artwork, und zu diesem gibt es in Andy Powells Liner Notes einige nähere Informationen nachzulesen. Da auch alle Texte enthalten sind, gibt es angesichts der erwähnten musikalischen Highlights und der nunmehr wieder ubiquitären Erhältlichkeit keinen Grund für den Freund des klassischen Siebzigerrocks, auf die Inkludierung von "The Power Of Eternity" in seine Sammlung zu verzichten. Und jetzt gehen "In Crisis" und "Northern Lights" in eine Repeatschleife ...
Kontakt: www.wishboneash.com, www.membran.net; zu bekommen u.a. via www.wackelpeter.tv

Tracklist:
The Power
Driving A Wedge
In Crisis
Dancing With The Shadows
Happiness
Northern Lights
Your Indulgence
Growing Up
Disappearing
Hope Springs Eternal



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