www.Crossover-agm.de THUNDERBLAST: Invaders From Another World
von rls

THUNDERBLAST: Invaders From Another World   (Pure Steel Records)

Die Kolumbianer Thunderblast hatten in Deutschland einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangen können, als sie auf dem Running-Wild-Tributesampler "Reunation" mit "Timeriders" vertreten waren; davor stehen die eigenproduzierten "Warzone" (Full Length) und "When Zombies Rise" (3-Track-Demo) zu Buche, wobei sich alle drei Demotracks auch auf "Invaders From Another World" wiederfinden, laut Booklet offensichtlich in neu eingespielten Versionen. Übernommen wurde interessanterweise auch das Cover des Demos, lediglich der am unteren Rand befindliche Albumtitel wurde ausgetauscht. Entscheidende Frage ist nun allerdings, ob der Running-Wild-Tribut auch musikalisch auf das eigenkompositorische Schaffen der Kolumbianer Rückschlüsse zuläßt oder nicht. Die Antwort ist ein klares Jein. Zwar hat der kantige, aber dennoch melodische Speed Metal mancher deutscher Mitt- oder Spätachtziger-Band zweifellos seinen Einfluß ausgeübt (an erster Stelle wären hier wieder mal die völlig verkannten Forced Entry zu nennen), aber gerade zu Running Wild finden sich kaum Parallelen, weder in der Gitarrenarbeit von German Guerra noch im Gesang von Felipe Machado Franco. Witzigerweise heißt der Live-Bassist der Band (die im Studio als Trio arbeitete und live von einem zweiten Gitarristen und einem Bassisten unterstützt wird) mit Vornamen auch noch German, so daß man witzeln könnte, die Orientierung an der deutschen Metaltradition ergebe sich daraus ja beinahe automatisch, zumal German Guerra auch noch als Alleinkomponist fungiert. Aber ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht, und im heutigen globalisierten Metal könnte man Thunderblast regional auch ganz woanders einordnen, wenngleich nur bedingt in Kanada, obwohl auf "Warzone" ein Song namens "Annihilator" stand. Wenn dem Rezensenten jetzt noch einfiele, von wem German Guerra das Eröffnungsriff von "The Human Torch" übernommen hat, wäre eine weitere Parallele erfolgreich gezogen, wohingegen die Melodik des doppelläufigen Teils des Hauptsolos eindeutige Maiden-Parallelen offenbart. Das Mastering des Albums hat übrigens Rocco Stellmacher übernommen, den der deutsche Traditionsmetalinsider noch von Merlin bzw. von Mind Odyssey her kennen dürfte; ob es so gewollt war, daß das Intro "We Are Not Alone" an der Grenze zur Übersteuerung der tiefen steht und auch ansonsten manche Tiefpassagen ähnlich wie auf jüngeren Grave Digger-Scheiben einen ganz leicht mulmigen Touch aufweisen, muß der Interessent ihn selber fragen. Auch die fast an eine wildgewordene Weihnachtsklimperpyramide erinnernde Beckenarbeit in "Target Earth" dürfte vor allem soundmäßig Geschmackssache sein, und sie birgt auch in anderen Songs ein gewisses Nervpotential für zumindest einen Teil der Hörer. Problematischer ist der Fakt, daß manche Melodielinien den Eindruck erwecken, als wären sie unabhängig vom musikalischen Unterbau komponiert worden - und ein Blick ins Booklet offenbart, daß das auch der Wahrheit entspricht: Für Lyrics und Melodien zeichnet nämlich nicht German Guerra, sondern Felipe Machado Franco verantwortlich, interessanterweise in genau der gleichen Formulierung, wie sie Ronnie James Dio benutzte. Der freilich schaffte es, immer einen logischen Zusammenhang aller Komponenten herzustellen, und diesen Eindruck hat man beispielsweise in den Refrains von "Core Domain" oder dem Titeltrack nicht. Dafür punktet letztgenannter mit förmlich umwerfender Spielfreude, wie sie selbst im melodischen Speed Metal nicht selbstverständlich ist, und einem hübschen Gastgitarrensolo von Lord Tim aus Australien. Generell halten Thunderblast das Tempo oft hoch, bauen aber auch in die Speedbolzen genügend Variationsbreite ein und scheuen auch vor fast reinen Midtempostampfern wie "When Zombies Rise" nicht zurück. Zudem sorgt das dystopische Konzept der Scheibe für zumindest eine gewisse düstere Atmosphäre auch in den schnellen und vor Spielfreude berstenden Songs, die noch durch ein paar Effekte wie den heulenden Hund in "Screams At Hunted Hill" ergänzt wird. Liest man freilich die Lyrics, kommt man bisweilen eher ins Schmunzeln und möchte dem Sänger einen Englischkurs nahelegen oder aber den Wunsch äußern, die Band möge demnächst im heimischen Spanisch singen. In "Lab From Hell" fällt dem Hörer dann noch die eine oder andere Parallele zu Rage, vor allem gesanglich, auf, allerdings agiert der Kolumbianer nicht ganz so hölzern wie Herr Wagner, und das erst herunterschaltende und dann furiose, aber immer nachvollziehbar und melodisch bleibende Solo setzt ein reizvolles Glanzlicht, wie man es nicht in allen Songs dieses insgesamt durchaus guten und für Genrefans antestenswerten, wenngleich nicht weltbewegenden Albums findet.
Kontakt: www.thunderblast.net, www.puresteel-records.com

Tracklist:
Intro (We Are Not Alone)
Core Domain
Horror At Outpost Ten
The Human Torch
Target Earth
Invaders From Another World
When Zombies Rise
Screams At Hunted Hill
Mutate
War Of The Monsters
Lab From Hell
Units Of Pain
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver