www.Crossover-agm.de MIND ODYSSEY: Signs
von Christian

MIND ODYSSEY: Signs

Der Mann ist unglaublich. Neben seiner Vollbeschäftigung bei Mind Odyssey ist Victor Smolski neuerdings festes Mitglied bei Rage, wo er ja auch nicht gerade wenig zu tun hat. Und ganz nebenbei hat er erst kürzlich noch sein Solo-Album auf den Markt geschmissen. Sowas nennt man, glaub ich, einen Workaholic (Arbeitsholiker zu deutsch). Und wo Victor Smolski draufsteht, da ist kein Nutella drin! Wenn die Band mit „Signs“ nicht einen Riesensprung nach oben schafft, dann weiß ich auch nicht mehr. Schon das Intro ist unvergleichlich: Vor dem Hintergrund eines klassischen Orchesters, das gerade seine Instrumente stimmt, belehrt ein Vater seinen Sohn von der Wichtigkeit einer klassischen Grundausbildung für jeden Musiker, was den Kleinen einigermaßen anödet. Das Orchester spielt ein Thema. Dann setzen die Drums ein und „Men of no return“ beginnt. Die Band greift dasselbe Thema auf, die perfekt mit Keyboards ausbalancierten Gitarrenriffs umfangen einen sofort, und spätestens jetzt stehen alle Nackenhaare wohlig zu Berge! Die klare, in der oberen Mitte der Gesangsspektren angesiedelten Stimme von Mario Le Mole ergänzt sich perfekt mit der Instrumentierung. Der Refrain des sich anschließenden „Golden age“ kommt mir sofort eigentümlich bekannt vor, ich komm bloß nicht drauf (irgendein Chanson vielleicht). Ein absolutes Highlight ist der Song „Slaves of the desert“. Der Zuhörer schwimmt durch ein Wechselbad der Gefühle. Das stimmungsvolle Intro wird abgelöst von zwei herrlichen Gitarrenriffs, die sich die beim Anhören erblassenden Rammsteine auf ihrer nächsten Platte wünschen würden. Und das Ganze würzt eine sehr gefühlvoll eingesetzte Sitar!!! Dieses Instrument taucht immer wieder dezent im Hintergrund auf und fügt sich wunderbar in den sehr eigenständigen Gesamtsound der Band ein.
Wie klingt das Ganze denn nun? Die Songs bewegen sich zumeist im Midtempo-Bereich. Beim Durchhören denke ich manchmal an Vicious Rumours (ein wenig erinnert Sänger Mario an den seligen Carl Albert), manche Refrains hätten auch auf „The Missing Link“ von Rage stehen können, aber eigentlich klingen Mind Odyssey gar nicht so richtig wie irgend jemand. Das ist progressiver, trotzdem eingängiger und nachvollziehbarer, moderner, abwechslungsreicher Heavy Metal! Mal gibt das Keyboard ein Riff vor, welches die Gitarre aufgreift und umspielt („In the picture“), mal donnern einem fette, groovende Riffs um die Ohren („Slaves of the desert“), mal schmeichelt sich die Stimme gefühlvoll ins Ohr („Signs“). Dieser, der Titeltrack, ist eine Klasse für sich. Er beginnt wie die obligatorische Hardrock-Ballade. Nach der zart instrumentierten, melancholischen Strophe mit interessanten Akkordwechseln und einem hymnischen Refrain folgt die Wiederholung desselben mit Schlagzeug und sanftem Groove. Doch im Mittelteil toben sich dann alle aus. Ein Tempowechsel jagt den nächsten, 4/4-Takt wird von 6/8-Rhythmus abgelöst, Keyboard- und Piano-Passagen wechseln sich ab mit Gitarren-Soli. Abschließend kehrt alles zum Refrain zurück, und das Intro-Outro beschließt diese Perle. Freudentränen ob dieser musikalischen Klasse! Die Band beherrscht die große Kunst, eingängige Refrains zu schreiben, die sich sofort festbeißen, und trotzdem nicht nach fünfmal Hören ausgelutscht sind. Ein doppeltes Oh und Ah gebührt auch der glasklaren Produktion, die - Staun! - von der Band selbst im Hamburger VPS-Studio gezimmert wurde. Auch wenn ich mich mit dieser Rezension etwas festgelabert habe, mir sei verziehen (hab schon so viele Lobpreisungen rausgestrichen!). Ich bin ganz hin und weg! Gebt dieser Band eine Chance! Anspieltips? Fangt einfach von vorn an. Ihr kommt sowieso nicht wieder unter’m Kopfhörer vor!
 
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver