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von ta

MAR DE GRISES: Streams Inwards   (Seasons Of Mist)

Nicht ganz alles beim Alten geblieben ist bei Mar De Grises. "The Tatterdemalion Express" und "Draining The Waterheart" waren hervorragende, emotionale Alben in der groben Schnittmenge aus Death Doom und Prog Metal, gleichberechtigt von einem Sinn fürs Experimentelle wie Atmosphärische gesegnet. Und der Titel des neuen Albums "Streams Inwards" deutet auch korrekt an, dass das Emotionale erhalten geblieben ist - Mar De Grises klingen immer noch ausufernd und dynamisch, in jedem Song passiert sehr viel, werden große Melodiebögen aufgebaut, düstere Stimmungen in all ihren Nuancierungen durchwandert. "Streams Inwards" ist aber auch zugänglicher als seine beiden Vorgänger, da es phasenweise mit bekannten Postrock-Elementen hantiert. Da werden düstere Klangteppiche gewoben ("Knotted Delirium") und tauchen bereits im Opener "Starmaker" neben intensiven Brüllpassagen in den Strophen auch Clean Vocals im Refrain auf. Der Postrock-Anteil fällt auch deshalb mehr auf, weil der Doom-Anteil im Gesang zurückgegangen ist: Juan Escobar grunzt nicht mehr, sondern brüllt und schreit.
Mar De Grises haben in der Endabrechnung deshalb ein ganz, ganz, ganz kleines Stück ihrer Originalität eingebüßt - bspw. das genannte Beieinander aus gebrüllten Strophen und gesungenen Refrains ist ja nun beileibe keine Innovation mehr, wenngleich die mitreißende Umsetzung von Mar De Grises nach wie vor nahezu die gesamte Konkurrenz in der Hinsicht in die Tasche packt. Und auch die Melodien sind streckenweise nicht mehr ganz so originell - während bspw. "Shining Human Skin" auf typische Weise einen ebenso unvorhersehbaren wie doch beim Hören nachvollziehbaren Melodieverlauf präsentiert, ist er im gemächlichen "Catatonic North" doch schon etwas vorhersehbarer.
Unabhängig von diesen Detailunterschieden ist die generelle Ausrichtung ebenso dieselbe geblieben, wie die Qualität der Musik ungemein hoch ist. Die massiven Momente sitzen und die ruhigen noch mehr. Bereits die ersten Töne des Atmosphäre-Interludes "Spectral Ocean" elektrisieren bis in die Zehenspitzen und der umwerfend gute, kränklich-dunkle und mit grandiosem Text bedachte Albumabschluss "Aphelion Aura" wuchert mit ätherischem Frauengesang und Ambient-Instrumentierung gar in Massive-Attack-Gefilden. Da ist aber der Gipfel der Experimentierwillens erreicht - das Stück ist (wie bereits "Unconscious Passenger" auf dem Vorgänger) bewusst als Bonus Track ausgezeichnet.
Bleibt selbst nach der anfänglichen Moserei eine uneingeschränkte Hörempfehlung. Mar De Grises spielen kompositorisch in einer Liga mit Bands wie Opeth, Negura Bunget und Orphaned Land, die ebenso kompromisslos wie die Chilenen einen musikalischen Kosmos erschaffen, der nach eigenen Regeln funktioniert. Und die sind wohlgewählt.
Kontakt: www.mardegrises.com, www.season-of-mist.com

Tracklist:
1. Starmaker
2. Shining Human Skin
3. The Bell And The Solar Gust
4. Spectral Ocean
5. Sensing The New Orbit
6. Catatonic North
7. Knotted Delirium
8. A Sea Of Dead Comets
9. Aphelion Aura
 




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