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NEGURA BUNGET: Vîrstele Pamîntului   (Code666)

Keine Frage, Negura Bunget haben mit jedem ihrer Alben etwas Besonderes geschaffen. Der warme, atmosphärische, progressive Ethno Black Metal der Rumänen überzeugt sowohl in den majestätischen als auch in den sparsamen Momenten und ist durch die eigene Melodieführung, den eigenen Sound und die eigene Instrumentierung mit Panflöten, Xylophon etc. stets eben das: eigen. Den Höhepunkt der Entwicklung markierte 2006 "OM", ein Album, das für den Black Metal ähnlich visionär ausfällt wie Arcturus' "Aspera Hiems Symfonia" 1995, Emperors "Anthems To The Welkin At Dusk" 1997 oder Enslaveds "Below The Lights" 2003, ein moderner Metal-Klassiker, der in jede vernünftige Sammlung gehört.
Nun, 2010, liegt mit "Vîrstele Pamîntului" der Nachfolger vor, eingespielt mit beinahe komplett neuer Besetzung; lediglich Schlagzeuger Negru ist vom "OM"-Line-Up übrig geblieben. (In die dem Split folgende unerfreuliche Schlammschlacht liefern zwei Interviews bei metal.de Einblick:
Interview Hupogrammos
http://www.metal.de/stories.php4?was=story&id=1648
Interview Negru
http://www.metal.de/stories.php4?was=story&id=1873)
Um die naheliegendste Frage zuerst zu beantworten: Haben Negura Bunget "OM" noch einmal getoppt? Meines Erachtens nein. Haben sie ihr hohes kompositorisches und konzeptuelles Niveau generell halten können? Zweifellos. "Vîrstele Pamîntului" ist der nächste logische Schritt nach "OM": Noch mehr Folklore, noch mehr Melodie, noch mehr Atmosphäre, noch weniger Black Metal. Der Opener "Pamînt" treibt es etwas auf die Spitze, repräsentiert jedoch dabei die prinzipielle Marschrichtung des Albums gut: Fünfeinhalb Minuten lang bauen Negura Bunget mit Rohrflöten, Panflöten, Percussions, akustischen Gitarren und Gesang eine unglaubliche Spannung auf, die sich in einem meisterlichen Riff entlädt, das in die für die Band so typische, vielschichtige Klangfläche aus Synthies, Geschrei, perfekten Drums und perkussiven Nebengeräuschen eingewoben ist. Kompositorisch extraklasse, aber auch ein kurzes Vergnügen, denn der metallische Teil ist nach anderthalb Minuten bereits wieder zu Ende. Der erste Moment, bei dem einem wirklich auffällt, dass hier eine Band musiziert, die aus dem Black Metal kommt, stellt sich in "Ochiul Inimii" ein, immerhin das vierte Stück des Albums. In diesem Song gibt es denn auch einige der inzwischen raren Blast Beats zu hören. Deren Rarheit wiederum ist vollständig angebracht, sie passen anno 2010 nur noch bedingt zu Negura Bunget und der nächste logische Schritt wäre es, sie komplett über Bord zu werfen. "Ochiul Inimii" leitet den harten Mittelteil des Albums ein, der mit "Chei De Ruoa" und "Tara De Dincolo De Negura" fortgesetzt wird; in diesen Songs tauchen viele der Elemente auf, die man auch an "OM" liebgewonnen hat, darunter die folkig-melancholischen Melodien, die einzigartigen Akustikgitarren und der Klargesang. "Vîrstele Pamîntului" liefert ein perfektes Beieinander aus drei Stimmen, dem genannten, zurückhaltenden und manchmal beschwörenden Klargesang, einer traditionellen Schwarzwurzel-Keifstimme und einer Brüllstimme, alle wie gewohnt in Rumänisch singend. Auch das trägt zur Einzigartigkeit der Band bei. Dass eine Handvoll Gitarren- und Keyboardlinien nur haarscharf am Kitsch vorbeischrammen, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt - das war bei nüchterner Betrachtung auch auf "OM" der Fall.
Und damit soll zur Musik alles gesagt sein. Manche Alben sprechen viel mehr für sich selbst, als man sinnvoll über sie reden könnte. Fans der Band und Pagan/Ethno Metaller generell müssen dieses Album besitzen, denn auch wenn die Dichte und der Überraschungseffekt von "OM" nicht erreicht werden, sind Negura Bunget nach wie vor eine der tiefgründigsten, originellsten und besten Bands, die man in dieser Richtung finden kann.
Kontakt: www.negurabunget.com, www.code666.net

Tracklist:
1. Pamînt
2. Dacia Hiperboreana
3. Umbra
4. Ochiul Inimii
5. Chei De Roua
6. Tara De Dincolo De Negura
7. Jar
8. Arborele Lumii
9. Întoarcerea Amurgului



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