MAR DE GRISES: Draining The Waterheart von ta (Firebox Records)
Aus Südamerika kommt ja, was Hartwurstsounds betrifft, normalerweise Power oder Death Metal. Mar De Grises nun sind die erste Death Doom-Band, die mir, dieser geographischen Ecke entstammend, zu Ohren tritt. Und mit was für einem Hammerschlag! Eigentlich ist die Bezeichnung "Doom" unterkomplex, denn die Chilenen vermengen ihren schwermütigen, langsamen Sound mit allerlei Elementen aus dem Prog Metal, namentlich fieseligen Synthesizern und einigermaßen avantgardistischen Arrangements. Besonders die ruhigen Passagen sind unvergleichlich, höre etwa "Sleep Just One Dawn" um die 5./6. Minute herum oder das verstörende "Fantasía". Da denkt man allenfalls an Bands wie den Alleingang von Ex-Dream Theater-Keyboarder Kevin Moore, Chroma Key, aber nicht an My Dying Bride, Candlemass oder Cathedral. Bemerkenswert auch, dass Mar De Grises trotz ihrer Gemächlichkeit nicht eine Atmosphäre von Destruktion und Sinnlosigkeit versprühen, sondern - bei aller Melancholie - eine gewisse Lebensfreude. Höre bspw. "Kilómetros de Nada" mit seinen Piano-Passagen; stimmungsprägend auch der ruhige Mittelteil und der Einsatz des kraftvollen Schlagzeugs zu Ende der fünften Minute. Da ist man auch gar nicht mehr überrascht von der doch teilweise recht harschen Doppelfußmaschine, oder wenn in "Wooden Woodpecker Conversion" plötzlich zum ersten Mal schwebender Clean-Gesang auftaucht. Zur Originalität dieser Band nur ein Verweis: Wer das beinahe überirdische "Summon Me", diesen kongenialen Mischmasch aus schwarzmetallischen Harmonien, Ambient-artigen Ruhepausen und überraschenden Arrangements (solierende Doublebass auf ein ruhiges Gitarrenthema), einmal ganz aufgesogen hat, dem liegt gleichermaßen die Kinnlade auf dem Boden wie das Herz gen Himmel schwebt. Bei anderen Doom-Bands ist es der Keller.
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