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Joshua Redman & Brad Mehldau   18.11.2011   Berlin, Kammermusiksaal
von (fm)

Joshua Redman und Brad Mehldau - ein unfassbar geniales, unterschiedliches und gleichzeitig so ähnliches Duo und einzigartiges Hörerlebnis für alle Jazzfans! Joshua Redman - geboren 1969 in Berkeley/California und einer der charismatischsten und bekanntesten Saxofonisten des Modern Jazz. Brad Mehldau - ein Jahr jünger als Redman, geboren in Jacksonville/Florida und ein einzigartiger, unglaublich faszinierender Pianist in der heutigen Jazzszene.
Ein musikalisches Wiedertreffen zweier ganz besonderer Musiker! Schon 1994 standen beide mit dem Joshua Redman Quartett auf der Bühne, damals zusammen mit den Jazzgrößen und Kollegen Christian McBride (b) und Brian Blade (dr). Nun, 2011 ist es endlich soweit und wir hören sie wieder - in einer ganz anderen Konstellation. Sollte man meinen, um guten Jazz zu machen, bräuchte man zwangsläufig immer eine komplette Rhythmsection, liegt man ganz falsch. Ein Jazzduo verlangt künstlerische Begabung und Musikalität in höchstem Grade. Brad Mehldau und Joshua Redman vereinen die Liebe für das Extravagante, die Improvisation, das bisher Ungehörte und genrefremde Sounds und Klänge. Man spürt, wie die Musik unter die Haut geht, wie sie uns im Herzen berührt.
Es ist ein einziges Stimmengewimmel im Kammermusiksaal in der Berlin Philharmonie. Die Location erinnert fast an ein altgriechisches Theater und verbreitet ein ganz besonderes Flair. In der Mitte steht der Flügel, hell beleuchtet.
Sie betreten die Bühne, Mehldaus Finger streicheln über das Klavier und es erklingt ein unheimlich weicher und sanfter, fast schwebender und trotzdem genauestens artikulierter Sound. Er lässt einzigartige wunderschöne und noch nie gehörte Klangfelder entstehen. Schließt man die Augen, eröffnen sich ganz neue Welten. Man taucht in die Musik ein, man spürt sie überall. Redman steigt ein, im ersten Titel am Sopransaxophon mit einem unglaublich vollen weichen Sound.
Dieses Duo ist kein Duo - sie sind eins, denn es fühlt sich so an, als würde die Musik nur aus einem Herzen erklingen; sie wissen genau, was der jeweilig andere gerade spielen wird und sagen will. Diese Harmonie zwischen beiden Musikern ist so ausgeprägt, dass man nicht erkennt, wer welche Rolle übernimmt. Es scheint, als hätten sie in ihrem ganzen Leben nichts anderes gemacht, als ihre Liebe zur Musik geteilt und zusammen gespielt.
Stücke wenden sich unerwartet - Mehldau und Redman spielen mit Melodien und bekannten Lines und Kontrasten in Dynamik, Artikulation und Rhythmus, was das Klangerlebnis einzigartig macht. Sie verknüpfen in ihrer Musik Experimental Jazz mit Stride Piano, Klassik mit Modern und Traditional Jazz, Elemente des Bebops mit Bluesphrasen. Brad Mehldau hebt die altgewohnten Muster des Jazz auf, er malt mit seinen Tönen Bilder und löst ganz neue ungeahnte Emotionen aus. Joshua Redman bringt mit seiner Gestik während des Spielens, mit seinem Humor und seinem immer mal wieder lauten "ahhh"-Stöhner während seiner Improvisationen einige Gesichter zum Schmunzeln. Und natürlich seien auch hier sein unglaublich weicher und voller Sound auf seinem Tenorsaxophon, seine musikalischen Ideen und seine Perfektion im Saxophonspiel zu erwähnen.
So scheinen sie auf den ersten Blick ein sehr unterschiedliches Duo: das Energiebündel Joshua und der Ruhepol und extravagante, vielleicht sogar intellektuelle Brad - und doch finden sie den gemeinsamen musikalischen Weg zu ihrer Musik, der uns als Jazzfans und Zuhörer so beeindruckt.
Das diffizile und beim Konzert durchaus spontan ausgewählte Repertoire mit Kompositionen von Brad und Joshua, aber auch anderen bedeutsamen Jazzmusikern bietet dem Publikum die Chance zum Eintauchen - einzutauchen in eine komplett neue Welt und Art der Musik!
Die vorletzte Komposition, ein Stück von Brad Mehldau namens "My Ideal", sorgt für Sprachlosigkeit! Der Zuschauerraum ist, als die ersten Töne von Brad erklingen, mucksmäuschenstill. Die Melodien, die Brad spielt, sind wunderschön, wirklich unbeschreiblich schön - erzeugen bei mir so ein Gefühl, das ich habe, wenn ich richtig verliebt bin! - oder auch einfach kurz: Gänsehautfeeling! Ihre Musik schwebt und läßt eine noch nie dagewesene Aura im Saal entstehen.
Beim allerletzten Stück geht ein Raunen durch die Zuschauermenge. Nach Joshuas genialem Solo-Intro spielen sie die Melodie von "Oleo" (Sonny Rollins). Dabei interpretieren sie den Jazz-Standard auf eine ganz neue, interessante, geniale Weise und halten sich dabei alle Möglichkeiten offen. Nach den letzten Klängen: tosender Applaus! Das Publikum hat Hochachtung vor der enormen musikalischen Leistung und Musik, die da gerade auf der Bühne passiert ist, und am Ende des Konzerts gibt es Standing Ovations und ZWEI Zugaben.
Die Reaktion des Publikums: "Das ist wahnsinnig, wie sie spielen!" oder "Er ist einfach begnadet!" oder "Joshua spielt so abartig schnell. Das ist der Hammer!". Mehr kann man dazu nicht sagen: Die zwei sind einfach der Hammer und ihre Musik geht unter die Haut!






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