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von ta

KING OF AGOGIK: From A To A   (sAUsTARK Records/Supersunk Music)

"From A to A" - wat? Eine leere CD etwa? Nein, "From A To A" kürzt "Von Antunnacum nach Andernach" ab. Antunnacum war eine vor über 2000 Jahren gegründete römische Stadt am Mittelrhein, die irgendwann zum heutigen Andernach geworden ist. Als Söhne der Stadt zählen u.a. der Dichter des Suffs, Charles Bukowski, und der Schlagzeuger des Prog, Hans Jörg Schmitz. Wer? Na, der King of Agogik! Der KOA kehrt nach "The Rhythmic Drawing Room" von 2009 nun anno 2011 mit einem neuen Album zurück, das sich 77 Minuten lang Andernach widmet - in seiner weltgeschichtlichen, aber auch biographischen Bedeutung. Wie gewohnt wird diese Bedeutung nahezu ohne Worte übermittelt. Erzählen tun die Songtitel - "12 B.C." spielt bspw. auf die erste urkundliche Nennung Andernachs 12 v. Chr. an -, Bookletbilder, die u.a. die Geburtsurkunde von Schmitz zeigen, und natürlich die Musik. Da ertönt in "Tanks On High Street" die Andernacher Sirene und in "Blue Tears" wird Hirsch Gliks jiddische Partisanenhymne "Sog nit kejnmol, as du gejsst dem leztn Weg" auszugsweise von dem evangelischen Theologen Gernot Jonas verlesen.
Das klingt alles sehr ernsthaft und tatsächlich ist "From A To A" nicht ganz so überdreht wie seine Vorgänger. Die Samples und Zitate haben bspw. abgenommen - eigentlich ist mir lediglich das Zitat des Gershon-Kingsley-Elektro-Klassikers "Popcorn" im Quasi-Titeltrack "From A ..." aufgefallen. Und auch die Musik, die Schmitz schreibt, klingt nicht mehr ganz so verrückt. Was nicht heißen soll, dass sie gar nicht mehr verrückt klingt - denn das tut sie nach wie vor. Aber wie bereits auf dem letzten Album angekündigt kommt immer mehr Struktur rein. An der instrumentellen Hierarchie hat sich hingegen nichts geändert: Die Songs werden durch das Schlagzeugspiel von Schmitz zusammengehalten, dann kommt das Keyboard und dann Gitarre und Bass. Stilistisch bleibt sich Schmitz ebenfalls treu: "From A To A" ist Prog Rock mit Retro-, Sympho-, Fusion- und Metal-Elementen, nebst Einflüssen aus ein, zwei Handvoll anderen Bereichen. Da wird im Einstieg von "Capricorn" und "NOW" brachial gerifft, verbreiten in "Personal Jungle" Flöten und Percussions Weltmusik-Feeling, wird das meditative "Early Bird And The Edible Dormouse" ganz im Hintergrund um einige folkige Einflüsse bereichert. Exzellent auch "Free Water", in dem die anderen Instrumente hinter die warmen Klänge eines Chapman Stick zurücktreten. Da kommt King-Crimson-Feeling auf, allerdings spielt der KOA melodiöser, und improvisiert wird auch nicht (oder zumindest nicht hörbar).
"From A To A" hat wilde und ruhige Momente, von ersteren deutlich mehr, und hinterlässt einen ähnlich fragmentarischen Eindruck wie sein Vorgänger. Es gibt kaum Wiederholungen, auf träumerische Passagen können ausufernde Eskapaden folgen, und wer bereits mit dem Ideenreichtum der kurzen Stücke überfordert ist, sollte um die gnadenlosen Abfahrten des zweigeteilten Titeltracks, der sich aus dem 20-Minüter "From A ..." und dem 11minütigen "... To A" zusammensetzt, einen großen Bogen machen. Für alle anderen gilt, was bereits vom Vorgänger galt: Nicht von der Menge an Einfällen irritieren lassen, sie erhöhen die Halbwertzeit dieses Albums. Sehr gut.
Kontakt: www.king-of-agogik.com

Tracklist:
1. 12 B.C.
2. From A ...
3. Moonboys
4. Bongen
5. Capricorn
6. Early Bird And The Edible Dormouse
7. Personal Jungle
8. Free Water
9. "A" Theme
10. Tanks On High Street
11. Blue Tears
12. ... To A
13. NOW



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