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Amon Amarth, As I Lay Dying, Septic Flesh   16.10.2011   Leipzig, Hellraiser
von kk

Amon Amarth sind so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner vieler Metal-Fans und damit sehr leicht zu vermarkten. Diejenigen, denen der enthaltene Death Metal zu hart ist, können sich wiederum leicht für die melodischen Anteile begeistern. Alle anderen, für die eingängige Melodien immer einen Schritt weg vom "true metal" bedeuten, können das Wikinger-Image der Band feiern - lange Bärte, Bier und Motive wie Krieg, Blut und Ehre. Erscheint eine so breitentaugliche Band dann anlässlich ihrer Albumveröffentlichung zeitgleich in allen einschlägigen Metal-Magazinen, sind hohe Verkaufszahlen sicher und es wundert auch nicht, dass Amon Amarth dann, wie im Leipziger Hellraiser, vor ausverkauftem Haus spielen. Support sind bei dem Konzert die griechischen Septic Flesh und die amerikanischen As I Lay Dying.
Septic Flesh spielen technischen Death Metal, der wegen symphonischer Elemente musikalisch nicht weit von Größen wie Behemoth oder Nile entfernt ist. Hinter einem Mikrophonständer in Form eines Kraken steht Sänger und Bassist Spiros "Seth" Antoniou, der der Musik seiner Band mit großen Gesten Leben einhaucht. Das ist wichtig, denn Chöre und klassische Instrumente kommen vom Band. Der Tontechniker arbeitet nach der Formel "viel Bass, viel gut", sodass einige Stilmittel der Griechen von der Bassdrum totgetreten werden. Blastbeats beispielsweise sind nicht als solche zu erkennen und so wirkt der Auftritt zuweilen leider etwas stumpf.
As I Lay Dying sind Co-Headliner an diesem Abend, zumindest erwecken die unzähligen Band-T-Shirts an den Konzertbesuchern diesen Eindruck. Einige davon mobilisieren die Amerikaner innerhalb weniger Minuten zu Pogo, Circle Pits und einer Wall Of Death. Wie sie das hinbekommen? As I Lay Dying haben ihren Metalcore perfektioniert: Josh Gilberts melodischer Gesang sitzt und ist nie weinerlich, Breakdowns jagen parallel gespielte Gitarrensoli und Tim Lambesis' Gebrüll macht die Mischung hart genug. Zwar wirken die Songs der Band auch live so, als hätten die Amerikaner versucht, zu viele Ideen in die jeweiligen Songs zu pressen. Aber Kurzweile bringt auch Abwechslung mit sich und die sorgt dafür, dass vor der Bühne in keinem Moment Ruhe aufkommt.
Amon Amarth - schon die Umbaupause wird zur Show, als das Schlagzeug von Fredrik Andersson mit seinen acht Becken und fast genauso vielen Toms enthüllt wird. Vor einem riesigen Motiv ihres aktuellen Albums "Surtur Rising" eröffnet die Band dann mit dem ersten Song des Albums, "War Of The Gods", der das Hellraiser mit sowohl Testosteron als auch Endorphinen flutet. Muss einmal Bekannten erklärt werden, was Melodic Death Metal ist, ohne ihn zu verschrecken, mit diesem Song könnte es klappen. Selten sind Härte, epische Gitarren-Soli und spannendes Songwriting zu einer so guten Mischung verschmolzen. Wie melodisch Amon Amarth geworden sind, wird im direkten Vergleich zum folgenden "Runes Come To My Memory" vom Album "With Oden On Our Side" deutlich. Ob Kalkül oder nicht, aber die permanente Abwechslung düsterer, alter Songs mit neuem Material funktioniert live perfekt, wie sich im Laufe des Abends zeigt. Nun, da auch der Tontechniker aufgewacht ist, und der Sound etwas differenzierter durch die Boxen kommt, wird noch ein weiterer Vorzug Amon Amarths klar: Heggs Gesang ist tief, brutal und urig, aber im Gegensatz zu den Sängern vieler anderer Metal-Bands klar verständlich, jedes Wort. Was auf dem Album klingt, als wäre es geschichtet und mit Effekten versehen, ist tatsächlich Heggs Stimme. "Are you ready for some Metal tonight?" fragt Johan Hegg ins Hellraiser, quittiert den erwiderten Jubel mit einem "Guuut ..." ganz tief aus seiner Kehle und stürzt sich in "Destroyer Of The Universe", ebenfalls vom aktuellen Album. An dieser Show gibt es nichts auszusetzen, außer dass an ihr nichts auszusetzen ist. Stören kann sich der Metaller tatsächlich nur daran, dass das alles etwas routiniert und glatt daherkommt und dass Amon Amarths Metal manchmal fast etwas mit Pop liebäugelt.

Links:
www.septicflesh.com/
www.myspace.com/septicfleshband
www.asilaydying.com/
www.myspace.com/asilaydying
www.amonamarth.com/
http://soundcloud.com/metalbladerecords/amon-amarth-war-of-the-gods



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