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Eläkeläiset   14.04.2011   Leipzig, Moritzbastei
von rls

Es ist April, Eläkeläiset gehen auf Deutschlandtour und spielen auch in der großen Tonne der Moritzbastei. Same procedure as every year? Naja, fast. Diesmal hat kein Vulkanausbruch die Anreise gen Mitteleuropa zu einem schwierigen Unterfangen gemacht, die Moritzbastei ist wieder einen Tick voller als 2010, aber noch nicht so voll, daß man sich wie in einer Sardinenbüchse vorkäme und gar keinen Platz zum Schwingen des Tanzbeins mehr hätte (wenngleich der Schwingradius auch diesmal nicht übermäßig groß ausfallen darf, um nicht die eine oder andere reizende Dame im räumlichen Umfeld per Blutgrätsche auf die Bretter zu legen), und erstaunlicherweise wird auch der Sound schrittweise immer besser. Das Akkordeon hört man diesmal jedenfalls richtig gut (was ein wenig zu Lasten der Keyboards geht, aber auch die sind immer noch genügend präsent), noch besser als 2010, und selbst das Problem mit den unterschiedlich laut eingestellten Gesangsmikrofonen kann der Soundmensch an diesem Abend mit fortschreitender Spielzeit zumindest ansatzweise beheben, so daß man vom Ansagenkauderwelsch etwas mehr mitbekommt als sonst.
Gewisse grundsätzliche Dinge sind natürlich beibehalten worden, allen voran selbstredend die Grundstrategie, vom finnischen Punkrock bis zum internationalen Pophit alles in Humppa- oder Jenkka-Versionen zu verwandeln, was nicht schnell genug geflüchtet ist, und noch neue finnische Texte zu addieren, die dann übersetzt Titel wie "Sauerkraut-Humppa" ergeben - auch die Thekenaufstellung auf der Bühne und den streng gereihten Leadvocalwechsel zwischen allen fünf Mitgliedern (auch diese sind die gleichen wie letztes Jahr, nachdem in der Bandfrühzeit eher ein lustiges Bäumchen-wechsle-dich-Spiel herrschte) kennt man bereits, weiß, worauf man sich einzustellen hat, und ist guter Dinge. Interessanterweise gibt es aber trotzdem eine instrumentale Veränderung, denn einer der Keyboarder greift in einigen Songs nicht in die Tasten seines Hauptinstrumentes, sondern in die Saiten einer Violine, was diesen Songs nochmal eine Extraportion Originalität verleiht, zumal man die Violine auch soundlich problemlos vernehmen kann. Und auch die Setlist ist etwas verändert worden, gräbt das finnische Quintett diesmal ohrenscheinlich auch einige seltener gespielte Perlen aus. Die Highlights allerdings bleiben die gleichen, wobei diesmal erstaunlicherweise 2Unlimiteds "No Limit" im Set fehlt, während das sonst meist mit diesem als Medley gekoppelte "Breaking The Law" von Judas Priest als eigenständiger Setbeitrag das Ende des regulären Sets markiert. Daß die Herrschaften bei allem Klamauk auch durchaus ernstzunehmende Musiker sind, zeigt "These Boots", in dem Drummer Kristian nicht nur den absteigenden "Dam-dam"-Lauf in schrittweise verringertem Tempo spielt und sich seine Mitmusiker dem paßgenau einfügen, sondern schlagzeugtechnisch auch noch ein paar andere Stolperfallen eingebaut worden sind, die den Mitmusikern volle Aufmerksamkeit abverlangen. Ansonsten verführen Klassiker wie "Nemo", "Wind Of Change" oder "Ace Of Spades" am stärksten zum Tanzbeinschwingen, und das Publikum ist bester Laune, reicht einen der Stagediver nach Erreichen des hinteren Hallenendes wieder zurück nach vorn und gibt sich ohne einen ausgedehnten Zugabenblock natürlich nicht zufrieden, wobei die Stimmung derart kocht, daß die Band sogar außerplanmäßig noch einmal auf die Bühne kommt, das eigentlich schon laufende "Einzug der Gladiatoren"-Outro noch einmal abgestellt wird und als finaler Gongschlag noch Kraftwerks "Das Model" von der Bühne herabtanzt und sich hier und da in Gestalt der bereits erwähnten, nicht per Blutgrätsche niederzustreckenden Wesen materialisiert. Nächstes Jahr wieder? Aber sicher!



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