www.Crossover-agm.de WHITE SKULL: Forever Fight
von rls

WHITE SKULL: Forever Fight   (Dragonheart Records)

Allen Schmähungen zum Trotz gibt es noch Aufrechte, die stolz die Flagge des klassischen Italometal schwenken. Zu denen zählen auch die seit urewigen Zeiten aktiven White Skull, denen der große Durchbruch stets verwehrt blieb, die sich aber davon und auch von mancherlei Personalproblemen nicht beirren lassen und in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Alben, meist sogar Konzeptalben, vorlegen. Deren bisher jüngstes heißt "Forever Fight" und thematisiert die Hunneneinfälle in Europa vor 1600 Jahren - ein im Metal bisher eher selten behandeltes Thema, obwohl es natürlich schon einzelne Werke darüber gibt, beispielsweise "Attila The Hun", einen der besten Songs der jüngeren Saxon-Geschichte. Freilich sollte man den Lyrics von "Forever Fight" Anglistik-Analysen ersparen; verantwortlich für sie ist Sängerin Elisa, Neuzugang am Frontmikro. Ja, richtig gelesen: White Skull gehen zumindest geschlechtsmäßig zu ihren Wurzeln zurück, während sie aber stimmlich dann doch eher bei der aus den letzten, männlich vokalisierten Alben bekannten Linie bleiben: Elisa singt zwar auch leicht angerauht, jedoch deutlich cleaner als die legendäre Federica "Sister" De Boni, die auf den ersten Alben der bereits 1988 gegründeten Band am Mikro stand. Freilich: So richtig originell klingt Elisa nicht, aber das Problem teilt sie mit vielen Sängerinnen und Sängern, und wenn man sich einmal an ihre Stimme gewöhnt hat, will man sie so schnell auch nicht wieder missen. Wer angesichts der Nachricht "Wieder eine Sängerin am Mikro" allerdings im Instrumentalbereich eine Rückkehr zu den alten Tagen erwartet hatte (nachdem ja schon die beim Gesang nicht ganz "vollendet" wurde), der wird enttäuscht werden: White Skull haben ihre Keyboarderplanstelle immer noch besetzt (übrigens mit dem Lebensabschnittsgefährten von Elisa - Heiratsanträge an die durchaus gutaussehende Sängerin dürften also keine Chance haben), und Alessio setzt sein Instrument zwar durchaus songdienlich, aber eben auch häufig und in die Gesamthärte nicht zwingend erhöhender Manier ein, wenngleich sein Spiel durchaus gut auf die Restmusik abgestimmt wurde. Im speedigen Titeltrack etwa wählte er hauptsächlich "antiquierte" Orgelsounds, und auch für einige folkloristisch angehauchte Elemente ist er zu haben, etwa im Solo von "Attle And Bleda", wo zugleich die wunderbar feinfühlige Leadgitarrenarbeit von Danilo Bar, die der Kenner schon von früher her zu schätzen weiß, als Haupttrumpf ausgespielt wird. Generell scheinen White Skull auf "Forever Fight" einen Tick progressiver zu agieren als auf den Vorgängeralben, aber sie behalten das Ziel eines griffigen Songergebnisses auch bei der Abstimmung der Musik auf die Story im Auge. Das reicht dann sogar bis zum geradlinig-fröhlichen Trinklied "Beer, Cheers" am Ende des Albums, als die vereinigte westeuropäische Streitmacht Attila vernichtend geschlagen hat und eine große Siegesfeier abhält. Dieser Song dürfte live fortan wohl ein Standard im White Skull-Programm werden und qualifiziert die Band zudem für die Endausscheidung im Bewerberkampf um Supporttouren für die gängigen skandinavischen Partypaganmetalkommandos, obwohl das Gros der 12 Songs dann doch beim gebotenen Ernst bleibt. Auch die gelungene Ballade "Boudicca's Speech" ist keinen Tick romantisch, sondern äußerst tragisch angelegt (es geht um eine klassische Schändungs-plus-Suizid-Geschichte in Lucretia-Manier). Dazwischen lagert vielschichtiger, aber stets als originär italientypisch zu identifizierender melodischer Metal, mal mit epischem Anstrich (etwa in "Feel My Rage" mit seinen Breitwandsoli), bedarfsweise auch mal zupackend und immer mit einer wohldosierten Portion Pathos, allerdings ohne klassische Elemente und mit überschaubarer Bombastdosis. Der ganz große Wurf wird dem Sextett zwar auch mit "Forever Fight" nicht gelingen (es sei denn, "Beer, Cheers" entwickelt sich plötzlich zum Partyhit), aber als Freund beschriebener Klänge kann man sich ohne Bedenken eine ansprechende Scheibe mehr in die Sammlung stellen, ohne den Erwerb zu bereuen.
Kontakt: www.whiteskull.it, www.dragonheartrecords.com

Tracklist:
We Are Coming
Escape
Feel My Rage
Spy
Attle And Bleda
Forever Fight
Boudicca's Speech
A Mother's Revenge
Heavy Metal Axes
Etzel
Visions
Beer, Cheers
 




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