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Neu bei CrossOver


31.12.2012:

Ein spannendes Jahr geht zu Ende - und das in mehrerlei Hinsicht. Das betrifft die persönliche Situation des Chefredakteurs ebenso wie die Lage beim CrossOver, die Weltpolitik und nicht zuletzt die Zukunft, denn nach einer gängigen Maya-Deutungsmethode hätte es dieses Jahresschlußupdate gar nicht mehr geben dürfen. Aber der Weltuntergang ist ein weiteres Mal ausgeblieben (neuer Termin übrigens: 5. November 2013 - und wenn auch der nicht zutrifft, dann 31. Juli 2017, 22. August 2033, 6. Januar 2077, 7. März 2089, 5. Mai 2199, 30. Februar 2219 oder 25. November 2305, wie ein Anbieter von Sparkassensoftware in seiner 2012er Weihnachtsrundmail so schön klargestellt hat :-)), und somit geht es nun mit voller Kraft in die letzten Stunden des Jahres und dann ins Jahr 2013.

Diskussionswürdige Dinge gab es 2012 zuhauf und wird es auch 2013 zuhauf geben - in der Diskussionstexte-Rubrik finden sich noch zwei Neuzugänge: Kollege Thorsten setzt sich mit dem Personalmanagement innerhalb der Diakonie auseinander, und Hans Zünd faßt in einem Artikel, den uns die Schweizer Kollegen vom "Musik und Liturgie"-Magazin netterweise zur Onlinepublikation überlassen haben, aktuelle Positionen über die Bedeutung der Kirchenmusik, die ja im Zuge von Spardiskussionen in den Kirchen oft als einer der ersten Zweige der Pastoralarbeit zur Disposition gestellt wird, zusammen.

Die Freunde der Science-Fiction-Literatur finden in der neuen Folge der Rubrik "Die Bücher der Gebrüder Kotte" noch einen interessanten Hinweis, während sich die Freunde musikbezogener Bücher mit Susan Masinos "Die AC/DC Story - Let There Be Rock" auseinandersetzen dürfen. Auch nicht uninteressant ist das neue Interview mit den finnischen Rockern Poets Of The Fall, das die Interviewrubrik für 2012 beschließt. Und wie jedes Jahr im Jahresschlußupdate gibt es auch anno 2012 eine Kolumne mit Zeitschriftenrezensionen allerlei Art.

Ein Eventreview vom Weltuntergang muß aufgrund von dessen Nichtstattfinden bekanntlich ausbleiben. Aber es gibt anderes Interessantes zu berichten:

Rock am Härtsfeldsee, 29.-30.06.2012, Dischingen

Landesjugendorchester Sachsen: Die Welt von gestern, 03.11.2012, Leipzig

Poets Of The Fall, 18.11.2012, Berlin

TV Noir 7: Herrenmagazin, Dear Reader, 29.11.2012, Dresden

Henrik Freischlader Band, 08.12.2012, Leipzig

Side Effect, Priscilla Sucks, Yangon Calling, 14.12.2012, Gera



Damit der Tonträgermarkt keine Apokalypse zu durchleiden hat, kann man ihn mit dem Erwerb folgender Tonträger unterstützen (oder man treibt ihn eben gerade auf die Apokalypse zu, indem man sie nicht erwirbt :-)):

Antimatter: Fear Of A Unique Identity

Attack: The Secret Place

Attick Demons: Atlantis

Beto Vazquez Infinity: Darkmind

Chaska: Pururauca

Dragonforce: The Power Within

Everlasting Dark: Return To Darkness

Fly: Handle With Care

Rory Gallagher: Irish Tour '74

Gallows Pole: Waiting For The Mothership

Hardbone: Dirty 'N' Young

Malison Rogue: Malison Rogue

Randale: Punkpanda Peter

Relicts: 12 On The Richter Scale

Remembrance: Fall, Obsidian Night

Riverside: Memories In My Head

Rizon: Masquerade

Roachclip: Nightfalls

Rochus: Haunting In Your Brain - Demos & Raritäten (1988-1990)

Alina Rotaru: Johann Jacob Froberger - Suiten & Toccaten

Satan: The Early Demos

SBB: Iron Curtain

Seven Kingdoms: Seven Kingdoms

Stranger: Pretty Angels

Thabu: Reborn

Tierra Santa: Caminos De Fuego

Tristania: Rubicon

Unisonic: Unisonic

Visual Cliff: Collective Spirit

Votum: Metafiction

Stefan Zauner: Zeitgefühl

Wie jedes Jahr zu dieser Zeit soll ein herzlicher Dank an alle Mitstreiter in wie außerhalb der Redaktion gehen. Das Schlußwort für 2012 überlasse ich gerne Hans Zünd - es stammt aus seinem oben verlinkten Diskussionstext. Alles Gute für 2013 wünscht allen Lesern und Usern

Roland Ludwig aka rls


"Dass wir in einer Zeit des tiefgreifenden Umbruchs leben, ist bereits ein Schlagwort, schon fast kalter Kaffee. Doch was wir daraus machen, ist brandaktuell."


02.12.2012:

Tja, das ist es nun - das letzte CrossOver-Update. Also, um genau zu sein, das letzte, sofern der angedrohte Weltuntergang zur Wintersonnenwende 2012 tatsächlich eintreffen sollte. Falls er sich dagegen verspätet, gibt es die Chance, daß in den planmäßig letzten Tagen des Jahres 2012 dann noch das traditionelle Jahresschlußupdate veronlinet wird und 2013 die Arbeit weitergeht. Lassen wir uns überraschen :-) Daß freilich der Hype um den 21.12.2012 ein derartiges Ausmaß annehmen und gar zum Kulturfaktor avancieren würde, hätte sich wahrscheinlich auch kaum jemand träumen lassen - am allerwenigsten wohl Dirk Felsenheimer aka Bela B., der in der ärzte-losen Zeit anno 1992 mit seiner damaligen Band Depp Jones ein Album namens "At 2012 A.D." einspielte und damit als einer der ersten Kulturaktivisten den Fokus auf unser jetziges Jahr und dessen mögliche Begleiterscheinungen richtete. Vicki Vomit enthielt sich anno 1996 in seinem Klassiker "Heut' ist Weltuntergang" einer detaillierten zeitlichen Prognose, und irgendwann begann dann auch die Kulturindustrie das Jahr 2012 zu entdecken, was letztlich in Hollywood-Blockbustern gipfeln sollte und die Aufmerksamkeit erfolgreich davon ablenkte, was eigentlich sonst noch so in der Welt passiert und Auswirkungen auf diese hat, wenn sie denn nach dem besagten Datum auch noch existent sein sollte. Freilich dürfen sich die Untergangspropheten aktuell durch mancherlei Zeichen in ihren Prognosen bestätigt fühlen. Jüngstes Beispiel: Nordkorea steht kurz vor dem Start einer neuen Langstreckenrakete, die theoretisch auch mit Atomsprengköpfen bestückt werden kann. Geplante Startzeit: zwischen dem 10. und dem 22. Dezember ... Skeptiker dagegen legen den Kulturfaktor ganz anders aus: Man trifft sich in einem Ausmaß am 21.12. zu Weltuntergangskonzerten oder -partys, wie es alle Wintersonnenwendefeiern der neuheidnischen Bewegung nie fertiggebracht hätten, und Douglas Adams' Verleger werden ihrem 2001 verblichenen Kultautor auf Knien rutschend für den zweiten Band der "Per Anhalter durch die Galaxis"-Serie danken, mit dem sich derzeit exzellente Umsätze erzielen lassen dürften: "Das Restaurant am Ende des Universums" ...

Unter der Prämisse, auch nach dem 21.12. mit dem CrossOver weiterarbeiten zu können, haben wir uns in der Redaktion wieder personell verstärkt: Stefan Körner steuert in diesem Update seine ersten CD- und Liverezensionen bei. Dem regelmäßigen CrossOver-Leser wird sein Name bekannt vorkommen - richtig, er ist der Herr über das im letzten Update vorgestellte VELKD-Schallarchiv in Leipzig und musikalisch äußerst vielseitig interessiert. Herzlich willkommen und auf eine gute Zusammenarbeit!

Viele Leute verweisen die 21.12.-Geschichten ja ins Reich der Science Fiction. Dieser Personenkreis wird in der neuen Folge der Rubrik "Die Bücher der Gebrüder Kotte" einiges an interessanter Lektüre finden - aber nicht nur dieser ...

Ob es ein Eventreview von einer der zahlreichen Weltuntergangskonzerte geben wird, ist eine Frage, die erst im Jahresschlußupdate beantwortet werden kann. In der Zwischenzeit muß sich die Leserschaft mit folgenden neuen Berichten zufriedengeben:

Der Familie Popolski, 18.10.2012, Leipzig

Bamberger Symphoniker, 20.10.2012, Dresden

Axel Rudi Pell, Mad Max, 21.10.2012, Leipzig

Staubkind, Scream Silence, 27.10.2012, Zwickau

Hochschulsinfonieorchester, 04.11.2012, Leipzig

Tower Of Power, 04.11.2012, Berlin

Ben Becker, 06.11.2012, Leipzig

Ganes, 06.11.2012, Leipzig

Godspeed You! Black Emperor, Big Eater, 08.11.2012, Berlin

Mono, jeffk., 10.11.2012, Leipzig

The Firebirds, 17.11.2012, Leipzig

Münchener Freiheit, 17.11.2012, Altenburg

Opeth, Anathema, 24.11.2012, Leipzig



Falls der Weltuntergang sich verspäten sollte, wird ja kurze Zeit später Weihnachten anstehen. Wer noch Tips braucht, welche Tonträger als Geschenke geeignet wären und welche weniger, der lese hier nach:

Das Actionteam: Die Platte von der alle reden

Ken Colyer: I Did It For The Music

Dianna Corcoran: Keep Breathing

Cryptopsy: Cryptopsy

Dark Sky: Initium

Darkwater: Where Stories End

Defect Designer: Wax

Divide The Sea: Man

Downtown Darlings: Promo-CD

Eis: Wetterkreuz

Gazpacho: Night

Grand Sermon: Massive Domain

Tim Hughes: Happy Day/Live Worship London

Imperio: Latidoamerica

Laments Of Silence: Restart Your Mind

Nevertrust: Eye Of The Observer

Orion's Reign: Nuclear Winter

Ginny Owens: Long Way Home

The Punch Brothers: Who's Feeling Young Now?

Ringsgwandl: Untersendling

R.U.S.T.: Legends

Sacred Warrior: Rebellion

Shirley Holmes: Heavy Chansons

Steizuello: Send Help!

Stigmata: Moi Putj

Stonehead: Dead Leaf

Symbolyc: Engraved Flesh

Thy Final Pain: ...of Life And Death

Vengeance Rising: Human Sacrifice

Vengeance Rising: Once Dead

Für das Abschlußzitat muß natürlich der eingangs genannte Klassiker von Vicki Vomit noch einmal herhalten, nämlich in Gestalt des von einer schunkelkompatiblen Melodie (in manchen Livefassungen auch mit flottem Funpunk) unterlegten Refrains. Fein angezogene Grüße und beste Wünsche für die Advents- und (falls sie denn noch eintritt :-)) Weihnachtszeit überbringt allen Lesern und Usern

Roland Ludwig aka rls


"Heut' ist Weltuntergang - ich zieh' was Feines an, den roten Anorak. Heut' ist der letzte Tag! Wir hab'n uns nimmersatt geaalt im Überfluß - jetzt sauf'mer Spiritus und warten auf den Schluß."


14.10.2012:

Anno 1992 begann die Arbeitsgemeinschaft Musik in der evangelischen Jugend e.V. (AGM), mehr oder weniger systematisch ein Schallarchiv aufzubauen, das christliche Jugendmusik im weitesten Sinne sammeln sollte. In den Folgejahren konnten tatsächlich mancherlei Schätze auf CD, Vinyl, Kassetten und selbst Schellackplatten zusammengetragen werden, die allerdings nach der Auflösung der Vereinsgeschäftsstelle in Löptin bei Kiel zunächst heimatlos wurden. Als provisorischer Aufbewahrungsort wurde der Keller von Kollege Thomas Feist hergerichtet, aber obwohl in den seither vergangenen neun Jahren sogar einige wissenschaftliche Arbeiten auf Grundlage der archivierten über 40.000 Lieder entstanden, war klar, daß dies keine Dauerlösung sein konnte. Eine solche ist nun gefunden worden: Am 2.10.2012 hat der AGM-Nachfolger bka e.V. die Sammlung offiziell dem Liturgiewissenschaftlichen Institut an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig übergeben, in dessen neuen Räumen in der Nonnenmühlgasse 1 sie einen eigenen Raum innerhalb des Bibliotheksbestandes einnimmt und nicht nur für die Studenten, sondern auch für alle anderen Interessierten nach Absprache zur Nutzung offensteht. Die feierliche Übergabe fand übrigens in Anwesenheit des Kulturstaatsministers Bernd Neumann statt, der ein Grußwort sprach, während Thomas Feist und Wolfgang Kabus für die hauptsächlichen archivbezogenen Wortbeiträge verantwortlich zeichneten.
So ist für alle Seiten eine Win-Win-Situation entstanden. Die angehenden Theologen erfahren aus erster Hand, was die christlich sozialisierten Künstler über die Jahrzehnte hin bewegt hat, der Bestand ist logistisch wieder besser nutzbar, und Thomas hat seinen Keller wieder für andere Dinge frei :-) Wer ins Schallarchiv will, nehme Kontakt mit Stefan Körner unter stefan.koerner@uni-leipzig.de auf, und wer Tonträger aus seinem eigenen Bestand loswerden will, frage ihn ebenfalls - Zustiftungen in Form von Geschenken oder Dauerleihgaben sind immer gern gesehen, zumal das Archiv zwar umfangreich, aber längst nicht allumfassend ist und damit das Schicksal jeder Tonträgersammlung teilt, die angesichts der immensen Materialfülle eigentlich nur ein winziger Knopf von Substanz in einer riesigen Lücke darstellt. Und daß einige der bei CrossOver rezensierten Tonträger ihren finalen Platz ebenfalls im Schallarchiv gefunden haben, ist natürlich kein Zufall ...

Der Vortrag, den Wolfgang Kabus am 2.10. zur Einweihung gehalten hat, trägt übrigens den Titel "Christliche Popularmusik - Die Kirche als popkultureller Partner wider Willen", und dankenswerterweise hat der Autor ihn uns zur Veröffentlichung in der Rubrik "Texte zur Diskussion" bei CrossOver überlassen. Danke! Und ein weiteres "Danke!" geht an Elise Eißmann, ihres Zeichens Jazzsängerin aus Berlin (aus Berlin!), die neu bei der Redaktion eingestiegen ist und sich auch, aber keinesfalls ausschließlich jazzigen Themen widmen wird.

Ein neu rezensiertes Buch ist zu verzeichnen und daneben auch eine neue Folge der Rubrik "Die Bücher der Gebrüder Kotte", wo es diesmal u.a. um Feenstaub und Rollenspiele geht:

Saverio Lamacchia: Der wahre Figaro oder das falsche Faktotum



Das Standing On A Rock-Festival in Mölbis ist für 2012 und damit auch für immer Geschichte - oder vielleicht doch nicht? Bleiben wir schön neugierig und lesen erstmal die Abschiedsode samit diversen anderen neuen Eventreviews:

Thees Uhlmann, 18.08.2012, Dresden

Le Concert Brisé, 27.09.2012, Jena

Standing On A Rock, 29.09.2012, Mölbis

Hochschulsinfonieorchester, 30.09.2012, Leipzig

J.B.O., Segard, 05.10.2012, Leipzig

Ensiferum, Amoral, Profane Omen, 13.10.2012, Glauchau



Die folgenden Tonträger sind anstelle einer Positionierung im Schallarchiv (die es aber in mindestens einem Fall auch noch geben wird) zunächst erstmal zur Gewinnung eines passiven Eindrucks in Gestalt von Rezensionslektüre zu haben:

Bastard: Aftermath

Boanerges: Hora Novena

Calmus Ensemble: Made in Leipzig

Engrained: Deep Rooted

Euphoryon: Euphoryon

Exxplorer: Vengeance Rides An Angry Horse

Fair Warning: Aura

Fracture: Simple Chaos

Gandalf's Fist: Road To Darkness

Katedra: Ugnikalnis

The Mars Volta: Noctourniquet

Nilson Matta & Roni Ben-Hur: Mojave

Narrow House: A Key To Pannegrieb

Olive: The Awaking

The Orb featuring Lee "Scratch" Perry: The Orbserver In The Star House

Saint: Desperate Night

Seven Steps To The Green Door: The ?Book

SoulHealer: The Kings Of Bullet Alley (Special Edition)

Soul Stealer: Soul Stealer

Stamina: Two Of A Kind

Thybeaux: Dependere

Towards Darkness: Barren

Der Weg einer Freiheit: Unstille

Das Abschlußzitat stammt diesmal natürlich aus Wolfgang Kabus' Text, regt trefflich zum Diskutieren, ja Streiten an und paßt übrigens auch zum derzeit in aller Munde befindlichen 50jährigen Jubiläum der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Paradigmatische Grüße überbringt allen Lesern und Usern

Roland Ludwig aka rls


"Die Welt hat sich verändert. Das wissen wir. Es zeigt sich ein Paradigmenwechsel, der von den Kirchen und besonders von der Kirchenmusik nur zögerlich akzeptiert wurde. Die meisten wollten bleiben, wie sie sind."


26.08.2012:

Das realsozialistische Experiment spülte auch einige Menschen in Führungspositionen, die das unter anderen gesellschaftlichen Verhältnissen sicherlich nicht geschafft hätten. Unter denen befand sich auch ein Dachdeckerlehrling aus dem Saarland, der Jahrzehnte später den mächtigen Walter Ulbricht abservieren und selbst an die Spitze der DDR treten sollte: Erich Honecker, der an diesem Updatewochenende 100 Jahre alt geworden wäre, wenn ihn nicht ein Krebsleiden 1994 in Santiago de Chile dahingerafft hätte. Der Mann wird in der rückblickenden Betrachtung immer genau so ein zweischneidiges Schwert bleiben wie der Staat, dem er knapp zwei Jahrzehnte lang vorstand und bezüglich dessen sowohl die pauschale Verdammung als auch die glorifizierende Verklärung eher zum Stirnrunzeln Anlaß geben. Was man Erich Honecker allerdings lassen muß: Seine drei zentralen Sprüche, die sich am stärksten in kollektiven Gedächtnis verankert haben, beinhalten zumindest einen gewissen Prozentsatz an Wahrheit. Nehmen wir nur mal den einen her: "Die Mauer wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben. Das ist schon nötig, um unsere Republik vor Räubern zu schützen." Wie recht der einstige Dachdeckerlehrling mit der Gefahreneinschätzung hatte, zeigte sich in der Intensität, mit der 1989/90 die Räuber über das Land herfielen und dasjenige, was von der Wirtschaft noch Substanz hatte (und das gab es durchaus!), konsequent ausplünderten. Andererseits muß man natürlich den Blick für die Realität behalten: Unter DDR-Bedingungen hätte es das CrossOver in der vorliegenden Form beispielsweise nie gegeben ...

In einem der beiden neu rezensierten Büchern gibt es übrigens auch ein gesondertes DDR-Kapitel, im anderen rein sujetbedingt nicht:

Gerd Gebhardt/Jürgen Stark: Wem gehört die Popgeschichte?

Peter Hinrichs: Wacken. Ein Dorf wird Metropole und Marke



Ob es das Standing On A Rock-Festival unter DDR-Bedingungen hätte geben können, darüber darf spekuliert werden - die Organisation solcher kirchlich angebundener Veranstaltungen war bekanntlich alles andere als einfach, wenngleich nicht von vornherein unmöglich, wie das legendäre Festival in Neukirchen südlich von Chemnitz, äh, Karl-Marx-Stadt unter Beweis gestellt hatte. Nachdem das Neukirchen-Festival schon seit dem letzten Jahrtausend verblichen ist, stirbt nun nach achtjährigem Bestehen auch das Standing On A Rock - aber natürlich nicht ohne einen fetten Abschiedsjahrgang am 29.9. im Pfarrgarten zu Mölbis südöstlich von Leipzig, der wieder unter dem "CrossOver präsentiert"-Banner steht. Mehr Infos dazu in unserer Rubrik "Workshops, Ausschreibungen, Angebote, Termine" - und für alle Nichtdabeigewesenen gibt es im nächsten Update natürlich auch ein detailliertes Livereview. Bis dahin muß sich die Leserschaft noch mit folgenden neuen Eventreviews begnügen:

Leipziger Universitätsorchester, 01.07.2012, Leipzig

Take 6, 07.07.2012, Berlin

No Silent Backlands Festival, 25.-28.07.2012, Weißenfels

Eric Bibb & Habib Koité Trio, 31.07.2012, Jena

20. Gößnitz Open Air, 03.-05.08.2012, Gößnitz

Amon Amarth, Purgatory, 05.08.2012, Chemnitz

Other Lives, Cate's Leila, 07.08.2012, Jena

Lift, 11.08.2012, Leipzig



Die folgenden Tonträger hätte es in der DDR wohl allenfalls unter dem Ladentisch gegeben, wobei das bei einigen wenigen aber auch besser so gewesen wäre:

Affector: Harmagedon

Alyson: Take A Good Look

Alyson: Take A Good Look (Remixes)

Barren Earth: The Devil's Resolve

Cafe Jazz: Achtzehndreißig

Crossforce: Rockin' Til The Final Day

Crucified Barbara: The Midnight Chase

Delirious?: My Soul Sings/Live In Bogota

Eufobia: Cup Of Mud

Evoken: Atra Mors

Glyder: Yesterday, Today And Tomorrow

GUN: Break The Silence

Helloween: Unarmed

Zana Messia And The Balkan Soul Orchestra: Balkan Soul

Münchener Freiheit: Best Of

Powerworld: Human Parasite

Klaus Schuberts Rock Bunnies: Speedmachine

Savatage: Ghost In The Ruins (A Tribute To Criss Oliva)

Slam & Howie And The Reserve Men: Guilty

Stratosphere: Fire Flight

Toxic Smile: M.A.D. (10th Anniversary Edition)

Tying Tiffany: Dark Days White Nights

Xaga: Romper El Silencio

Im Abschlußzitat kommt diesmal die Freundin des Chefredakteurs zu Wort, die einen wunderbar ins Schwarze treffenden Kommentar zu einem anderen der drei klassischen Zitate Erich Honeckers, nämlich "Den Sozialismus, so sagt man bei uns immer, in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf", fand. Unaufhaltsame Grüße überbringt allen Lesern und Usern

Roland Ludwig aka rls


"In der Tat korrekt, denn getan haben das letztlich Menschen :-)"


08.07.2012:

Mario Balotelli rettet Angela Merkel! Wie das? Nun, der italienische Stürmer schoß die beiden spielentscheidenden Tore beim Halbfinalsieg der italienischen Fußball-Nationalmannschaft gegen das deutsche Team und ersparte der Kanzlerin damit die unangenehme Entscheidung, bei einem deutschen Finaleinzug vielleicht doch zum Endspiel nach Kiew reisen zu müssen, obwohl sie das wegen der Timoschtschenko-Affäre vorher abgelehnt hatte. Freilich könnten jetzt Verschwörungstheoretiker kommen und vermuten, daß die Kanzlerin dem dunkelhäutigen Italiener dafür eine besondere Vergünstigung versprochen habe: die Zustimmung der deutschen Regierung zum ESM, dem Euro-Rettungsschirm, dessen Mittel perspektivisch vor allem von den südlichen Euro-Ländern, darunter eben auch Italien, in Anspruch genommen werden dürften, aber von den nördlichen Euro-Ländern, darunter eben auch Deutschland, zur Verfügung gestellt werden. Weitere Verschwörungstheoretiker könnten auf die Idee kommen, daß die Bundesregierung die ESM-Abstimmung bewußt während der heißen Phase der Fußball-Europameisterschaft anberaumt hat, um die öffentliche Aufmerksamkeit für eine eventuelle unpopuläre Entscheidung zu senken. Letztere These ist zumindest gewagt, denn keiner konnte ahnen, bis wohin die deutsche Mannschaft, auf die sich ein Gutteil der Aufmerksamkeit konzentriert, vordringen würde - die Abstimmung fand ja zwischen Halbfinale und Finale statt. Aber selbst wenn wir uns mal auf die Sachebene zurückbegeben: Das Vertragswerk zum ESM, dem die Regierung zugestimmt hat, beinhaltet, so sagen nicht wenige Kritiker, bedenkliche Passagen, etwa die Unkündbarkeit des Vertrages (eigentlich ein völliges Unding, wenngleich mit einem staatsrechtlichen Präzedenzfall, nämlich dem deutschen Grundgesetz) oder die Unkontrollierbarkeit und Nichtrechenschaftspflicht des ESM-Boards, das über die Verteilung der Mittel und ihrer Anforderung aus den teilnehmenden Ländern entscheidet und bindende Weisungen erteilen darf, die die Finanzhoheit der teilnehmenden Länder auszuhebeln in der Lage sind. Bestünde zwischen den Staaten der Eurozone und den einzelnen Marktteilnehmern ein Vertrauensverhältnis und ginge es um die Gestaltung einer rosigen Zukunft anstelle einer Krisenbewältigung, so wäre das alles kein Problem - aber genau so ist die Lage bekanntlich nicht. Statt dessen erweckt die Situation den Anschein einer an allen Ecken krachenden Ehe, allerdings mit dem Unterschied, daß eine Ehe im Falle der Zerrüttung geschieden werden darf, der ESM auf regulärem Wege aber eben nicht. Zu beneiden ist jedenfalls keiner der derzeitigen Entscheidungsträger und erst recht nicht das Bundesverfassungsgericht, das zu entscheiden hat, ob die Einrichtung des ESM gegen das Grundgesetz verstößt oder nicht. Im letztgenannten Fall bleibt für die Gegner dann nur noch eine Revolution übrig, aber diese Methode ist bekanntlich auch mit gewissen Risiken behaftet - siehe Syrien oder Libyen, das auch nach der heutigen Wahl nicht zur Ruhe kommen wird. Wie weiter? Schwierige Frage. Erwartet hier jemand eine Antwort?

Statt dessen hier ein Stapel neue Eventreviews:

Botanica, 30.05.2012, Jena

Silly, 02.06.2012, Zeitz

Lynyrd Skynyrd, The Brew, 06.06.2012, Leipzig

Ahab, Esoteric, Ophis, 07.06.2012, Jena

Red Hot Chilli Pipers, 07.06.2012, Wolfhagen

Madeline Bell & Big Band der Robert-Schumann-Philharmonie, 15.06.2012, Chemnitz

Die Fledermaus, 18.06.2012, Leipzig

Das Rheingold, 19.06.2012, Leipzig

Bobby McFerrin und Chick Corea, 20.06.2012, Leipzig

Münchener Freiheit, 07.07.2012, Wurzen



Wer noch schnell vor dem Zusammenbruch des Euro, dem Ausverkauf der deutschen Nation oder dem Weltuntergang (Zutreffendes bitte selbst wählen) Tonträger einkaufen will, bekommt hier einige Hinweise, wofür man aus musikalischen Gründen lohnenderweise Geld investieren könnte und wofür eher nicht:

Abrasive: The Birth ... Born In Sodom

Ahab: The Giant

Armath Sargon: Reflections From Eternity

Da Blechhauf'n: On The Road

Daniel Band: On Rock

Dementia: Beyond The Pale

Gazpacho: London

Hguols: Celestial Powers Intervened To True Supremacy

Last Descendants: One Nation Under God

Macabre Demise: Dead Eyes

Metallica: Beyond Magnetic

The Milestones: Devil In Me

Nefarious: The Universal Wrath

Night Ranger: Hole In The Sun

Nile: At The Gate Of Sedhu

Nuclear Warfare: God Of Aggression

Piel De Serpiente: Inevitable

P˙lon: Armoury Of God

Quintessence Mystica: The 5th Harmonic Of Death

Root: Zjevení

Sol: Offer Thy Flesh To The Worms

Soulspell: Labyrinth Of Truths

V8 Wankers: Foxtail Testimonial

Ygodeh: Dawn Of The Technological Singularity

Zdob Si Zdub: Basta Mafia!

V.A.: Winterhordes Of The Whitethrone

Für das Abschlußzitat zeichnet diesmal Neil Postman verantwortlich - es war der Titel seiner Rede zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse und zugleich der Titel seines wohl erfolgreichsten Buches, und es kommt in einem der Eventreviews vor, wobei im zugehörigen Event erstaunliche Parallelen zwischen der Entstehungszeit des betreffenden Stückes 1873/74 und der heutigen Zeit herausgearbeitet wurden. Amüsierte Grüße überbringt allen Lesern und Usern

Roland Ludwig aka rls


"Wir amüsieren uns zu Tode."


03.06.2012:

In Kürze rollt das Leder wieder im europäischen Nationenmaßstab. Nachdem der CrossOver-Chefredakteur schon vor acht Jahren die Chance verpaßt hat, reich zu werden (er hatte nach der Vorrunde prognostiziert, man könne nach dem deutschen Aus jetzt beruhigt zusehen, wie Otto Rehhagels Griechen Europameister würden, in der zugehörigen Redaktionsrundmail diesen Satz allerdings mit einem Smiley versehen ...), enthält er sich diesmal jeglicher Prophetentätigkeit. Aber daß Fußball und Religion durchaus frappierende Parallelen aufweisen, ist nicht neu - man muß nur immer mal wieder dran erinnert werden, wie es die Gemeindepfarrerin am heutigen Updatesonntag in der Konfirmationspredigt im Nachbardorf getan hat. Nicht jeder wird mit jeder ihrer Aussagen konform gehen, etwa der Theorie, beides sei nur als Mannschaftssport denkbar, was die individuelle Glaubensausübung etwas in den Schatten stellt. Aber das Ganze ist bisweilen wirklich mehr als die Summe seiner Teile - da hat sie unbestritten recht. Und irgendwann beim nächsten oder übernächsten Update wissen wir dann auch, ob der griechische Catenaccio auch ohne Otto Rehhagel so gut funktioniert, daß man seine Prinzipien auf den griechischen Staatshaushalt ausdehnen sollte ...

Neben einer neuen Folge der Bücher der Gebrüder Kotte, wo statt Fußball eher Tiere und Science fiction die Hauptrollen spielen, gibt es noch zwei weitere Buchreviews: eins über eine Mannschaft, die auch schon ewig am musikalischen Ball ist, und eins mit historischen Spielzügen:

Hilmar Bender: Violent Evolution - Die Geschichte von Kreator

Michaela Karl: Wir brechen die 10 Gebote und uns den Hals: Zelda und F. Scott Fitzgerald



Rasenschach oder Elfmeterdrama? Die folgenden Eventreviews geben Auskunft:

Protest The Hero, Long Distance Calling, Blood Command, Uneven Structure, 16.03.2012, Leipzig

Fanfare Ciocarlia, 01.05.2012, Dresden

Nightwish, Battle Beast, Eklipse, 01.05.2012, Leipzig

44 Leningrad, 09.05.2012, Leipzig

Schicksalslied, 16.05.2012, Gera

Missbrauchte Musik, 19.05.2012, Leipzig

Big Band der Hochschule für Musik und Tanz Köln, 23.05.2012, Leipzig

Die Liebe fordert alles und ganz mit Recht, 27.05.2012, Dresden

Petra, 31.05.2012, Pohlheim



Und ob geeignete Stadionlieder enthalten sind oder nicht, darüber informieren die folgenden Tonträgerreviews, wobei rein quantitativ die USA siegen, die bei der Europameisterschaft trotz aller europäischer Wurzeln gar nicht mitspielen dürfen:

Arija: Feniks

Classic Petra: Back To The Rock

Halcyon Way: Building The Towers

Krápník: Empír

Magnum: The Visitation

Restless: We Rock The Nation/Heartattack

Sabotasch: Nje Soblasnjai Njebo

Jaci Velasquez: Diamond

Heather Williams: This Time Around

Die 12 Thüringer Cellisten: Der erste Streich

V.A.: The Crimson Covers - A Tribute To W.A.S.P.

Im Ökumenischen Heiligenlexikon des Fußballs, bekannter unter "Max Merkels Läster-Lexikon des Fußballs", findet sich eine Weisheit, die in der Konfirmationspredigt übrigens nicht vorkam. Nicht irrende Grüße überbringt allen Lesern und Usern

Roland Ludwig aka rls


"Sportlehrer: 'Fritzchen, wann wurde die Nationalelf erstmals in einem Buch erwähnt?' Fritzchen: 'In der Bibel. Schon da steht geschrieben: Sie trugen seltsame Gewänder und irrten planlos umher.'"


06.05.2012:

Mit den Reliquien ist es ja bekanntlich so eine Sache. Nähme man beispielsweise all die in der katholischen Welt als echt deklarierten Gebeine diverser Heiliger als Maßstab, müßte es von einigen dieser Menschen eine Zweit- oder gar Drittausführung gegeben haben. Der Glaube an die Wundertätigkeit bestimmter Körperteile oder Ausrüstungsgegenstände ist freilich keinesfalls auf die katholische Kirche beschränkt: Andere Religionen in der weiten Welt kennen ähnliche Konzepte, diverse New-Age-Händler verdienen mit derartigen Gegenständen erkleckliche Geldsummen, und für den kompletten Atheisten und/oder Agnostiker erfüllt dann beispielsweise der Fanschal des Lieblingsfußballvereins oder die Kutte mit mindestens 42 verschiedenen Metalbandaufnähern (je obskurer, desto besser) eine entsprechende Ersatzfunktion. Mit dem Finger auf andere ob deren scheinbar im 21. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäßen Reliquienglaubens zu zeigen führt also schnell in eine Sackgasse nach dem Motto "Vier Finger zeigen gleichzeitig auf einen zurück". Nichtsdestotrotz evoziert diese Praxis durchaus originelle Ideen, wie im April in Trier geschehen: Als Reaktion auf die Ausstellung der Reliquie des Heiligen Rocks samt zugehöriger Wallfahrt stellt der Künstler Helmut Schwickerath ein Triptychon aus, dessen Herzstück die angeblich wiederentdeckte Unterhose von Karl Marx bildet, flankiert von zwei Gemälden, die Marx' Haushälterin Helena "Lenchen" Demuth und Sahra Wagenknecht zeigen ...

Das neue Buchreview dreht sich um einen Musiker, der durchaus auch als Reliquienlieferant taugen würde:

Jerry Bloom: Black Knight - Ritchie Blackmore



Bei obengenannter Wallfahrt war kein berichterstattendes Redaktionsmitglied dabei, auch um die Unterhosenausstellung geht es in den diesmaligen Eventreviews nicht - aber es gab und gibt natürlich immer noch interessante Alternativen en gros:

Masters Of Rock Antenne, 08.10.2011, Augsburg

Dream Theater, Periphery, 30.01.2012, Berlin

TV Noir 4: Kat Frankie, Francesco Wilking, 21.03.2012, Dresden

Elisabeth - das Musical, 30.03.2012, Chemnitz

In terra pax, 15.04.2012, Leipzig

David Garrett, 17.04.2012, Leipzig

Eläkeläiset, Gankino Circus, 21.04.2012, München

Uriah Heep, Nazareth, 23.04.2012, Chemnitz

Axel Rudi Pell, Mad Max, 27.04.2012, Nürnberg

UFO, Warped Cross, 27.04.2012, Glauchau



Welchen Tonträger man in einen Reliquienschrein stellen könnte und welchen eher nicht, verraten folgende Texte:

Annihilator: Metal

Bai Bang: Are You Ready

Deathtrap: Downfall (1989-1991)

Faktor Stracha: Twoi Idealnyi Mir

Hollywood Burnouts: Excess All Areas

Legion: Njewidimyi Woin

Lord Of The Lost: Beside & Beyond

Maniac: Maniac/Look Out

Stala & So.: It Is So.

Steel Protector: Metal Will Never Rust

Tarja: What Lies Beneath

Trivium: In Waves

Unisonic: Ignition

Im Ökumenischen Heiligenlexikon findet sich zum Stichwort "Reliquie" natürlich auch eine Abhandlung, die u.a. auch ein paar Kuriositäten ans Licht fördert, u.a. diejenige, die das heutige Abschlußzitat bildet. Wer den ganzen Artikel lesen möchte, der schaue auf http://www.heiligenlexikon.de/Glossar/Reliquien.html nach. Sammelnde Grüße überbringt allen Lesern und Usern

Roland Ludwig aka rls


"Kardinal Albrecht von Brandenburg etwa trug im Laufe seines Lebens um 1500 über 30.000 Objekte zusammen, Friedrich der Weise hatte eine großer Leidenschaft für die Anhäufung von Reliquien und in Wittenberg eine der größten Sammlungen seiner Zeit zusammen getragen, der Nürnberger Bürger Nikolaus Muffel brachte es damals immerhin auf 308 Reliquien. Hinter dieser Sammelleidenschaft stand die Überzeugung, dass der Anblick oder gar die Berührung einer Reliquie Wunder wirken konnte. Zudem ließ sich der Besitz von Reliquien in Ablassjahre umrechnen, Albrecht von Brandenburg durfte hoffen, mit seinem Gnadenschatz 39.245.120 Jahre Ablass erworben zu haben."


01.04.2012:

Der 1. April, an dem dieses Update online gestellt wird, gilt gemeinhin als der Tag des Aprilscherzes. Um ganz und gar keinen Scherz handelt es sich aber bei einer neuen Funktion der CrossOver-Homepage: Wer einen Blick ins Menü wirft, wird unten links ein RSS-Symbol entdecken - und über dieses System wird in Zukunft der CrossOver-Noiseletterversand laufen (wobei die gewohnte News-Datei oben links im Menü, die über alle jeweils neu online gegangenen Reviews, Interviews und sonstigen Inhalte informiert, aber weiterhin erhalten bleiben wird). Aus technischen und rechtlichen Gründen ist es allerdings notwendig, daß sich jeder, der den neuen Noiseletter via RSS-System erhalten möchte, noch einmal neu dafür anmeldet. Wir hoffen, die Leserschaft hat Verständnis für diese kleine Extra-Mühe und bleibt uns auch weiterhin treu!

Zur Belohnung gibt es ganz und gar nicht scherzhaft gemeinte Reviews einiger interessanter Events, wobei allerdings die Lachmuskeln zumindest hier und da keineswegs unstrapaziert blieben:

Shinedown, Halestorm, Liberty Lies, 02.02.2012, Berlin

TV Noir 3: We Invented Paris, Moritz Krämer, 14.02.2012, Dresden

Pain Of Salvation, Cryptex, 09.03.2012, Gera

Ray Wilson & The Berlin Symphony Ensemble, 16.03.2012, Dresden

Glenn Kaiser Band, MP3, Stone Brothers, 17.03.2012, Niederjossa

Peter Licht, 17.03.2012, Dresden

Telemann, 18.03.2012, Leipzig

Subsignal, Kissin' Dynamite (Aufzeichnung zur Sendung "Strike" von Streetclip-TV), 19.03.2012, Speyer

Amsterdam Klezmer Band, 27.03.2012, Leipzig



Explizit als humoristisch zu klassifizierende Tonträger finden sich unter den diesmal rezensierten allerdings nicht:

Abstract Spirit: Horror Vacui

Ancient Plague: Archaic Kingdoms

Anvil: Worth The Weight

Athlos: In The Shroud Of Legendry: Hellenic Myths Of Gods And Heroes

Ben Averch: Fortune Cookie

Axenstar: Aftermath

Batillus: The Batillus/Tunguska

Catacombe: Kinetic

Catharsis: Inoi

Diamoth: Distorkion

Ea: Ea

Emerald Mind: Tales Of Soveena

High On Fire: Snakes For The Divine

Samuel James: For Rosa, Maeve And Noreen

Al "Coffee" McDaniel: Sole Music

Münchener Freiheit: Live in München

Resin: Truth Be Told

Sahin feat. Ludvik: Lie To Me

Shape Of Despair: Written In My Scars

Symphony In DeMeanor: Time Goes On

Troja: Wosduschnije Samki

Vengeance: Same/Same...But Different

V.A.: Entering The Levitation - A Tribute To Skepticism

Interessanterweise enthält das zweibändige BI-Elementarlexikon vom VEB Bibliographisches Institut Leipzig (1985) noch keinen Eintrag des Kürzels RSS (es hätte ja auch was anderes bedeuten können, Republik Sozialistisches Simbabwe oder so - aber zwischen der RSFSR und der RT, also der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik und der Registertonne, existiert dort nichts) und auch keinen zum Aprilscherz, nicht mal zum April als Monat. Das Abschlußzitat muß sich demzufolge aus dem einzigen Eintrag mit dem Wortanfang "April" speisen - den Aprilthesen, bei denen es sich nicht um die Nachfolger der Iden des März ("The Ides Of March", Iron Maiden, you remember?) handelt, oder vielleicht doch? Augenzwinkernde Grüße überbringt allen Lesern und Usern

Roland Ludwig aka rls


"Aprilthesen: Lenins Kampfthesen 'Über die Aufgaben des Proletariats in der gegenwärtigen Revolution', am 17.4.1917 aufgestellt; enthielten in 10 Punkten den Plan des Kampfes für das Hinüberwachsen der bürgerl.-demokrat. in die sozialist. Revolution."


04.03.2012:

Über die Jahre, Jahrzehnte, gar Jahrhunderte hinweg hat sich zwischen Künstlern, Medien und weiteren ggf. dazwischengeschalteten Institutionen wie Verlagen, Labels etc. eine Symbiose entwickelt. Die einen machen Kunst, die anderen berichten darüber, und die Dazwischengeschalteten sind wieder in anderer, meist pekuniärer Hinsicht involviert. In diesem Beziehungsgeflecht hat sich eine Art Verhaltenskodex herausgebildet, der zwar immer mal in die eine oder andere Richtung modifiziert wurde und wird, aber in gewissen Grundfesten unangetastet blieb - schließlich hatten und haben alle Seiten ein Interesse daran, diese Symbiose aufrechtzuerhalten. Nun geht allerdings im Spätwinter 2012 ein Aufschrei durch die Künstler- wie die Medienwelt. Was war passiert? Ein Sänger des klassischen Fachs hatte das getan, was Hunderttausende Berufskollegen auf der ganzen Welt auch tun: Er hatte Kritiken, die ein Journalist über ihn geschrieben hatte, in den Pressespiegel auf seine eigene Homepage gesetzt. Das kann man gemäß dem Urheberrechtsgesetz problemlos tun - wenn man denn eine Genehmigung des Journalisten bzw. ggf. weiterer dazwischengeschalteter Institutionen hat, also ein Nutzungsrecht eingeräumt bekommen hat. Genau dieses hatte der besagte Sänger aber nicht - er hatte lediglich die Quellen korrekt nachgewiesen, unter denen sich u.a. die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Süddeutsche Zeitung befanden. Plötzlich erhielt er von beiden Zeitungsverlagen je eine Rechnung über die Nutzung von Artikeln aus den Beständen der jeweiligen Zeitung, konsultierte einen Anwalt - und mußte klein beigeben, rückwirkend eine Nutzungsgebühr zahlen. Daraufhin entschloß er sich, die Artikel von seiner Homepage zu entfernen.
Was lehrt uns das? Einerseits kann aus einer Praxis, die mehr oder weniger alle betreiben, kein Gewohnheitsrecht abgeleitet werden. Andererseits hat sich diese Gewohnheit aber im Rahmen der genannten Symbiose herausgebildet, und das Torpedieren der Gewohnheit, wie es durch die Eintreibung der Forderungen durch die Anwälte der Zeitungsverlage geschieht, wäre geeignet, der Symbiose bleibenden Schaden zuzufügen, da sie vor allem eins sät: Mißtrauen zwischen den Beteiligten. Das kann nicht im Sinne aller sein (und eigentlich auch nicht im Sinne einzelner), so daß einerseits von den Künstlern durchaus gesetzeskonformes Verhalten erwartet werden kann, andererseits eine buchstabengenaue Auslegung der Gesetzeslage (besonders der extrem engen Schranken des Zitatrechtes) ebenfalls übers Ziel hinausschießt. Das Mißtrauen zwischen den am Kulturbetrieb Beteiligten wieder in Vertrauen zu verwandeln wird aber eine Zeitlang dauern ...

Wie handhaben wir die Genehmigungspraxis nun beim CrossOver? Die Antwort ist einfach: Jeder darf Teile aus unseren Texten oder auch ganze Texte auf seiner eigenen Homepage, in seiner Pressemappe oder sonstwo verwenden, wenn er sich an drei Grundregeln hält:
1.) Der Kontext darf unseren Intentionen nicht diametral entgegengesetzt sein. Sollten beispielsweise irgendwo im nationalsozialistischen Untergrund aus dem Zusammenhang gerissene Passagen aus unseren Texten zur politischen Agitation verwendet werden, wird der Chefredakteur böse.
2.) Die Quelle muß benannt werden, idealerweise im Netz mit einem Link zu uns. Das sollte eigentlich zum Allgemeinwissen gehören, aber das Guttenbergen ist bekanntlich weiter verbreitet, als man denkt.
3.) Für die Nutzung der Texte an anderer Stelle darf kein Geld verlangt werden. Die Inhalte von CrossOver sollen allen Webusern zur Verfügung stehen, ohne daß diese dafür bezahlen müssen, und das wird somit auch zur Bedingung der Publikation in anderen Kontexten. (Eine Ausnahme wäre in bestimmten Sonderfällen zu machen, etwa wenn sich die Redaktion entschließt, ein Buch "Die 150 schönsten Kritiken beim CrossOver" zu publizieren, das dann regulär in den Verkauf kommt.)
Und natürlich freut sich die Redaktion auch, wenn man, bevor man das Review irgendwo anders publiziert, fragt - oder zumindest Bescheid sagt, wenn man es gemacht hat. Feedback ist ja auch für uns nicht ganz uninteressant ...

Mit Feedback ganz anderer Art haben sich weite Bevölkerungskreise heutzutage herumzuschlagen - oder besser mit dessen Dokumentation, was sie kaum noch zur eigentlichen Arbeit kommen läßt. Kollege Thorsten Kilalli hat diese Situation anhand von Sozialpädagogen im System der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen dokumentiert.

Völlig andere Wege geht bekanntlich der Kulturbetrieb, oft auch recht spontane. Das Interview von Kollegin Silvia Annecke mit den Scherzkeksen von Lord Of The Lost bietet einige Beispiele, wie man trotz phasenweise nötiger preußischer Disziplin trotzdem locker bleiben kann. Eine Band, die das seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert, hört auf den Namen AC/DC, und um die dreht sich das neue Buchreview:

Phil Sutcliffe: AC/DC - High Voltage-Rock'n'Roll: Die ultimative Bildbiografie



Folgende Events wurden wiederum in einer anderen Bedeutung des Wortes livehaftig dokumentiert:

Alesana, We Came As Romans, iwrestledabearonce, Glamour Of The Kill, 23.01.2012, Berlin

Hubert von Goisern, 08.02.2012, Leipzig

Bloodgroup, Hannes Smith, 11.02.2012, Dresden

5. Philharmonisches Konzert, 12.02.2012, Dresden

Zdob Si Zdub, 21.02.2012, Leipzig

Waseda Symphony Orchestra, 23.02.2012, Leipzig

Yma - zu schön, um wahr zu sein, 23.02.2012, Berlin

Eisbrecher, Lord Of The Lost, 25.02.2012, Erfurt

Chemnitz rocken! Vorrunde 3: Too Little Cage, The Oceanic Bliss, Molllust, 02.03.2012, Chemnitz



Die folgenden Tonträger kann man nicht nur dokumentieren, sondern auch hören (was ja eigentlich der Zweck von Musik sein sollte ...):

Angband: Visions Of The Seeker

Anvil: Pound For Pound

Argos: Ángeles, Hombres Y Demonios

Arija: Geroi Asfalta - 20 Ljet

Aspera: Ripples

Barbie Bangkok: People And Geometry

Black Candy Store: Back To The Wall

Búc Tuòng: Ngày Khác

Caustic Lye: That That Is Is

Darking: Sons Of Steel

Dead Silence: Macabra Miseria

Demetra Sine Die: Council From Kaos

Eighteen Visions: Obsession

Global Kryner: Coverstories

Hubert von Goisern: Entwederundoder

L'Âme Immortelle: Momente

Latebloomer: Another View

Sebastian Lohse: In Medias Res

Medina X: Los Espiritus

Münchener Freiheit: Geile Zeit

Ronny Munroe: The Fire Within

My Epic: I Am Undone

My Epic: Yet

Nihil Novi Sub Sole: Jupiter Temple

Pastor Brad: Break Out

Poems Of Shadows: Obscure Forest, Destructive Illusion

Potion: Band Of Outsiders

Savatage: Poets And Madmen

Shining Star: Reset

Split Heaven: Street Law

Styx: The Grand Illusion/Pieces Of Eight - Live

Virgin Steele: Age Of Consent

Zwischenfall: Soweit

Zwischenfall: Wir wollen reden.

Das Abschlußzitat ist vom Zitatenrecht mit großer Wahrscheinlichkeit gedeckt und stammt zudem aus einer der diesmal rezensierten CDs. Grüße aus erster Hand überbringt allen Lesern und Usern

Roland Ludwig aka rls


"Das ist alles nur geklaut,
das ist alles gar nicht meine.
Das ist alles nur geklaut,
doch das weiß ich nur ganz alleine,
Das ist alles nur geklaut und gestohlen und gezogen und geraubt -
'tschuldigung, das hab' ich mir erlaubt."


05.02.2012:

Sollte noch jemand am Weltuntergang 2012 gezweifelt haben: Der Mensch beweist gerade in diesen Tagen mal wieder in weiten Teilen der Welt, daß sein Artname "sapiens" (also "vernunftbegabt") geflunkert ist. Da können die Ägypter nicht mit ihrer hart erkämpften Freiheit umgehen und schlagen sich nicht nur beim Fußball gegenseitig die Schädel ein. Da zetteln die Syrer einen Bürgerkrieg an, und die UNO kriegt keine Resolution gebacken, weil Vetomacht Rußland das Ganze offenbar im Alleingang lösen und hinterher als Held dastehen will. Und die Israelis bereiten sich allen Ernstes darauf vor, einen Angriff auf den Iran zu starten, wo eigentlich jedem vernunftbegabten Menschen klar sein müßte, daß die Chance, mit einem solchen Angriff das iranische Atomprogramm unter Kontrolle zu bekommen, in der Nähe des absoluten Nullpunktes angesiedelt und deshalb pure Flunkerei ist. Okay, der Iran seinerseits geht auch nicht als Vorkämpfer der Menschenrechte durch, aber selbst dem verkalktesten Mullah ist klar, daß er eine Atombombe, besäße er denn eines Tages mal eine, nie praktisch einsetzen können wird, weil dann irgendeine der benachbarten Atommächte Teheran ausradieren und den Bergsteigern mit dem Damavand ein reizvolles Ziel nehmen würde. Für Beruhigung sorgt das jedenfalls alles nicht, und der Deckel über dem Brunnen, in den das Kind fallen könnte, ist mal wieder arg brüchig ... Geht man eine Dekade in der Geschichte zurück, gab es da in NYC ein auch nicht gerade unkritisches Ereignis, und das spielt in der neuen Folge der Bücher der Gebrüder Kotte eine Rolle.

Ein politischer Seiltanz ist das momentan also - daß bei einem der neu rezensierten Events allerdings nun ausgerechnet eine Band namens Dance On The Tightrope spielte, war purer Zufall:

North Atlantic Oscillation, Dance On The Tightrope, 24.10.2011, Berlin

Redeem, Human Zoo, 18.11.2011, Mannheim

Portugal: The Man, Steaming Satellites, 25.11.2011, Berlin

Knock Out Festival, 10.12.2011, Karlsruhe

Nemo, Carpe Noctem, 13.01.2012, Jena

Konzert für Neugierige: Humor, 14.01.2012, Leipzig

Reiheins: Glaube, 14.01.2012, Leipzig

5. Sinfoniekonzert, 18.01.2012, Chemnitz

Konzert zum Jubiläum des Kirchenmusikalischen Instituts, 19.01.2012, Leipzig

Schandmaul, Burn, 20.01.2012, Leipzig

Leipziger Universitätsorchester, 28.01.2012, Leipzig

Pariser Leben, 28.01.2012, Dresden

Andrew Litton dirigiert, 29.01.2012, Leipzig



Drahtseilakte finden sich unter den diesmaligen Tonträgerreviews eher selten, aber es gibt welche:

Aborted: Global Flatline

Anerhoth: Andean Blood

Anti-Hell Society: Anti-Hell Society

Anvil: Strength Of Steel

A Plea For Purging: The Marriage Of Heaven And Hell

Aurthohin: Aushomapto 1

Behold The Kingdom: The Eyes Of The Wicked Will Fail

Black Hawk: Straight To Hell

Corrupted: Garten der Unbewusstheit

The Daniel Rosenboom Septet: Fallen Angeles

Decembers Fall: Awakening

December's Shadow: The Hands Of Fate

Dreamland: Exit 49

Dynasty: Truer Living With A Youthful Vengeance

Electron Love Theory: Colors Of The Galaxy

For Today: Ekklesia

Hatstik: The Way Beyond Help

Hellhound: Metal Fire From Hell

Jazzlife - Ellen & Bernd Marquart: Groove

Kipelow: V Let - Sankt-Peterburg Ljedowy Dworjez 20.10.07

Sarah Lias: Little Box Of Music

Mare Infinitum: Sea Of Infinity

Maryslim: A Perfect Mess

Münchener Freiheit: Wachgeküsst/Zeitmaschine (30 Jahre Jubiläums-Edition Vol. 8)

Our Proclamation: Choices

Rock'n'Doe: Break Of Dawn

Evan Russell Saffer: Neon Gas

Savatage: Handful Of Rain

Saving Grace: Unbreakable

Spiritn3d: Stand Firm

Tarja Turunen & Harus: In Concert - Live At Sibelius Hall

Your Chance To Die: Suscitatio Somnus

V.A.: Best Of Rock'n'Roll Instrumentals

Das Abschlußzitat stammt aus einem der letzten "Kriege gegen den Terror" bzw. vielmehr der Bewegung dagegen, aber es hat seine Berechtigung auch heutzutage keineswegs verloren. Einen jungfräulichen Februar wünscht allen Lesern und Usern

Roland Ludwig aka rls


"Bombing for peace is like fucking for virginity."




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