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Peter Licht   17.03.2012   Dresden, Beatpol
von mi

Ein heimeliger Abend voller unverhohlener Systemkritik. So schlicht könnte man das Konzert von Peter Licht im Dresdner Beatpol zusammenfassend beschreiben, ohne dabei irgendeinem der Akteure Unrecht zu tun. Einen Support gibt es nicht. Knapp nach 21 Uhr tritt Peter Licht - auf dessen Konzerten, so auch in Dresden, generell dafür gesorgt wird, dass ja keine Bilder seiner selbst aus dem Saal an die Öffentlichkeit dringen - auf die Bühne und verliest zunächst eine fünfminütige Gedankensammlung über den Unterdruck in einer Zahnpastatube, den Sinn des Wegwerfens und über die eigenen Spuren in der Welt. Weitere Textausschnitte sollen über den Abend verteilt folgen und bald wird klar: Hier handelt es sich um ein Manifest über das Sein in dieser Welt, die verlorene Kontrolle über das Sich und das Eingeschränktsein durch das Wort. Das Manifest des Peter Licht. Letztendlich ist genau das das Thema dieses Abends und die Songs dienen zur Untermauerung des Gesagten. Die Songtexte quellen nur so über vor lyrischen Bildern, die den Zuhörern ein Lächeln ins Gesicht zaubern oder ein bejahendes Kopfnicken hervorrufen. "Wenn ich nur wüsste, welches Leben ich ändern müsste und welches besser nicht." Schön! Und so wahrhaftig! Peter Licht singt von Gefühlen, die jeder kennt, aber kaum einer in Worte zu fassen vermag. Dass sein ausgeprägter Drang, viele Wahrheiten in einen Song zu packen, manchmal die melodiöse Eingängigkeit eines Songs untergräbt, stört hier niemanden. Man schwelgt in seiner Gedankenwelt, lässt sich in die Klangflächen der hervorragenden Band fallen und lauscht der Stimme des Peter Licht, der gern in eine Art Sprechgesang verfällt, um seine Wortflut in den Strophen unterzubringen. "Mit jedem Wort, das mich verlässt, werde ich weniger" - man möchte es ihm nicht glauben. Textsicher ist die Menge, wenn Licht vom Ende des Kapitalismus singt, und spätestens "Schüttel den Barmann" überzeugt dann auch die letzten Zweifler von der Authentizität dieses Künstlers.
Und so geht man nach anderthalb Stunden aufrichtiger Musik in einen dieser ersten lauen Frühlingsabende und fühlt sich der eigenen Mitte ein wenig näher. "Am Ende eines neuen Morgens bleibt uns der Wind."






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